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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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auch nie’n Glühheißen Stichel verpasst.«
    »O nein, niemals! Schließlich bin ich außerordentlich tüchtig und mein Herr weiß das sehr zu schätzen.«
    Jetzt wusste ich, mit wem ich es zu tun hatte – mit einem Kollaborateur der schlimmsten Sorte! Am liebsten hätte ich ihn gebissen. 48
(Unsereiner führt seine Aufträge zumeist gezwungenermaßen aus, und zwar aus dem einfachen Grund, weil man uns bestraft, wenn wir nicht spuren. Doch einige von uns, meistens solche mit bequemen Jobs wie Sholtos Diener, finden mit der Zeit Gefallen an ihrer Knechtschaft und richten sich darin ein. Oft müssen sie nicht einmal mehr beschworen werden, sondern arbeiten freiwillig für ihren Herrn, ungeachtet der Schmerzen, die ihnen der dauerhafte Aufenthalt in einem Körper beschert. Wir anderen sehen mit Abscheu und Verachtung auf sie herab.)
Aber immerhin wusste ich jetzt, wie ich vorgehen musste. »Echt, ey!«, sagte ich. »Kein Wunder, dass er dich gut behandelt. Weil er nämlich weiß, was er mit dir für ein irres Glück hat. Wetten, er kommt ohne dich überhaupt nich mehr klar? Bestimmt kannst du total schweres Zeugs durch die Gegend schleppen und mit diesem Wahnsinns-Schwanz kommst du bis ganz oben ins Regal und kannst außerdem damit noch den Fußboden wischen…«
    Der Foliot richtete sich hoch auf. »Du unverschämtes Miststück! Mein Herr und Meister schätzt mich weit, weit mehr! Stell dir vor, er bezeichnet mich sogar als seinen Geschäftsführer – und das wohlgemerkt vor anderen Leuten! Wenn er zu Tisch ist, kümmere ich mich um den Laden. Ich führe die Bücher, ich helfe bei der Warenbestellung, ich habe viele wichtige Kontakte…«
    »Hast du ›Ware‹ gesagt?« Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Du meinst, er lässt dich da ran… an das ganze magische Zeugs, Amulette und so was? Ich glaub’s nich!«
    Die abstoßende Kreatur lächelte tatsächlich affektiert. »Aber selbstverständlich! Ich genieße Mr Pinns uneingeschränktes Vertrauen.«
    »Wie jetzt – du darfst mit Sachen umgehen, die echt was bewirken? Oder bloß mit dem üblichen Ramsch? Du weißt schon: Alraunenamulette, Maulergläser und so’n Kram.«
    »Natürlich mit echten Artikeln! Hochgefährliche, seltene Einzelstücke! Mein Herr muss sich von ihren Fähigkeiten überzeugen, verstehst du, und überprüfen, ob es keine Fälschungen sind. Dafür braucht er meine Hilfe.«
    »Donnerwetter! Was sind’n das so für Stücke? Irgendwas richtig Berühmtes?« Mittlerweile lehnte ich lässig an der Wand und fühlte mich wie zu Hause. Dem gesprächigen Diener war dermaßen der Kamm geschwollen, 49
(Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Kopf glich einem hellgrünen Ballon, der nach und nach aufgepumpt wird. Manche Foliot (die primitiveren) verändern ihre Form und Größe, um ihre Stimmung auszudrücken. )
dass er ganz vergaß, mich rauszuschmeißen.
    »Pah, von den meisten Sachen hast du wahrscheinlich noch nie gehört. Mal überlegen… Letztes Jahr war Nofretetes Fußkettchen der Knüller! Eine echte Sensation! Einer von Mr Pinns Kommissionären hat es in Ägypten ausgegraben und mit seinem Privatflugzeug hergebracht. Ich hatte die Ehre, es eigenhändig putzen zu dürfen! Denk dran, wenn du demnächst wieder draußen im Regen herumschwirrst.
    Bei der Versteigerung hat es sich dann schließlich der Herzog von Westminster für ein hübsches Sümmchen unter den Nagel gerissen. Angeblich…«– er beugte sich vor und senkte die Stimme –»…war es ein Geschenk für seine Frau, eine schrecklich schlichte Person. Das Kettchen verleiht seiner Trägerin nämlich berückende Schönheit und unwiderstehliche Anziehungskraft. Auf diese Weise hat Nofretete damals auch den Pharao in sich verliebt gemacht. Aber davon verstehst du natürlich nichts.« 50
(Von wegen! Ich war derjenige, der Nofretete das Fußkettchen verschafft hatte. Und ich darf hinzufügen, dass sie auch schon ohne das Ding eine tolle Frau war. (Nebenbei gesagt, die modernen Magier irren sich gewaltig. Das Kettchen macht eine Frau nicht etwa schöner; es zwingt ihren Ehemann lediglich, allen ihren Launen nachzugeben. Der arme alte Herzog konnte einem fast Leid tun.) )
    »Nö.«
    »Tja, was hatten wir noch so alles? Den Wolfspelz des Romulus, die Flöte von Chartres, Bruder Bacons Totenschädel… ich könnte stundenlang so weitermachen, aber ich möchte dich nicht langweilen.«
    »Is mir alles ein bissel zu hoch, Chef. Aber ich hab neulich auch was gehört. Über das Amulett von

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