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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Kopf gestoßen. Erbitte baldmögl. Rat. Ansonsten herzlichen Gruß, Simon.‹ Das war’s, Sir, wortwörtlich.« Mir schien die Nachricht durchaus plausibel, aber ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren. Deshalb salutierte ich erneut und nahm Kurs auf die Tür.
    »Vor den Kopf gestoßen, wie? Armer Simon. Hm.« Der Zauberer dachte einen Augenblick nach. »Ach, bevor du gehst, Kobold, wie heißt du doch gleich?«
    »Ähm… Bodmin, Sir.«
    »Bodmin. Hm.« Sholto Pinn rieb sich das oberste Kinn mit dem dicken, juwelenberingten Finger. »Du hast es zweifellos eilig, zu deinem Herrn zurückzukehren, Bodmin, aber ich hätte da noch zwei Fragen.«
    Widerwillig blieb ich stehen. »Oh… gewiss, Sir.«
    »Du bist wirklich ein höflicher Kobold. Also, erstens: Warum wollte Simon so eine harmlose Nachricht nicht aufschreiben? Sie ist in keinster Weise bedenklich, könnte aber im Gedächtnis eines unfähigeren Kobolds als dir leicht entstellt werden.«
    »Ich bin für mein ausgezeichnetes Gedächtnis bekannt, Sir.«
    »Trotzdem, etwas merkwürdig ist es schon… Aber nun gut. Die zweite Frage…« An dieser Stelle kam Sholto ein, zwei Schritte näher und baute sich richtiggehend vor mir auf, was ihm durchaus überzeugend gelang. Ich kam mir in meiner aktuellen Gestalt verschwindend klein vor. »Die zweite Frage ist folgende: Warum hat mich Simon nicht persönlich um Rat gefragt, als wir vor einer Viertelstunde zusammen
    beim Mittagessen saßen?«
    Aha. Nichts wie raus.
    Ich stürzte zum Ausgang, aber Sholto Pinn war schneller als ich. Er stieß seinen Spazierstock auf den Boden und richtete ihn auf die Ladentür. Ein gelber Lichtblitz schoss aus der Spitze, traf die Tür und ließ einen Hagel aus Plasmakügelchen aufspritzen, die sofort an allem festfroren, womit sie in Berührung kamen. Ich hechtete durch eine eisige Nebelwolke über die winzigen Geschosse hinweg und landete oben auf einem mit Satin-Unterwäsche überladenen Drehständer. Aus dem Spazierstock schoss ein zweiter Strahl, doch bevor er mich traf, sprang ich mit einem Satz über den Zauberer hinweg und landete unsanft auf dem Tresen. Rechnungen segelten durch die Luft.
    Dann wirbelte ich herum und gab eine Detonation ab. Sie erwischte den Zauberer am Rücken und er trudelte gegen den gefrorenen Unterwäsche-Ständer. Er hatte sich mit einem Schutzschild umgeben, der sich mir als hübscher gelber Funkenschwarm offenbarte, als ich die Ebenen durchprüfte. Doch obwohl es mir leider nicht gelungen war, Sholto mit meiner Detonation zu durchlöchern, war er ganz schön außer Puste. Keuchend brach er auf einem Haufen tiefgekühlter Boxershorts zusammen. Ich steuerte das nächstbeste Schaufenster an und wollte mich durch die Scheibe auf die Straße retten.
    Doch ich hatte die Rechnung ohne Simpkin gemacht. Er trat plötzlich hinter einem Ständer mit Umhängen hervor und holte mit einem riesigen Zauberstab nach mir aus (auf dem Preisschild stand XL). Ich duckte mich und der Stab zertrümmerte die Glasfront der Verkaufstheke. Simpkin holte erneut aus, aber ich war mit einem Satz bei ihm, riss ihm den Stab aus den Klauen und verpasste ihm einen Schlag, der die Landkarte seiner Gesichtszüge auf den Kopf stellte. Ächzend kippte er rückwärts in einen Stapel alberner Hüte und ich konnte meine Flucht fortsetzen.
    Zwischen zwei Schaufensterpuppen erspähte ich ein schönes, breites, unverstelltes Stück Fensterscheibe aus klarem, leicht gewölbtem Glas, das die einfallenden Sonnenstrahlen in die lieblichsten Regenbogenfarben zerlegte. Es sah sehr hübsch aus. Und sehr teuer. Ich ließ eine Detonation los, eine Wolke aus feinsten Glassplittern fauchte auf die Straße und ich setzte zum Hechtsprung an.
    Zu spät. Als die Scheibe zersprang, wurde die Alarmanlage ausgelöst.
    Die Schaufensterpuppen drehten sich um.
    Sie waren aus dunklem, blankem Holz gefertigt und von der Sorte, die keine menschlichen Gesichtszüge haben, sondern nur ein glattes, ausdrucksloses Ei auf dem Hals. Vielleicht noch eine angedeutete Nase, aber weder Mund noch Augen. Sie präsentierten die neueste Zauberer-Mode: schwarze Anzüge für sie und ihn, mit weißen Nadelstreifen und messerscharfem Revers, cremefarbene Hemden mit hohen, steifen Kragen, auffällige, bunte Halstücher. Schuhe trugen sie nicht: Aus den Hosenbeinen ragten plumpe Holzknubbel.
    Als ich zwischen ihnen hindurchsprang, streckten sie blitzartig die Arme vor und versperrten mir den Weg. Aus den Tiefen ihrer Ärmel schossen

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