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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Einheitsgeschmack der Zauberer. Noch die kleinste Kiste sah aus, als wollte sie, wenn sie größer war, ein Leichenwagen werden.)
vorgefahren, hatte ihre Insassen ausgespien und war zu einem Parkplatz neben dem Gebäude weitergerollt. Die meisten Gäste waren inzwischen eingetroffen und die Konferenz konnte jeden Augenblick beginnen.
    Ich ließ den Blick über das Gelände schweifen. Die letzten Nachzügler kamen angebraust.
    Und noch jemand hatte es eilig.
    Vor dem Haus lag ein Teich mit einem Springbrunnen. Der Skulpturenschmuck stellte einen liebestollen griechischen Gott dar, der versuchte, einen Delfin zu küssen. 106
(Nicht zur Nachahmung empfohlen. )
Hinter dem Teich schlängelte sich die Zufahrt zwischen den Bäumen zum Tor und auf dieser Zufahrt nahten mit langen Schritten drei Gestalten. Zwei davon schritten rasch aus, der dritte noch rascher. Für einen Mann, der erst vor kurzem von einer Feldmaus verprügelt worden war, bewegte sich Mr Squalls ganz schön flink. Sohnemann übertraf ihn sogar noch, vielleicht beflügelt von seiner dürftigen Bekleidung (von weitem sah er aus wie ein großer rosa Pickel). Doch weder Vater noch Sohn konnten auch nur annähernd mit dem bärtigen Meuchelmörder mithalten, der jetzt die Abkürzung quer über den Rasen nahm und dabei ein derartiges Tempo vorlegte, dass sein Umhang nur so hinter ihm herflatterte.
    Wenn das mal keinen Ärger gab…
    So thronte ich also auf meinem Schornstein, ärgerte mich über meine vornehme Zurückhaltung in Sachen Squalls und Sohn 107
(Ich hatte gedacht, meine Prügel würden sie mindestens ein paar Tage außer Gefecht setzen. Aber ich hatte es versiebt. Das kommt davon, wenn man es zu eilig hat.)
und überlegte, ob ich die drei Ankömmlinge vielleicht einfach ignorieren sollte, da nahm mir ein zweiter Blick die Entscheidung ab. Der Bärtige wurde immer schneller. Komisch… er machte ganz normale Schritte, doch er kam unglaublich rasch voran und war schon fast am Teich angelangt. Gleich würde er das Haus erreichen und dann todsicher Alarm schlagen.
    Mein unbefugtes Eindringen musste warten und zum Versteckspielen war jetzt keine Zeit. Ich verwandelte mich in eine Amsel und stürzte mich entschlossen vom Dach.
    Der Mann in Schwarz kam rasend schnell näher. Um seine unteren Extremitäten herum flimmerte die Luft so merkwürdig, als wäre die Bewegung seiner Beine nicht richtig in einer einzigen Ebene verankert. Erst jetzt fiel bei mir der Groschen: Der Kerl trug Siebenmeilenstiefel! 108
(Eine zauberkräftige Erfindung des mittelalterlichen Europa. Auf Befehl ihres Trägers legen die Stiefel mit wenigen Schritten beträchtliche Entfernungen zurück. Die normalen (irdischen) Gesetze von Raum und Zeit sind außer Kraft gesetzt. Angeblich steckt in jedem Stiefel ein Dschinn, der sich auf einer hypothetischen achten Ebene fortbewegen kann (keine Ahnung, was das sein soll). Jetzt war mir auch klar, wie sich der Mörder nach dem Diebstahl des Amuletts der Festnahme hatte entziehen können. )
Noch ein, zwei Schritte, dann konnte ich ihn überhaupt nicht mehr einholen, denn von da an legte er mit jedem Schritt eine Meile zurück. Also legte ich meinerseits einen Zahn zu.
    Die Wiese mit dem Teich war ein hübsches Plätzchen (wenn man mal von der unanständigen Brunnenskulptur mit dem antiken Gott und dem Delfin absah). Ein junger Gärtner jätete am Ufer Unkraut, ein paar unschuldige Enten wiegten sich träumerisch auf dem Wasser, die Binsen wogten in der Brise. Unweit des Ufers hatte man eine kleine Geißblattlaube angelegt, deren Blätter das Auge mit ihrem lieblichen Grün erfreuten.
    Das aber nur nebenbei. Meine erste Detonation verfehlte den Mörder (es ist gar nicht so einfach, die Geschwindigkeit eines Siebenmeilenstiefelträgers abzuschätzen) und erwischte stattdessen die Laube, die auf der Stelle zu Staub zerfiel. Der Gärtner schrie auf und sprang in den Teich, was wiederum Wellen hervorrief, welche die Enten vertrieben. Das Schilf fing Feuer und der Mörder schaute nach oben. Er hatte mich zuvor nicht bemerkt, wahrscheinlich war er zu sehr mit der Steuerung seiner Stiefel beschäftigt gewesen. Vielleicht war mein Überraschungsangriff nicht ganz fair, aber was soll’s – ich war schließlich spät dran. Die zweite Detonation traf ihn mitten in die Brust. Smaragdgrüne Flammen hüllten ihn ein.
    Warum ließen sich nicht alle Probleme so einfach lösen?
    Ich flog eine weite Kurve und suchte den Horizont ab, konnte jedoch weder

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