Barry Trotter und die schamlose Parodie
war der Song zu Ende, und sie konnten sich wieder verständigen. »Ich weiß, wo J. G. ist«, sagte Hermeline.
»Wie das?« fragte Ferd. »Hast du dir die Muschi lesen lassen?«
»Was?« Hermeline war völlig verdattert. Die ohrenbetäubende Musik setzte wieder ein, daher gingen sie in einen ruhigeren Gang, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.
»Jetzt wissen wir also, dass sie bei Fantastic ist«, sagte Barry. »Das ist doch schon mal was. Die Frage ist nur: Befreien wir sie selbst oder warten wir darauf, dass eine umherstreunende Acromandela das für uns erledigt?« Wie jeder Leser von >Fabeltiere und wie man sie zubereitet< weiß, sind Acromandelas riesige, schwarze Spinnen mit einer Leidenschaft für Menschenrechte. Leider lebten sie in Südafrika und nicht in New York.
»Wir können nicht warten. Ich denke, wir sollten es selbst tun«, sagte Barry. Nachdem sie Jorge und Lon gefunden hatten, wechselten sie ins >Tiny’s<, einen unterirdischen Jazzclub, in dem sich die Zentauren New Yorks trafen.
Ferd und Jorge waren Fans der regelmäßigen Magic-Slams des Clubs, bei denen Männer mit Ziegenbärten und Frauen mit strähnigen Haaren ihre neuesten Stegreifzauberformeln vortrugen.
Der Eingang zum >Tiny’s< war ein Entlüftungsrohr mitten auf der Seventh Avenue in Greenwich Village. Muddel sahen, wie gründlich sie es auch inspizierten, immer nur das orangefarbene Plastikrohr, aus dem oben Dampf quoll, ein gewohnter Anblick in New York. Zauberer und andere magische Wesen jedoch konnten das Rohr durch eine geheime Öffnung an der Seite betreten, stiegen ein paar Stufen hinunter, und schon waren sie im >Tiny’s<.
Ein Quartett spielte gerade die letzten Takte von >Relapsin’ at Camarillo<, und dann erschien ein Conferencier auf der Bühne. »Sehr geehrte Hexen und Hexer, Zentauren und Zentrinas, hier kommt ... Miss Spatula Clark!« Er stellte eine Chianti-Flasche im Korb auf die Bühne. Rosafarbener Rauch stieg aus ihrem Hals auf und formte die Kurven und Rundungen einer Frau. Die dampfgeborene Chanteuse begann zu singen: » It’s witchcraft... crazy witchcraft. ..« Es gab viel Applaus. Der Geist von Frank Sinatra spazierte durch den Club und teilte Prügel aus — aber da er ein Geist war, ging seine Faust einfach durch jeden hindurch, ohne ihm Schaden zuzufügen.
Jorge sagte: »Wissen wir eigentlich, ob J. G. überhaupt abhauen will? Sollen wir ihr sagen, dass wir sie entführen wollen?«
»Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Mein Informant hat mir erzählt, sie haust in einer winzigen Zelle im Keller«, sagte Hermeline. »Der Fußboden steht unter Strom, und jedesmal, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Worten pro Minute unterschreitet, kriegt sie einen Schlag. Ich glaube, sie wird froh sein, da rauszukommen, und dankbar genug, uns zu helfen.«
Die männlichen Wesen an ihrem Tisch starrten wie gebannt die ätherische Sängerin an, die ständig ihre Form veränderte und sich in andere Frauen verwandelte, eine schöner als die andere. In Hermeline stieg der gewohnte Ärger darüber auf, von Neandertalern umgeben zu sein. »Hier spielt die Musik, Jungs! Wir haben einen Job zu erledigen! Irgendwelche Ideen? Wie kommen wir an sie ran?«
Jorge sagte: »Naja, wahrscheinlich bringt es nichts, aber morgen findet bei Fantastic eine Vorstandssitzung statt. Auf der Party haben alle davon gesprochen.«
»Sehr gut«, sagte Hermeline. »Das bedeutet, dass haufenweise Leute im Haus sind, die keiner kennt.« Sie war ganz in ihrem Element. Die Band spielte, und alle dachten nach. Phantom-Frank schlich umher und versuchte eine Schlägerei anzuzetteln.
»Wenn ich mich in einen Overhead-Projektor verwandeln würde ...«, bot Barry an.
»... dann würde dich nur jeder angucken. Und außerdem, Harry, müssen wir alle da rein, nur für den Fall, dass es brenzlig wird. Ich hab eine bessere Idee«, sagte Hermeline. Barry hasste es, unterbrochen zu werden, doch er ließ sie fortfahren. »Bei so einer großen Versammlung wird immer Essen bestellt. Ich werde mich als Lieferantin ausgeben und einen Haufen Bagel hineinschmuggeln.«
»Da werden sie sich bestimmt freuen«, sagte Barry.
Hermeline verdrehte die Augen. » Ihr seid die Bagel! Du, Lon, Ferd und Jorge. Ich werde euch verwandeln.«
»Guter Plan«, sagte Jorge. »Ich wollte mir schon immer mal den Verdauungstrakt eines Verlagsbonzen von innen ansehen.«
»Keine Angst, Jorge. Ich werde ein paar echte Bagel obendrauf legen. Die werden sie essen
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