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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Zauberei den illegalen Tricksereien der Band auf die Schliche kam. »Das waren vielleicht ein paar Flachpfeifen, was, Lon?« lachte Barry.
    Er lachte allein; Lon war eingeschlafen. Wie immer zuckten seine vier Gliedmaßen im Schlaf, sein Hundehirn hatte das Ruder übernommen. Ein unterdrücktes Bellen drang an Barrys Ohr. Zwischen Lons schlaffen Vorderpfoten klemmte ein Buch. Barry nahm es vorsichtig an sich und drehte es um.
    »Lass das. Es gehört Lon. Vielleicht will er nicht, dass es jemand liest«, sagte Hermeline. Sie und Lon hatten vor dem Unfall »zärtliche Gefühle« füreinander gehegt, und nun versuchte sie ihn immer zu beschützen. Barry ignorierte ihren Einwand und las:
    »Libes Tagebuch,
    Du wirs S nich glauben aber ich bn in aim HEI! 1 gans großer. Ich bin in saim Bauch. Hir ist es kül + nich so stikich wie man glaupt. Hoite hat Hrmelihne 1 Boha gsehn (Giftslange). Bary is so fis wie immer er hat mir main auto wegenom und es wegewofen. Warum is er imer so fis? So behandelt mann froinde einfach nich.«
    Barry legte das Buch wieder zurück. Mit seiner irritierenden Mischung aus geistiger Zurückgebliebenheit und körperlicher Reife sah Lon im Schlaf richtig niedlich aus. Einen Moment lang machte es Barry wütend, dass er ausgerechnet jetzt nicht schnarchte; Barry konnte es sich nicht leisten, dass seine Glaubwürdigkeit angekratzt wurde, schon gar vor Hermeline. Doch dieses Ärgernis wurde durch den Umstand, dass er nun endlich selber schlafen konnte, mehr als aufgewogen. Und das tat er denn auch — nachdem er eine Aspirin gegen die Schmerzen in seinem Fragerufzeichen geschluckt und sich vorgenommen hatte, nicht mehr »so fis« zu Lon zu sein. Er durfte ihn nicht dafür bestrafen, dass er den Freund vermisste, den er vor dem Unfall in ihm gehabt hatte. Lon konnte nichts dafür, dass er ein Hundejunge mit einem Hau war.
    Ein paar Stunden später verspürte Barry einen Schmerz zwischen seiner dritten und vierten Rippe, dort, wo Hermeline ihn mit ihrem abgekauten Kugelschreiber piekste.
    »Wach auf. Wir sind gleich da.«
    Barry gähnte und streckte sich. Er schüttelte Lon sanft. Zu den Schmerzen in der Narbe — sie gingen und gingen nicht weg — kam nun noch die Benommenheit, die einem das Hirn vernebelt, wenn man tagsüber verlorenen Schlaf nachholt.
    Aber selbst wenn Barry hellwach gewesen wäre, wäre er nie darauf gekommen, warum seine Narbe ihn so beharrlich quälte: Keine zwanzig Zentimeter wogenden Fischfleischs von seinem ruhenden Kopf entfernt klebte ein Remora aus dem Gefolge Lord Valumarts und belauschte sie. Sie konnten in New York mit einem herzlichen Empfang rechnen.

    Die Fähigkeit der Muddel, alles Übernatürliche zu ignorieren, war zwar ganz praktisch, vor allem aber war sie in der Zauberwelt so etwas wie ein Running Gag. Sie lieferte Stoff lür eine Unzahl von ethnischen Witzen nach dem Muster: »Wie viele Muddel braucht es, um einen fliegenden Teppich zu sehen?« »Das war kein Teppich, das war ein Wetterballon!« Okay, es gibt bessere. Aber die Beziehungen zwischen den beiden Gruppen waren im Grunde nicht allzu angespannt. Die Bemühungen von zarter besaiteten Seelen wie Hermeline, Verunglimpfungen dieser Art zu unterbinden (einer von vielen Kreuzzügen, die sie in Hogwash führte), waren ziemlich erfolgreich gewesen, aber so ganz ließen sie sich nicht aus der Welt schaffen.
    Doch so sehr die Muddel auch dazu neigten, alles Magische zu ignorieren, ein gut zwanzig Meter langer, unter spanischer Flagge segelnder Carcharadon megalodon , der drei lächelnde Briten auf den Pier würgte, würde auch den abgestumpftesten New Yorker dazu bringen, die nächste Boulevardzeitung anzurufen. Der Hai musste also zusehen, dass er unbemerkt blieb. Er schwamm hinüber zur West Side und dann den Hudson hinauf zu den Kaianlagen an der Christopher Street, wo als Zeugen höchstens ein paar Transvestiten zu erwarten waren, die dort auf den Strich gingen — und die würden die seltsame Erscheinung ein paar miesen Cocktails zuschreiben.
    An einem geeigneten Pier, unter den Augen eines repräsentativen Querschnitts des Rotlichtmilieus, erhob sich der Hai aus dem Wasser und spuckte unsere Helden aus. Nachdem alle drei sanft auf den verwitterten Planken gelandet waren, lächelte der Fisch, ließ sich zurück ins Nass fallen und schwamm davon.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wo wir sind?« fragte Barry.
    »Nein«, erwiderte Hermeline.
    »He, Mister — soll ich mal mit den Glocken läuten?« sagte eine

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