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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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eines ansonsten exzellenten Jahres für Silverfish war und eines angemessen guten für alle anderen. Jetzt dürfen die Vertrauensschüler die Gruppen in ihre Gemeinschaftsräume führen, wo sie vor dem Zubettgehen einen kurzen Orientierungsfilm sehen werden. Gute Nacht — und Gott schütze euch.«

  Kapitel fünf
Advokaten und Adlaten
    Nigel ging mit den anderen Grittyfloor-Schülern zu Porträt der Dünnen Dame mit dem seltsam dicklichen Gesicht. Ihre erste Reaktion auf den Ruhm hatte darin bestanden, sich Fett absaugen zu lassen, was sie damit finanzierte, dass sie sich von neugierigen Fünftklässlern gegen einen Obolus unter den Rock gucken ließ. Sie sprach regelmäßig für Rollen in Hollywoodfilmen vor, bekam aber nie eine — immer wieder winkte sie in die Kamera.
    »Wir kommen jetzt durch, Miss Muschimuttermal«, verkündete Passé Measly hoheitsvoll. Er war der Vertrauensschüler von Grittyfloor, Prissys Sohn und eine ebensolche Nervensäge wie dieser. Nigel musste daran denken, dass sein Dad einmal gesagt hatte, Prissy verhalte sich, als habe er einen Zauberstab im Arsch. Jetzt wusste er, was er damit gemeint hatte. Passé war magisch nicht besonders begabt — nicht umsonst war er Grittyfloor zugewiesen worden —, aber sein mangelndes Talent glich er durch Selbstbewusstsein aus.
    »Das kostet einen Sickie«, erklärte die Frau im Porträt. Sie musste schließlich die Rechnungen für ihre Fettabsaugungen bezahlen.
    »Was?« stammelte Passé. »Das ist ja unerhört! Weißt du eigentlich, wen du vor dir hast? Das werde ich dem Direktor sagen!«
    »Nur zu — er und ich machen halbe-halbe«, sagte das Porträt.
    Die Maut wurde entrichtet, und die müden, überreizten Schüler kletterten durch das Bild in den Gemeinschaftsraum von Grittyfloor. Dort hing die Zimmeraufteilung aus. Von den Namen der vier, die mit ihm ein Zimmer teilten, kannte Nigel nur einen — Don Tomas.
    »Sucht euch alle einen Platz!« brüllte Passé. Er richtete seinen Zauberstaub auf eine leere Stelle an der Wand, und das Orientierungsvideo begann.
    Die Schule, die Nigel erwartete, war eine ganz andere als die, die Barry, Hermeline, Lon und die anderen besucht hatten. Jahrzehnte des Weltrufs hatten aus dem baufälligen Schrottkasten, in den man ging, um zaubern zu lernen, eine Schule gemacht, die man besuchte, um der nächste Barry Trotter zu werden, ein reicher Zauberer, der in einem fort die Welt rettete und von Milliarden Menschen geliebt wurde. Dieser Mythos hatte die Schüler so in seinen Bann geschlagen, dass jeder einzelne sich insgeheim zu einem Barry, einer Hermeline oder einem Lon erklärte, und diese Atome schlossen sich jeweils zu Dreiermolekülen zusammen. Jeder Schüler behielt seine Rolle während seiner gesamten Laufbahn bei: Die Hermelines wurden Musterschülerinnen, die Barrys machten Ärger, und die Lons benahmen sich hündisch. Gelegentlich machte sich so ein Dreiergrüppchen auf und durchkämmte die Schule nach »Geheimnissen«, die es sich aufs Infantilste zusammenspann.
    Diese ständige Jagd nach imaginären Verschwörungen und Intrigen bescherte der Schule nicht nur eine absurd hohe Sterblichkeitsrate, sondern führte auch dazu, dass die Eltern eines jeden Kindes durch ihre Unterschrift auf jegliches Recht verzichten mussten, die Schule zu verklagen, falls »Ihr Sohn oder Ihre Tochter beim Detektivspielen zu Tode kommen sollte. Als solches gewertet wird unter anderem, wenn der Schüler herumschnüffelt oder spioniert, nach >Hinweisen< sucht oder sie missinterpretiert, sich gefährlichen Tieren entgegenstellt, weniger gefährliche Tiere reizt, in fremden Sachen herumwühlt, ausbüchst, Nachforschungen anstellt oder Professor Snipe auf die Nerven geht.« Die Lehrerschaft bezeichnete solches Verhalten als »Rollinsitis«, und nach dem hundertsten Todesfall (ein Barry in der siebten Klasse war verhungert, weil er in einem Heizungsschacht steckengeblieben war — die Hermeline traute sich nicht, jemandem Bescheid zu sagen, und der Lon vergaß es) spendete die verärgerte Autorin eine Million Gallonen pro Jahr zu Präventionszwecken.
    Die Rollinsitis machte einen geregelten Schulbetrieb praktisch unmöglich. Obwohl kein Zauberer seinen Kokon der Überheblichkeit jemals lange genug verlassen hätte, um das zu erkennen, tickte unter ihnen eine Zeitbombe: Die Hauselfen, denen die höchst undankbare Aufgabe der Verwaltung Hogwashs oblag, standen ständig am Rande eines massiven Streiks, dem gewiss langwierige Unruhen

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