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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sehen uns heute Abend im P.
     
    Das war schon mehr nach meinem Geschmack! Viel verdächtiger: keine Adresse, keine Unterschrift, alles schön undurchsichtig, und wie bei allen richtig guten Geheimbotschaften war der eigentliche Inhalt verschlüsselt. Zumindest für jeden Menschentrottel, der den Brief versehentlich zu lesen bekam. Ich dagegen durchschaute den Blödsinn mit den verschwundenen ›Eintrittskarten‹ natürlich sofort. Auch hier bezog sich Lovelace auf das gestohlene Amulett. Es sah ganz so aus, als hätte der Junge Recht – offenbar hatte der Zauberer tatsächlich etwas zu verbergen. Zeit, meinem Freund, dem Kobold, ein paar ganz konkrete Fragen zu stellen.
    »Also…«, begann ich, »dieser unbeschriftete Umschlag. Wo sollst du den hinbringen?«
    »Zum Haus von Mr Schyler, o Allerschrecklichster. Er wohnt in Greenwich.«
    »Und wer ist Mr Schyler?«
    »O Leuchte aller Dschinn, ich glaube, es handelt sich um Mr Lovelace’ ehemaligen Meister. Ich befördere regelmäßig ihre Korrespondenz. Sie sind beide Minister.«
    »Aha.« Das war doch schon mal ein Anhaltspunkt. Was hatten die beiden vor? Was war das für eine ›Vorstellung‹, die womöglich abgesagt werden musste? Den Hinweisen in beiden Briefen entnahm ich, dass sich Lovelace und Schyler am selben Abend im Parlament treffen und etwas besprechen wollten. Demnach müsste es sich lohnen, ebenfalls dort aufzukreuzen und zu hören, was sie miteinander zu bereden hatten.
    Bis dahin konnte ich weitere Erkundigungen einziehen. »Kommen wir zu Simon Lovelace. Was weißt du über ihn? Was ist das für eine Konferenz, die er da vorbereitet?«
    Der Kobold stieß einen verzweifelten Schrei aus. »O Leuchtender Strahl aus Sternenlicht, es betrübt mich über alle Maßen, aber ich habe keine Ahnung, und wenn Ihr mich meiner Beschränktheit wegen bratet! Nichtswürdig, wie ich bin, erledige ich nur Botendienste. Ich gehe, wohin man mich schickt, nehme die Antworten entgegen, weiche nie vom Weg ab und trödle nie herum – es sei denn, mir widerfährt das Unglück, dass Euer Gnaden mir auflauern und mich unter einem Stein zerquetschen.«
    »Allerdings. Wem steht Lovelace denn am nächsten? Wem überbringst du die meisten Nachrichten?«
    »O Ruhmreichstes Wesen von Höchstem Ansehen, möglicherweise ist es Mr Schyler, mit dem er die meisten Briefe wechselt. Von den übrigen ragt keiner besonders heraus. Es sind hauptsächlich Politiker und angesehene Persönlichkeiten der Londoner Gesellschaft. Selbstverständlich alles Zauberer, aber längst nicht immer dieselben. Erst gestern habe ich zum Beispiel Tim Hildick, dem Bezirksminister, eine Nachricht überbracht, danach Sholto Pinn von ›Pinns Ausstattungen‹ und schließlich habe ich noch eine Botschaft an den Theaterdirektor Quentin Makepeace sowie dessen Antwort befördert. Das wäre ein repräsentativer Querschnitt.«
    »›Pinns Ausstattungen‹– was ist das?«
    »Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der Ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ›Pinns Ausstattungen‹ ist der renommierteste Lieferant für Zaubereibedarf in London, zu finden an der Piccadilly-Straße, und Sholto Pinn ist der Geschäftsinhaber.«
    »Interessant. Wenn ein Zauberer also etwas braucht, geht er zu Pinn?«
    »Ja.«
    »Wie bitte?«
    »Verzeiht, o Wunderbarster, es ist schwer, sich immer neue Ehrentitel für Euch auszudenken, wenn Ihr solch kurze Fragen stellt.«
    »Wir wollen es für diesmal durchgehen lassen. Außer diesem Schyler sticht also niemand aus seinen vielen Kontakten heraus? Bist du dir auch ganz sicher?«
    »O gewiss, Erhabenes Wesen. Lovelace hat viele Freunde. Ich könnte keinen von ihnen hervorheben.«
    »Wer ist Amanda?«
    »Das kann ich nicht sagen, o Unvergleichlicher. Vielleicht seine Frau. Ihr habe ich noch nie eine Botschaft überbracht.«
    »›O Unvergleichlicher.‹ Du legst dich ja ganz schön ins Zeug! Na gut. Zwei Fragen noch. Erstens: Hast du schon mal einem großen Mann mit dunklem Bart, fleckigem Reiseumhang und Handschuhen eine Nachricht überbracht oder anderweitig mit ihm zu tun gehabt? Irgend so ein finsterer, undurchsichtiger Geselle. Zweitens: Was für Diener beschäftigt Simon Lovelace? Und damit meine ich nicht solche lächerlichen Wichte wie dich, sondern mächtige Wesen wie mich. Denk scharf nach, dann rolle ich eventuell den

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