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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hervordrangen, und widmete mich den Umschlägen. Sie waren ganz verschieden. Der eine war schlicht und unbeschrieben, weder mit einem Namen noch mit einem Zeichen versehen und mit einem kleinen Tropfen rotem Siegelwachs verschlossen. Der andere war auffälliger. Er war aus weichem gelblichem Velinpapier, und das Siegel trug die Initialen des Zauberers: SL. Adressiert war er an einen gewissen Herrn R. Devereaux.
    »Erste Frage«, sagte ich. »Wer ist R. Devereaux?«
    Die Stimme des Kobolds war gedämpft, sein Ton immer noch frech. »Machst du Witze? Du weißt nich mal, wer Rupert Devereaux ist? Bist du blöde oder was?«
    »Kleiner Tipp«, sagte ich. »Ganz allgemein ist es ziemlich unklug, unhöflich zu jemandem zu sein, der größer ist als man selber, besonders dann, wenn derjenige einen gerade unter einen Stein geklemmt hat.«
    »Du kannst dir deine Tipps ganz tief in…«
    *** 44
(Diese diskreten Sternchen ersetzen einen kurzen, zensierten Absatz, der durch unflätige Ausdrücke und leider auch durch ein gewisses Maß an Gewaltanwendung gekennzeichnet ist. An dem Punkt, an dem wir den Faden wieder aufnehmen, ist alles wieder wie gehabt, abgesehen davon, dass ich ein wenig ins Schwitzen gekommen bin und der bockige Kobold geradezu mustergültig zur Zusammenarbeit bereit ist. )
    »Ich wiederhole: Wer ist Rupert Devereaux?«
    »Der britische Premierminister, o Großmütigster aller Gnädigen.«
    »Ach ja?4 45
(An jenem Abend, an dem ich das Amulett gestohlen hatte, hatte ich gehört, wie sich Lovelace kritisch über die Fähigkeiten des Premierministers geäußert hatte, und meine kleine Wissenslücke schien ihm Recht zu geben. Wäre Devereaux ein berühmter Zauberer gewesen, hätte sich mir sein Name bestimmt eingeprägt. Es spricht sich rasch herum, wer zu den wirklich Mächtigen gehört, denn die machen für gewöhnlich den meisten Ärger. )
Offenbar verkehrt Lovelace tatsächlich in den höchsten Kreisen. Wollen doch mal sehen, was er dem Premierminister mitzuteilen hat…«
    Ich fuhr meine schärfste Klaue aus, löste damit das Wachssiegel vorsichtig und möglichst unbeschädigt ab und legte es neben mich auf den Stein. Dann öffnete ich den Umschlag.
    Es war nicht gerade der spannendste Brief, den ich in meinem Leben abgefangen habe.
     
    Lieber Rupert,
    nehmen Sie bitte meine ergebensten Entschuldigungen entgegen, aber es ist möglich, dass ich heute Abend mit einer winzigen Verspätung im Parlament eintreffe. Hinsichtlich des großen Ereignisses in der kommenden Woche hat sich etwas Unaufschiebbares ergeben, das ich unbedingt noch heute erledigen muss. Ich möchte auf gar keinen Fall riskieren, dass die Vorbereitungen womöglich nicht rechtzeitig abgeschlossen sind. Ich hoffe von ganzem Herzen auf Ihr Verständnis.
    Darf ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen noch einmal zu sagen, wie unendlich dankbar wir sind, die Konferenz ausrichten zu dürfen!
    Amanda hat den Saal bereits renovieren lassen und ist gerade dabei, Ihre Suite mit neuen Polsterbezügen (im neupersischen Stil) auszustatten. Außerdem hat sie einen größeren Vorrat der von Ihnen bevorzugten Delikatessen bestellt, darunter auch frische Lerchenzungen.
    Ich bitte noch einmal um Verzeihung. Bei Ihrer Rede werde ich selbstverständlich anwesend sein.
    Ihr getreuer und gehorsamster Diener,
    Simon
     
    Das übliche kriecherische Zauberergesabbel. Unterwürfiges Gewäsch, von dem man einen ganz schleimigen Geschmack im Mund kriegt, dabei noch nicht mal besonders informativ. Wenigstens fiel es mir nicht schwer zu erraten, was mit ›etwas Unaufschiebbares‹ gemeint war – es konnte sich nur um das verschwundene Amulett handeln. Bemerkenswert war auch, dass Lovelace die Sache vor einem ›großen Ereignis in der kommenden Woche‹, bereinigt haben wollte – offenbar eine Konferenz. Vielleicht sollte ich dem mal nachgehen. ›Amanda‹ konnte nur die Frau sein, die ich bei meinem ersten Besuch in Lovelace’ Villa mit dem Zauberer auf dem Sofa gesehen hatte. Es lohnte sich bestimmt, mehr über sie herauszufinden.
    Behutsam schob ich den Brief in den Umschlag zurück, nahm das Siegel, schmolz es an der Unterseite durch einen gezielten Hitzehauch leicht an, klebte es wieder auf und – Hokuspokus! So gut wie neu.
    Nun kam der zweite Umschlag an die Reihe. Er enthielt einen kleinen Zettel mit einer kurzen Nachricht.
    Die Eintrittskarten sind und bleiben verschwunden. Vielleicht müssen wir die Vorstellung absagen.
    Bitte denk über Alternativen nach. Wir

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