Barry Trotter und die schamlose Parodie
und euch vergammeln lassen«, sagte Hermeline.
Sie dachten alle einen Moment lang nach, abgesehen von Lon, der nie nachdachte, und Ferd, der eingeschlafen war. Barry brach das Schweigen. »Ich finde, das ist eine bescheuerte Idee« — Hermeline machte den Mund auf, um zu widersprechen — »aber da wir keine bessere haben: Okay.«
»Lasst uns nach Hause fahren und ein bisschen schlafen«, sagte Hermeline.
»Baby, du hast für einen anderen die Glücksfee gespielt! Das kannst du mit dem Boss nicht machen!« brüllte Sinatra Hermeline an und schlug zu. Sie bemerkte es nicht einmal, der Schwinger glitt wirkungslos durch ihr Kinn. » Verdammt! « polterte Sinatra.
Kapitel zwölf
Auf der Flucht
Während der Rest der Hogwash-Elite sich am nächsten Morgen voller Euphorie darauf vorbereitete, unbemerkt bei Fantastic einzudringen, freute sich ein Ehemaliger gar nicht auf die Action, die nun anstand: laufen, springen, eventuell Kugeln ausweichen und möglicherweise sogar Taser-Schüsse in die Lendengegend kassieren. Ferd war noch mal ins >’Chäte< zurückgekehrt, nachdem die anderen nach Hause gegangen waren. Er hatte bis zum Morgengrauen gefeiert, in jedem Arm eine als Krankenschwester verkleidete Kellnerin, und nun musste er dafür büßen.
Er hatte ein paar Smart Drinks gekippt — was sich für einen Menschen mit nur mittelmäßigen geistigen Fähigkeiten überhaupt nicht empfiehlt —, und obwohl die dadurch hervorgerufene Steigerung des abstrakten Denkvermögens angenehm war, solange sie anhielt (endlich verstand Ferd den >Ulysses<, moderne Kunst und Trigonometrie), brachte der freie Fall zurück zu seinem normalen IQ den heftigsten Kater mit sich, den man sich nur denken konnte. Ferd hatte ein großes Glas Wasser getrunken und in der >Encyclopaedia Britannica< gelesen, bevor er sich für ein paar Stunden schlafen legte, aber es hatte nicht geholfen. Nun gab er mal schwache Seufzer von sich, mal verlangte er nach seinem bevorzugten Gegenmittel: Jaffa-Keksen.
Diese bezaubernden kleinen Kunstwerke aus Orange und Schokolade, irgendwo im Niemandsland zwischen Keks und Kuchen angesiedelt, haben keinerlei medizinische Wirkung. Dennoch hatte Ferd sich auf sie als Katermittel seiner Wahl versteift, und deshalb waren nun sechs Packungen von Kablooey.com unterwegs.
Es klingelte an der Tür; Barry ging und machte auf. Vor ihm stand, den Helm unterm Arm, der Bote von Kablooey.com ... und auf der Stirn hatte er ein makellos geformtes Fragerufzeichen.
Barry glotzte ihn an. Hatte er einen lange verschollenen Bruder gefunden? Und wenn ja, konnte er dann umsonst bei Kablooey.com bestellen?
»Es sieht um einiges besser aus als deins«, höhnte der Bote. »Ich wäre echt sauer, wenn ich so ein Gekrakel auf der Stirn hätte.«
Barry holte tief Luft. »Aber ... was hat das zu bedeuten?«
»Als Kind stand ich total auf die Bücher«, sagte der Typ, während er Barry die Jaffa-Kekse übergab. »Dann habe ich die Mädchen entdeckt. Hier unterschreiben«, sagte er und reichte Barry ein Klemmbrett. Der Bote seufzte. Er drückte ein bisschen auf die Tränendrüse, um mehr Trinkgeld rauszuschlagen. »Das hier ist meine letzte Lieferung, heute mittag wird meine Firma dichtgemacht.« Barry fragte sich, ob er ihm das glauben sollte, aber er gab ihm trotzdem einen Fünfer. »Danke«, sagte der Typ und ging.
Barry schloss die Tür und übergab die Packung Ferd, der sie mit der Gier eines Vielfraßes aufriß. »Danke! O Mann, mein Kopf bringt mich um«, sagte Ferd.
»Tja, wie sagt Sartre? >Leben heißt leiden.<« Ferd reagierte nicht, sondern kaute nur wie besessen.
»Das war Buddha«, sagte Hermeline.
»Ist doch dasselbe«, erwiderte Barry schulterzuckend. »Lasst uns abhauen«, sagte Jorge. »Da Verbrechen sich nicht bezahlt machen, muss ich bis heute mittag bei der Arbeit sein.«
Barry, Lon, Jorge und Ferd stellten sich in einer Reihe auf und warteten auf ihre Transformation in einen Bagel. Jorge war als erster dran, und das bekam ihm gar nicht gut: Er wurde erst in einen Bügel und dann in einen Beagle verwandelt, bevor Hermeline es endlich richtig hinbekam.
»Es dauert immer ein Weilchen, bis Zauberstäbe morgens warm werden«, sagte Hermeline und schüttelte den ihren wie ein Thermometer.
»Ich will Mohn obendrauf! Ich will Mohn obendrauf!« brüllte Lon und machte dabei Luftsprünge, um seinem Begehr Nachdruck zu verleihen. Er liebte Mohn. Hermeline lächelte. In solchen Momenten konnte man ihn fast für einen
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