Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
meine einzige Verpflichtung bestand momentan darin, meine eigene Haut zu retten. )
und holte erneut mit der Klinge aus. Ich wich zurück. Die Puppe duckte sich sprungbereit. Flammen züngelten über ihren Oberkörper, denn inzwischen hatte auch der lackierte Holzkorpus Feuer gefangen.
    Die Puppe stieß sich vom Ladentisch ab und stürzte sich mit einem gewaltigen Satz auf mich. Die Flammen züngelten wie ein Umhang hinter ihr her. Im letzten Moment warf ich mich zur Seite und die Puppe fiel krachend auf den Fußboden. Ein grässliches Knacken war zu hören – das brennende, zum Teil schon verkohlte Holz war beim Aufprall gesplittert. Die Puppe humpelte mit schwerer Schlagseite auf mich zu, ihr Oberkörper stand in groteskem Winkel ab… dann gaben ihre Beine nach und sie brach als lodernder Haufen geschwärzter Gliedmaßen zusammen.
    Gerade wollte ich ihrem Kollegen, der über den Scheiterhaufen gehüpft kam und auf mich losging, das gleiche Schicksal bereiten, als hinter mir ein leises Geräusch verkündete, dass sich Sholto Pinn zumindest ansatzweise erholt hatte. Ich warf einen Blick über die Schulter. Sholto hatte sich aufgesetzt. Er sah aus, als wäre er unter die Hufe einer wild gewordenen Büffelherde geraten. Zwei Herrenunterhosen zierten dekorativ sein Haupt, doch er war immer noch gefährlich. Er tastete nach seinem Spazierstock, fand ihn und richtete ihn auf mich. Wieder schoss der gelbe Lichtstrahl aus der Spitze, aber ich hatte mich bereits in Sicherheit gebracht und der Plasmahagel erwischte stattdessen die zweite Puppe mitten im Sprung. Sie erstarrte mit gefrorenen Gliedern und kippte polternd zu Boden, wobei eines ihrer Beine zu Bruch ging.
    Sholto fluchte und hielt wütend nach mir Ausschau. Er musste nicht lange nach meiner Wenigkeit suchen. Ich balancierte direkt über ihm auf einem frei stehenden Regal. Es war mit akribisch beschrifteten Karteikästen, ansprechend arrangierten Schilden, kleinen Statuen und antiken Gefäßen voll gestopft, die zweifellos ihren rechtmäßigen Eigentümern aus aller Herren Länder geklaut worden waren. Das Zeug musste ein Vermögen wert sein. Ich stützte mich mit dem Rücken an der Wand ab, stemmte die Füße gegen die Oberkante des Regals und drückte kräftig dagegen.
    Das Regal kam knirschend ins Wanken.
    Sholto vernahm das Geräusch, sah hoch und riss entsetzt die Augen auf.
    Ich dachte an die in den zerstörten Schaufensterpuppen wehrlos gefangenen Dschinn und versetzte dem Regal gehässig einen noch kräftigeren Tritt.
    Einen Augenblick lang stand das Möbel auf der Kippe. Ein kleines ägyptisches Kanopengefäß fiel zuerst heraus, dicht gefolgt von einem Weihrauchkästchen aus Teakholz, dann verlagerte sich der Schwerpunkt, die gesamte Konstruktion erbebte und krachte wie ein Kartenhaus über dem am Boden sitzenden Zauberer zusammen.
    Sholto brachte gerade noch den Ansatz eines Schreis zustande, bevor er unter seinem Warenlager begraben wurde.
    Bei dem ohrenbetäubenden Gepolter kamen die Autos auf der Piccadilly-Straße ins Schleudern und stießen zusammen. Über den traurigen Resten von Sholtos Schätzen erhob sich eine Wolke von pulverisiertem Räucherwerk und Grabesstaub.
    So weit, so gut, aber es ist immer besser, man verdünnisiert sich, solange man noch im Vorteil ist. Ich musterte misstrauisch den Bretterhaufen, doch darunter rührte sich nichts. Ob Sholtos Schutzschild ihn vor ernsten Verletzungen bewahrt hatte, konnte ich nicht beurteilen. Es war mir auch egal, Hauptsache, ich konnte endlich verschwinden.
    Wieder nahm ich Kurs auf das Loch in der Schaufensterscheibe, doch wieder stellte sich mir jemand in den Weg.
    Simpkin.
    Ich bremste mitten in der Luft. »Bitte«, sagte ich entnervt, »bitte sei so gut und verzieh dich. Ich hab dir die Visage schon einmal poliert.« Seine zuvor auffallend vorspringende Nase war immer noch wie ein umgestülpter Handschuhfinger tief in seinen Schädel gedrückt. Er sah wütend aus.
    »Du hast meinem Herrn wehgetan«, näselte er.
    »Stimmt. Du solltest mir dankbar sein!«, feixte ich. »Ich an deiner Stelle würde ihm den Rest geben und mich nicht so vornehm zurückhalten wie du, du jämmerlicher Wendehals.«
    »Ich habe Wochen gebraucht, um dieses Regal zu dekorieren.«
    Ich verlor die Geduld. »Ich zähle bis drei, elender Verräter!«
    »Pech gehabt, Bodmin! Ich habe den Alarm ausgelöst. Die Obrigkeit hat bereits einen Af…«
    »Papperlapapp.« Mit letzter Kraft verwandelte ich mich in einen Falken. Das

Weitere Kostenlose Bücher