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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Zum Beispiel hatte ich im Moment eigentlich nichts gegen Faquarl – na schön, stimmt nicht ganz, ich konnte den Kerl noch nie ausstehen, aber ich hatte nicht mehr gegen ihn als sonst. Dennoch hat sich unsere gegenseitige Abneigung im Lauf von Jahrhunderten, oder eher Jahrtausenden, zu regelrechtem Hass gesteigert. Zauberer zanken sich aus Spaß an der Freude. Unsereins dagegen muss sich dazu erst überwinden. )
Aber den eigenen Meister hereinzulegen, das war alles andere als üblich, um nicht zu sagen völlig unüblich für einen zwölfjährigen Lehrling. Zwar gerieten sich erwachsene Zauberer mit geradezu lächerlicher Regelmäßigkeit in die Haare, aber doch nicht, wenn sie noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn standen. Nicht wenn sie eben erst die Spielregeln lernten!
    Woher nahm ich eigentlich die Gewissheit, dass der betreffende Zauberer tatsächlich der Meister des Jungen war? Na ja, falls nicht alle Tradition den Bach runtergegangen war und Zauberlehrlinge neuerdings jeden Morgen vom Schulbus abgeholt wurden (schwer vorstellbar), gab es keine andere Erklärung. Ein Zauberer verschließt sein Wissen in seinem verdorrten Herzen, hütet es so eifersüchtig wie ein Geizhals sein Gold und gibt es nur unter größten Vorbehalten weiter. Seit den Tagen der medischen Magier leben Lehrlinge allein im Haus ihres Mentors – immer nur ein Schüler pro Meister – und lernen ihre Lektionen im Verborgenen. Von der Zikkurat bis zur Pyramide, von der Heiligen Eiche bis zum Wolkenkratzer mögen viertausend Jahre vergangen sein, aber was das betrifft, hat sich nichts geändert.
    Um es noch einmal zusammenzufassen: Es sah ganz so aus, als riskierte dieser undankbare Bengel, den Zorn eines mächtigen Zauberers auf das Haupt seines unschuldigen Meisters herabzubeschwören, nur um die eigene Haut zu retten. Alle Achtung. Obwohl er bestimmt mit einem Erwachsenen unter einer Decke steckte, wahrscheinlich mit einem Feind seines Meisters, war das für einen so jungen Burschen ein bemerkenswert raffinierter Plan.
    Gerade als ich mich auf allen achten zur Tür hinausstahl, erblickte ich besagten Meister.
    Ich hatte noch nie von diesem Mr Arthur Underwood gehört und nahm daher an, dass er ein unbedeutender Zauberer war, ein Dilettant, der sich ein wenig mit Schwindel und Hokuspokus abgab, dem es aber nicht im Traum einfallen würde, höhere Wesen wie mich zu behelligen. So wie er unter mir ins Badezimmer ging (offenbar hatte ich es gerade noch rechtzeitig verlassen), entsprach er ganz dem Klischee des zweitklassigen Stümpers. Ein Beweis dafür war, dass er sämtliche Attribute aufwies, die man von alters her mit großen und mächtigen Magiern verbindet: eine zerzauste graue Mähne, einen langen, schmutzig weißen Bart, der wie ein Schiffsbug abstand, sowie ein Paar besonders buschige Augenbrauen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er in einem schwarzen Kordsamtanzug durch London flanierte und sein langes Haar zauberermäßig hinter sich herwehen ließ. Beim 29
(Unbedeutende Zauberer geben sich viel Mühe, diesem Klischee zu entsprechen. Im Gegensatz dazu machen sich die wirklich mächtigen Zauberer einen Jux daraus, wie Bankangestellte auszusehen. )
    Gehen schwenkte er vermutlich einen Spazierstock mit goldener Spitze, vielleicht trug er sogar einen todschicken Umhang. Ja, in so einem Aufzug sah er fraglos äußerst eindrucksvoll aus. Ganz im Gegensatz zu jetzt, wo er mit einer Zeitung unter dem Arm im Schlafanzug herumtaperte und sich am Hintern kratzte.
    »Martha!«, rief er, bevor er die Badezimmertür hinter sich schloss.
    Eine kleine, kugelrunde Frau trat aus einem Schlafzimmer. Zum Glück war wenigstens sie ordentlich angezogen. »Ja, mein Lieber?«
    »Hast du nicht gesagt, die Putzfrau hätte gestern sauber gemacht?«
    »Aber ja, mein Lieber. Wieso fragst du?«
    »Weil da im Flur eine Spinnwebe von der Decke hängt, die Spinne sitzt sogar noch drin. Ekelhaft. Wir sollten diese Person fristlos entlassen.«
    »Tatsächlich, jetzt sehe ich es auch. Pfui. Keine Sorge, ich rede mit ihr. Und die Spinne erledige ich nachher mit dem Staubwedel.«
    »Hm«, brummelte der große Zauberer und schloss die Tür. Die Frau schüttelte nachsichtig den Kopf und ging fröhlich summend die Treppe hinunter. Die ›ekelhafte‹ Spinne dagegen machte mit dem vordersten Beinpaar eine nicht ganz stubenreine Geste, krabbelte die Flurdecke entlang und zog ihren Faden hinter sich her.
    Ich irrte eine Weile herum, bis ich am Fuß einer kleinen Treppe die

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