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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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irgendwelche Späher noch sonst etwas Bedenkliches ausmachen, ausgenommen vielleicht Sohnemann Squalls’ rosigen Hintern, den er mir zuwandte, als er und sein Papi kehrtmachten und im Schweinsgalopp zum Tor zurückrannten. Prima. Als ich eben wieder zum Haus fliegen wollte, verzog sich der Rauch von der Explosion und enthüllte einen Mörder, der verdreckt und blinzelnd, doch ansonsten verblüffend lebendig in einem Schlammkrater hockte.
    Hm. Damit hatte nun wieder ich nicht gerechnet.
    Ich bremste mitten im Flug, drehte bei und feuerte einen noch kräftigeren Flammenstoß ab, einen von der Sorte, die sogar einen Jabor ins Wanken gebracht hätte. Auf jeden Fall hätte er die meisten Menschen in ein Rauchwölkchen verwandelt.
    Nicht so den Bärtigen. Als die Flammen verloschen, rappelte er sich gerade wieder auf, als wäre nichts geschehen! Er sah aus, als hätte er bloß ein Schläfchen gehalten. Zwar war von seinem Umhang nicht mehr viel übrig, doch darunter war er immer noch gesund und munter.
    Ich versuchte es nicht noch einmal. Ich bin ja nicht schwer von Begriff.
    Der Mann langte in seinen Umhang und zog eine silberne Scheibe heraus. Plötzlich holte er weit aus und schleuderte die Scheibe nach mir – sie verfehlte meinen Schnabel um Federbreite und kehrte in trägem Bogen in seine Hand zurück.
    Jetzt reichte es mir endgültig. Ich hatte in den letzten Tagen einiges mitgemacht. Wem ich auch begegnete, alle schienen sie etwas von mir zu wollen: Dschinn, Zauberer, Menschen… wer auch immer. Man hatte mich beschworen, beschossen, misshandelt, gefangen genommen, gefesselt, herumgeschubst und vor allem gründlich ausgenutzt. Und jetzt beteiligte sich dieser Kerl auch noch an der allgemeinen Treibjagd, obwohl ich lediglich versucht hatte, ihn unauffällig aus dem Weg zu räumen.
    Das schlug dem Fass den Boden aus.
    Die wütendste Amsel der Welt stieß im Sturzflug auf den Springbrunnen herab. Sie landete auf dem Delfinschwanz, legte die Flügel um die Skulpturengruppe, wuchtete sie hoch und verwandelte sich dabei wieder mal in den Wasserspeierdämon. Knirschend und krachend lösten sich Delfin und Gott 109
( Die beiden waren ineinander verschlungen. Wie, spielt hier keine Rolle)
aus ihrer Verankerung und ein Wasserstrahl spritzte in hohem Bogen aus den geborstenen Bleirohren. Der Dämon hob die Statue über den Kopf und landete mit einem Satz am Ufer.
    Der Mörder war nicht annähernd so überrascht, wie ich es mir gewünscht hätte, sondern schleuderte abermals seine Scheibe nach mir. Diesmal ritzte mir das giftige Silber die Vordertatze auf.
    Ich beachtete die Schmerzen überhaupt nicht, sondern schleuderte die Skulpturengruppe wie beim schottischen Baumstammwerfen nach ihm. Nach einigen eleganten Saltos landete sie mit einem leisen Ächzen auf dem Mörder.
    Zugegeben, er schien ein bisschen außer Puste geraten zu sein, war aber längst nicht so platt, wie ich gehofft hatte. Der griechische Gott lag bäuchlings auf ihm. Er betastete die Skulptur, um einen Halt zu finden und sie von sich wegschieben zu können. Ich verlor allmählich die Geduld. Wenn ich ihn schon nicht ausschalten konnte, musste es mir doch wenigstens gelingen, ihn aufzuhalten. Während er noch strampelte und sich abquälte, machte ich einen Satz, löste die Schnürsenkel seiner Stiefel und zog sie ihm von den Füßen. Dann warf ich sie mitten in den Teich, wo die Enten noch damit beschäftigt waren, sich neu zu formieren. Die Stiefel platschten mitten in die Schar und gingen sofort unter.
    »Das zahl ich dir heim«, knurrte der Mann. Er kämpfte immer noch mit der Skulptur und schob sie zentimeterweise von seiner Brust herunter.
    »Du kriegst wohl nie genug«, erwiderte ich, kratzte mich gereizt am Horn und überlegte, was ich noch alles mit ihm anstellen sollte, als…
    …ich spürte, wie mir das Gedärm zum Hintern herausgezogen wurde. Meine Substanz wand und krümmte sich. Ich keuchte. Der Mörder beobachtete, wie meine Gestalt verschwamm und verblasste.
    Mit einem Ruck warf er die Statue ab, und ich sah undeutlich, wie er aufstand. »He, du Feigling!«, schrie er. »Bleib gefälligst hier!«
    Ich drohte ihm mit der schemenhaften Tatze. »Sei froh, dass du so glimpflich davonkommst«, stöhnte ich. »Du könntest dich ruhig mal bedanken, dass ich…«
    Und weg war ich samt meiner Moralpredigt.

Nathanael
40
    Der pechschwarze Plasmablitz traf die Vitrine. Der Schamanen-Kopfschmuck, die Steingefäße und Pfeifen und das ganze Möbel

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