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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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mitsamt einem Stück Fußboden verschwanden gurgelnd wie in einem Abfluss. Aus dem Loch quoll eine übel riechende Dampfwolke.
    Etwa einen Meter daneben schlug Nathanael einen Purzelbaum und kam wieder auf die Füße. Ihm brummte der Schädel, doch er hatte keine Zeit zu verlieren. Er rannte zur nächsten Vitrine, der mit den Metallwürfeln. Als der alte Zauberer zum zweiten Mal die Hand hob, schnappte sich Nathanael so viele Würfel, wie er greifen konnte, und verschwand damit hinter einem Bücherregal. Der zweite Plasmablitz verfehlte ihn nur ganz knapp.
    Der Junge gönnte sich eine kurze Pause. Er hörte den Alten mit der Zunge schnalzen. »Na, was hast du vor? Willst du mir wieder ein paar Stechlinge verpassen?«
    Nathanael blickte auf seine Handfläche. Darauf lagen zwar keine Stechlinge, aber viel brauchbarer war seine Beute auch nicht. Prager Würfel: minderwertige Zaubergimmicks, mit denen unbedeutende Magier hausieren gingen. Ein Stechling plus diverse Duftpülverchen in einer Metallumhüllung – das war alles. Auf einen einfachen Befehl verpufften Pulver und Stechling. Eine lustige Spielerei, aber eindeutig keine Waffe.
    Die Würfel waren einzeln in Papierstreifen verpackt, auf denen das berühmte Destillierkolben-Logo der Alchimisten vom Goldenen Gässchen prangte. Wahrscheinlich stammten die Dinger aus dem neunzehnten Jahrhundert, vielleicht funktionierten sie nicht mal mehr.
    Nathanael wählte einen aus und warf ihn mitsamt der Verpackung über das Regal.
    Dazu rief er den Befehl, der den Zauber aktivierte.
    Mit einem silbrigen Funkenschauer und einer blechernen Melodie verpuffte der im Würfel gefangene Kobold und hinterließ einen schwachen, aber unverkennbaren Lavendelduft.
    Nathanael hörte den alten Zauberer herzlich lachen. »Wie reizend! Weiter so! Ich möchte gern gut riechen, wenn wir die Regierung übernehmen! Hast du auch Eberesche? Das ist nämlich mein Lieblingsduft.«
    Nathanael wählte den nächsten Würfel aus. Spielerei hin oder her, er hatte nichts anderes, um sich zu wehren.
    Er hörte die Schuhe des Alten quietschen, als dieser ans andere Ende des Ganges schlurfte. Was nun? Links und rechts versperrten ihm Regale den Fluchtweg.
    Oder? Die Regale hatten keine Rückwand: Nathanael konnte über die Bücher hinweg in den Parallelgang sehen. Wenn er durch die Regale kroch…
    Er schleuderte den nächsten Würfel und rannte los.
    Maurice Schyler bog um die Ecke, die Hand mit der wabernden Energieblase erhoben.
    Nathanael warf sich wie ein Hochspringer gegen das zweite Regal und rief wieder einen Befehl.
    Diesmal explodierte der Würfel im Gesicht des Alten. Tiefrote Funken zischten an die Decke, dazu ertönten ein paar Takte eines tschechischen Marsches aus dem neunzehnten Jahrhundert.
    Im benachbarten Gang donnerten fünfzig Bücher wie eine Lawine zu Boden. Nathanael landete bäuchlings obendrauf.
    Er spürte mehr, als dass er sah, wie der dritte Plasmablitz die Regalreihe hinter ihm pulverisierte.
    »Nun bleib schon stehen, Kleiner! Ich habe nicht ewig Zeit!« Mittlerweile klang der Zauberer etwas gereizt.
    Doch Nathanael war schon wieder auf den Beinen und stürzte sich blindlings ins nächste Regal. Er gönnte sich keine Pause, damit ihm seine verzweifelte Lage gar nicht erst bewusst wurde und ihn womöglich Panik ergriff und lähmte. Er konzentrierte sich ausschließlich auf die Tür am anderen Ende des Saales. Dort musste sich das Pentagramm befinden, von dem der Alte gesprochen hatte.
    »John! So hör doch mal!« Nathanael landete im nächsten Gang auf dem Rücken. Um ihn herum hagelte es Bücher. »Ich bewundere deine Entschlossenheit.« Ein ledergebundenes Lexikon knallte ihm an die Schläfe und er sah Sternchen. Er rappelte sich wieder auf. »Aber dass du deinen Meister rächen willst, ist doch albern.« Das nächste Regal versank im Erdboden. Inzwischen erfüllte dicker, beißender Qualm den Raum. »Albern und wider die Natur. Ich habe meinen eigenen Meister seinerzeit umgebracht. Wenn dein Underwood eine Persönlichkeit gewesen wäre, könnte ich dich ja noch verstehen.« Nathanael warf den dritten Würfel hinter sich. Das Geschoss prallte von einer Tischkante ab, ohne dass etwas passierte. Nathanael hatte den Befehl vergessen. »Aber er war keine Persönlichkeit, stimmt’s, John? Er war bloß ein alter Schwätzer. Und jetzt stirbst du auch noch seinetwegen. Du hättest nicht herkommen sollen.«
    Nathanael stand im letzten Gang. Bis zur Tür waren es nur noch ein paar

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