Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
nicht«, sagte Timothy. »Es ist nur ...«
Bevor Timothy den Satz vollenden konnte, schubste Dexter ihn vom Kronleuchter. Timothys sämtliche Freunde, größtenteils sternhagelvoll (dank einer Bierpfütze unter einem der Tische), feuerten ihn mit lautstarken Obszönitäten an.
Die Mädchen an dem Tisch darunter, die nicht ahnten, dass sie gleich etwas ziemlich Ekliges erleben würden, fuhren fort zu plaudern.
»Ich hab' eine >Morgana le Fay<«, sagte Elizabeth.
»Eine was?« fragte Evelyn.
»Man rasiert die eine Seite und kämmt die Haare von der anderen Seite darüber«, antwortete Elizabeth.
Timothy hatte recht - Big Cheese hatte das Seil ausgeleiert: Mit einem scheußlichen Knirschen landete er auf dem Tisch und wurde dann wieder nach oben gerissen. Er hinterließ einen blutigen kleinen Umriss auf dem Tischtuch.
»Guckt mal, eine Maus ist auf unseren Tisch gefallen«, sagte Jane.
»Was soll’s, jetzt ist sie ja wieder weg«, sagte Elizabeth, ohne zu ahnen, dass Tim schon wieder im Anflug war.
»Ist das eklig«, sagte Evelyn. »Deck mal was drüber.«
Elizabeth schob ihren Becher auf den Fleck. Timothy kam erneut heruntergesaust und tauchte in den heißen Tee ein.
»Ahh!« quietschte der Pochierte. »Verdammte Kacke!«
»Igitt!« sagte Elizabeth. »Die Maus hat in meinen Tee geblutet.«
»Wenn du ihn trinkst, kriegst du ’ne Gallone von mir«, sagte Evelyn.
»Ich glaub’, ich hab’ auch Blut in den Haaren«, sagte Elizabeth und betastete ihren Kopf.
»Seht mal!« rief Jane und zeigte auf den Kronleuchter. »Da sind noch viel mehr >Blutmäuse »Wie eklig«, sagte Elizabeth. »Lasst uns gehen und Dein Tod steht mir gut gucken.« 32
»Nein, ich muss mit den Hausaufgaben anfangen«, sagte Jane. »Aber vorher sollten wir Fistuletta Bescheid sagen.«
Die Mädchen gingen. Fistuletta war eine der Kantinenwirtinnen, eine Riesin. Sie war 347, von Warzen und Wimmerln übersät, und an den unmöglichsten Stellen ihres Körpers ragten Haarbüschel hervor, kurz: Sie war ein richtiger Knaller. Fistuletta war zwar noch unverheiratet, aber wild entschlossen, auf jemand Besseres als Hafwid zu warten.
Timothy verlor wieder und wieder das Bewusstsein, während er über dem Tisch auf und nieder federte. Seine Freunde jubelten ihm überschwenglich zu und warteten darauf, dass er langsam auspendelte, damit sie ihn hochziehen konnten. Auf seinem letzten Abwärtsflug kam Timothy gerade so weit wieder zu sich, um zu bemerken, dass die Mädchen nicht mehr da waren.
»Das möchte ich euch auch geraten haben ...«, sagte er schwach. »Seht zu ... dass ihr wegkommt.«
Dann sackte der arme Timothy noch ein bisschen weiter hinunter und sah Fistuletta.
»O nein ...«, seufzte er.
Sie packte die Maus und zerquetschte sie in der Faust. Hoch über ihr ertönten leise, piepsende Jubelschreie. Timothy ins Jenseits zu befördern — und dann zuzuschauen, wie er wieder zum Leben erwachte — war nun mal höchst amüsant. Es wurde nie langweilig (zumindest nicht für sie).
»Einmal wischen an Tisch drei! Ist 'ne ziemliche Sauerei!« bellte Fistuletta, und ein Hauself kam murrend mit einem Eimer und einem Mop aus der Küche geschlurft.
Kapitel acht
Extrem-Quaddatsch
Als Barry am Montag in aller Herrgottsfrühe in seinem und Hermelines neuem Zuhause ankam — dem Büro des Schulleiters! —, hatte sich draußen schon eine Schlange von Schülern gebildet. Madame Ponce stand dahinter und scharrte ungeduldig mit dem Fuß. Die Schulbibliothekarin war eine überaus knochige, hagere Frau. Barry hatte den Verdacht, dass sie in Wirklichkeit ein Mann war.
»Guten Morgen, Mädels. Guten Morgen, Madame Ponce. Wie läuft’s in der Bibliothek?« sagte Barry. »Sind noch alle Bücher da, oder sind letzte Nacht wieder welche ausgebüchst?« (Das war ein altbekanntes Problem.)
»Es wäre alles in Ordnung, wenn gewisse Schüler einsehen würden, dass sie ein Ort zum Lernen ist und kein ...«, sie verzog angewidert das Gesicht, »... Stripclub.«
»Ein Stripclub, ja?« Barrys Interesse war plötzlich geweckt. »Kommen Sie rein und erzählen Sie mir davon«, sagte er und geleitete das Grüppchen ins Büro.
»Wir sind extra in die Verbotene Abteilung gegangen!« sagte ein Mädchen. Es war ziemlich aufgeregt. »Wir wollten doch gar nicht, dass uns jemand sieht.«
»Werden Sie unseren Eltern davon erzählen?« fragte eine andere, den Tränen nahe.
»Madame Ponce, schildern Sie mir bitte die
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