Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
gefallen lassen«, flüsterte Junior Nigel zu, als die anderen Jungs schliefen.
»Ich will mich nicht mit ihm anlegen«, sagte Nigel. »Er ist größer als ich.«
»Dann verzauber ihn doch«, sagte Junior. »Schließlich weiß er, wer deine Eltern sind. Er wird sich bestimmt in den Umhang scheißen, sobald du deinen Zauberstab auf ihn richtest.«
»Na ja, ich ... Ich kann auch nicht besonders gut zaubern«, gestand Nigel. »Aber sag’s nicht weiter, ja?«
»Du bist sicher noch nicht in der Pubertät«, versuchte Junior Nigel zu trösten. »Hier, die wollte ich eigentlich für später aufheben, aber du kannst sie haben.« Er reichte ihm ein Päckchen Ohrenkneifer. »Die hab’ ich aus Hogsbleede«, sagte er.
»Du warst in Hogsbleede?« sagte Nigel. »Mein Dad nimmt mich nie dahin mit.«
»Mein Vater war dort Ringsprecher bei einem Boxkampf«, sagte Junior. »Und mein anderer Vater steht auf Siegfried und Roy. Ich fahre oft da hin. Wie auch immer, ich würde Folgendes machen ...« Er flüsterte Nigel etwas ins Ohr.
»Cool!« sagte Nigel leise. »Die fressen sein Gehirn auf?«
»Wenn er eins hat«, flüsterte Junior zurück.
»Okay, ich mach’s. Pass auf!« sagte Nigel. Er schlüpfte in das Tarncape und ging auf Zehenspitzen hinüber zu Byrons Bett. Dort zog er den Umschlag hervor und streute ein paar Ohrwürmer auf Byrons Kissen. Zu seiner Freude — und seinem Entsetzen — erhoben sich die Tiere auf die Hinterbeine, nahmen Witterung auf und krabbelten schnurstracks auf Byrons Ohr zu. Eins, zwei, drei verschwanden darin. Kichernd huschte Nigel zurück ins Bett. Auch Junior lachte.
»Könnt ihr mal die KLAPPE HALTEN?!« sagte Peter oder Gordon und weckte damit Byron auf, der sich am Ohr kratzte und sich auf die andere Seite drehte.
»Halt doch selber die Klappe!« entgegnete Junior.
»Wenn es funktioniert, nehmen wir uns vielleicht als nächstes Trottel eins und Trottel zwei vor«, flüsterte Nigel.
»Ja!« sagte Junior. Die beiden Verschwörer lachten in ihre Kopfkissen. Es war ein gutes Gefühl, einmal nicht herumgeschubst zu werden.
»Und«, sagte Junior leise, »glaubst du, dein Dad hat es getan?«
»Was?« erwiderte Nigel.
»Direktor Malfies umgebracht.«
Nigel wurde plötzlich klar, welche Vorteile es hätte, wenn alle Barry für einen Mörder halten würden. »Vielleicht«, sagte er. »Zuzutrauen wäre es ihm.«
»Das ist echt krass. Mein Dad hat mir alle möglichen Geschichten über ihn erzählt. Scheint ja ein ziemlicher Irrer zu sein«, sagte Junior und fügte dann hinzu: »Im positiven Sinne natürlich. Hat er wirklich eine Feuerwerksrakete so verzaubert, dass sie sich in Snipes Arsch gebohrt hat?«
»Zumindest behauptet er das«, sagte Nigel. »Ich weiß allerdings nicht, ob ich ihm glauben soll. Klingt eher nach den Measlys.«
Junior schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich wette, es ist ganz schön schwer, sein Sohn zu sein. Ich meine, was könntest du Snipe schon antun, um dem noch einen draufzusetzen?«
»Das kannst du laut sagen«, antwortete Nigel. »Ich meine, nicht nur, dass alle von mir erwarten, dass ich ein großer Zauberer werde — offenbar kann er sich noch nicht mal eine Stunde lang in der Schule aufhalten, ohne dass jemand ums Leben kommt.«
Erst gegen ein Uhr morgens schlief Nigel ein. Immerhin hatte der Direktor direkt vor seinen Augen den Kessel abgegeben, und außerdem war er doch ziemlich durch den Wind, weil er nun tatsächlich in Hogwash war und so weiter. Zum Glück fing der Unterricht erst mittags an — das Ehemaligenwochenende hatte einen eher entspannten Stundenplan nötig gemacht. Nigel blieb gerade noch Zeit, sich rasch die Haare zu kämmen, bevor er zur ersten Stunde eilte.
»Tja, mein Junge, Aussehen ist nicht alles«, sagte sein Spiegel spitz.
»Hoffentlich kriegst du 'nen Sprung!« brüllte Nigel, als er das Zimmer verließ.
Kapitel sechs
Barry lässt die Puppen tanzen
Ich begreife nicht, wieso das Klassentreffen abgesagt worden ist«, sagte Barry, während er und Hermeline sich von Drafis funkelnagelneuem Grab in der Familiengruft der Malfies entfernten. Es lag in einer nasskalten Ecke eines Doofen-Friedhofs neben den Stalins. »Ich meine, so was kann schließlich mal passieren.«
»Barry, der Mann ist tot«, sagte Hermeline.
»Das wurde aber auch Zeit«, sagte Barry. »Ich hätte ihn damals in der Schule schon umbringen sollen. J. G. hat es mir immer wieder ausgeredet. >Ich brauche ihn für die Handlung<, meinte sie. Als ob jemals
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