Barry Trotter und die schamlose Parodie
gesehen.«
»Wirklich?!« fragte Lon aufgeregt.
»Klar, schon öfter«, fuhr Ferd fort. »Es ist ein Impro-Geist.«
»Was meinst du damit?« fragte Hermeline.
»Es heißt, er sei ein armer Improvisationsschauspieler gewesen, der eines Abends auf der Bühne gestorben ist. Deshalb ist er dazu verflucht, bis in alle Ewigkeit Improvisationstheater zu machen.« Die Romantik der Geschichte entlockte Hermeline einen Seufzer. Ferd fuhr fort: »Man geht also den Flur entlang oder macht die Haustür hinter sich zu, und plötzlich steht Tony — so heißt er — neben einem und sagt: >Ist das Ihr erster Arztbesuch?< oder >Willkommen bei der Armee, Soldat!< oder sonst irgendwas, und man ist gezwungen, die ganze Szene mit ihm durchzuspielen.«
»Wenn man sich weigert, spielt er einem üble Streiche«, sagte Jorge. »Zum Beispiel lässt er plötzlich das Wasser kalt werden, während du duschst, oder er sorgt dafür, dass dein Schlüssel in der Tür steckenbleibt.«
»Das Gebäude muss der Albtraum eines jeden Hausmeisters sein«, sagte Hermeline.
»Das ist es auch, ebenso wie wir«, sagte Ferd lächelnd. »Also, weshalb seid ihr hier?«
Als Barry ihnen erzählte, worum es ging, runzelte Jorge die Stirn. »Das dürfte nicht einfach werden. Ihr werdet sie entführen müssen. Überleg doch mal: Warum sollte J. G. den Film abblasen? Allein das Merchandising wird ihr noch mal einen Riesenhaufen Kohle einbringen.«
»Keine Ahnung, aber uns wird schon was einfallen.«
Hermeline ergriff das Wort. »Ich fand immer, dass sie sehr vernünftig ist. Wir müssen nur herausfinden, wo sie steckt. Habt ihr irgendeine Idee?«
Ferd sagte: »In der >New York Ghost< stand, dass sie letzten Monat zusammen mit Ben Affekt und Courtney Lust in der St.-Bartholomew’s-Kirche war, aber das ist alles, was ich und zehn Millionen anderer New Yorker euch sagen können.«
Barry hatte eine Eingebung. »He! Ich wette, Serious weiß es.« Serious, ein ehemaliger Schulkamerad seines Vaters, war Barrys Patenonkel; allerdings war die einzige Lebensweisheit, die Serious ihm je mit auf den Weg gegeben hatte, wie man die Karten beim Blackjack zählt.
Barry kletterte durchs Fenster und nahm den Telefonhörer ab. Die Leitung war tot. »Jungs, ihr habt doch beide einen Job. Ihr könntet wirklich eure Telefonrechnungen bezahlen.«
Ferd ging zu ihm hinüber und tippte mit seinem Zauberstab auf das Telefon. Barry hielt den Hörer ans Ohr und vernahm ein Freizeichen.
»Auf die Art kriegen wir’s gratis«, sagte Ferd. Barry nickte und staunte über die unbändige semikriminelle Energie der beiden Brüder.
Barry schlug sein Adressbuch auf und wählte die Nummer, die Serious ihm zuletzt gegeben hatte. Beim achten Klingeln meldete sich eine barsche männliche Stimme.
Was war denn das für ein Akzent — ein russisch-haitianischer? Ein haitianisch-russischer? »Hi, könnte ich mit Serious Blech sprechen?«
»Nein, der wohnt hier nicht mehr.«
»Oh. Wissen Sie, wo er hingezogen ist? «
»Nein, aber ich weiß noch, wie ich den Wichser rausgeschmissen hab. Er hatte einen, wie heißt das gleich, einen Hippogreif. Hat überall den Fußboden rausgerissen und die ganze Wohnung vollgekackt.«
Barry verdrehte die Augen. Was hatten Zauberer bloß an sich, dass aus ihnen immer solche verkrachten Existenzen wurden? »Verstehe, danke.« Als nächstes wählte er die Nummer der Zaubererauskunft, die schon oft für seine Telefonstreiche herhalten musste: 970-WIZZ. Dann passierte etwas typisch Amerikanisches: Anstelle der vertrauten, leicht verlebten Stimme mit dem walisischen Akzent und der Frage: »Welcher Teilnehmer?«, hörte er etwas sehr Merkwürdiges.
» Hälloou «, raunte eine erotische Stimme. » Willkommen bei 970-WIZZ. Hier machen schöne Frauen mit sehr vollen Blasen deine feuchtesten Träume wahr ...«
Barry legte auf.
Kapitel acht
Aus irgendeinem Grund spielen Hunde eine tragende Rolle in dieser Geschichte
Frustriert und mit einem flauen Gefühl im Magen stellte Barry das Telefon beiseite. Er steckte den Kopf aus dem Fenster. »Serious steht nicht im Telefonbuch«, sagte er.
»Hast du’s schon in der Bowery probiert?« scherzte Ferd.
»He, du sprichst immerhin von meinem unzuverlässigen, ausgesprochen arbeitsscheuen Patenonkel«, sagte Barry und kletterte hinaus auf die Feuerleiter. »Habt ihr denn gar keine Idee, wo wir J. G. Rollins finden können?«
Jorge zuckte mit den Schultern. »Keinen Schimmer«, fügte Ferd hinzu.
»Kommt schon, Jungs! Ihr
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