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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Leben unter dem Einfluß von Magie machen konnte. »O Gott«, sagte er halblaut.
    »>Herr Direktor< tut's auch«, zischte Larval hinter ihm.
    Die Zeit war nicht gnädig mit Drafi Malfies gewesen. Seine weißen Haare waren längst ausgefallen — abgesehen von einer Strähne am Hinterkopf, die er lang nach vorn gekämmt hatte, was nicht besonders vorteilhaft aussah. Waren seine Glatze, der Zahnausfall und die Schrunden im Gesicht, die mit Make-up zu kaschieren so lange gedauert hatte, Nebenwirkungen der mächtigen Doofen Magie, derer er sich in jungen Jahren bedient hatte? (Ohne sie hätte sich nie ein Mädchen mit ihm verabredet.) Die Antwort kannte nur Schwester Pommefritte, aber welch furchtbare Auswirkungen ebendiese Magie auf seine Fortpflanzungsorgane gehabt hatte, stand völlig außer Zweifel. Sie waren etwa so groß wie Rosinen und ebenso effektiv. Drafis Lenden waren verbrannte Erde, doch das uralte, ungeliebte Geschlecht der Malfies musste fortbestehen (in diesem Buch werden Schurken und ihre Handlanger geboren, nicht gemacht). Daher hatte Luderwig Malfies, ein führender Doofer Zauberer und der Vorsitzende des Kuratoriums der Schule, einen Klon in Auftrag gegeben: Larval. 22
    Andere Auswirkungen der »Strafe der Schamanen« (wie das Phänomen der Impotenz durch Zauberei in vornehmen Kreisen genannt wurde) ließen sich jedoch nicht so einfach kompensieren. In den zwanzig Herbsten, seit er seinen Abschluss an Hogwash gemacht hatte, war Drafi grotesk in die Breite gegangen. Auf der Fettschicht eines jeden Jahres hatte sich im folgenden eine noch dickere gebildet. Und doch war Drafi kein lustiges Dickerchen — ganz im Gegenteil. Er leitete Hogwash mit brutaler Willkür, und obwohl er nicht wirklich Schüler umbrachte, war ihm doch anzumerken, dass er danach trachtete.
    Wie ein Elefant, der geräuschlos von einem unsichtbaren Kran heruntergelassen wird, sank Drafi langsam und zu unpassender Musikbegleitung hernieder. Alle Blicke waren nach oben gerichtet, alle Münder standen offen. Der neue ausländische Professor murmelte ein Gebet in seiner Muttersprache. Die Menge war wie hypnotisiert — nicht weil das Ereignis so beeindruckend war, sondern vielmehr, weil sie fürchtete, dieser wabbelige Killerwal von einem Mann könnte herunterfallen. Wenn das geschah, das wussten alle, würde er mindestens eine, wahrscheinlich jedoch mehrere Personen zerquetschen, und es gäbe nicht nur eine totale Sauerei, sondern für die Betroffenen auch nicht die geringste Überlebenschance, denn unter seiner Toga wog Drafi mindestens 200 Kilo.
    Und genau das geschah. Plötzlich bekam Drafi Schlagseite, griff ins Leere und stürzte ab. Die Schüler stoben auseinander, aber ein unglückseliger Hauself wurde in alle Himmelsrichtungen verspritzt. Nigel wischte sich die verschmierte Brille ab. Es war ein schauriger Anblick — der Direktor trug keine Unterhose.
    Die Muddelfans auf der Galerie über ihnen klatschten Beifall. Sie hielten das Ganze für eine unbegreifliche, aber nicht minder spektakuläre Showeinlage mit Tradition. Als ihnen auffiel, dass sich der dicke Mann in dem Bettlaken nicht mehr rührte, ebbte der Applaus ab. Man hörte ein paar hastig unterdrückte Lacher, und dann wurden sie hinauskomplimentiert.
    »O nein! Erbgutspender!« schrie Larval kummervoll genau in Nigels Ohr.
    »Aua, Mann!« sagte Nigel, während Larval sich nach vorn drängelte und zu heulen begann. Nigel verstand nicht, was Larval solchen Kummer bereitete. Wenn seine Eltern stürben, würde er es sich richtig gutgehen lassen. Er würde ein Buch darüber schreiben und mit dem Geld eine Zahnarztpraxis mit angeschlossenem A&A-Spielsalon eröffnen.
    Schwester Pommefritte eilte zu Drafi hinüber, der zusammengesackt auf den Fliesen lag wie ein zermatschter Napfkuchen. Seine karmesinrote Füllung verteilte sich ebenso wie die des Hauselfen über den gesamten Fußboden.
    »Einmal Wischen im Großen Saal«, sagte ein Hauself über den Lautsprecher.
    »Er ist tot«, sagte Schwester Pommefritte.
    »Stimmt«, sagte Drafis Geist, der neben ihr erschien. »Lasst uns essen.« Der Tod hatte ihm nicht den Appetit verdorben.
    Schwester Pommefritte schwenkte ihren Zauberstab und zauberte die bluttriefenden Leichname in die Leichenhalle der Schule. Alle anderen setzten sich zum Essen an den Tisch.

    Fidibus Snipe sprang ein, um das Festmahl zu eröffnen, aber keiner der Sterblichen hatte großen Hunger, vor allem die nicht, die mit Drafis Überbleibseln bespritzt worden

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