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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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–»zieht sich die Glocke zusammen und wird immer kleiner. Du kannst dich bestimmt auch kleiner machen, deshalb kannst du es anfangs noch vermeiden, dich zu verbrennen. Doch die Glocke kann auf ein Nichts zusammenschrumpfen – und du nicht.«
    Unwillkürlich wanderte mein Blick zu dem benachbarten Sockel mit der kleinen blauen Kugel. Auch dort hatte etwas unter einer Glocke gesessen, und die Glocke hatte sich so lange zusammengezogen, bis sie es zerdrückt hatte. Die Überreste erinnerten an eine tote Spinne auf dem Boden einer dunklen Glasflasche.
    Die Frau folgte meinem Blick. »Genau das meine ich«, bestätigte sie. »Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen.«
    »Und wenn ich rede?«, richtete ich zum ersten Mal das Wort an sie, »was dann? Sie quetschen mich doch so oder so aus.«
    »Wenn du kooperativ bist, lassen wir dich laufen«, sagte sie. »Uns liegt nichts daran, Sklaven zu töten.«
    Es klang so schonungslos direkt, dass ich ihr beinahe geglaubt hätte. Aber nur beinahe.
    Bevor ich mich dazu äußern konnte, brachte sich Sholto seiner Kollegin mit einem schnaufenden Räuspern in Erinnerung. Das Sprechen fiel ihm sichtlich schwer, als täten ihm sämtliche Rippen weh. »Das Attentat«, flüsterte er. »Der Widerstand…«
    »Ach ja.« Die Frau wandte sich wieder mir zu. »Deine Chancen auf eine Begnadigung steigen, wenn du uns etwas über den Zwischenfall erzählen kannst, der sich gestern Abend nach deiner Gefangennahme ereignet hat…«
    »Moment mal«, unterbrach ich sie. »Wie lange habt ihr mich überhaupt ausgeschaltet?«
    »Fast vierundzwanzig Stunden. Wir hätten dich schon gestern Abend verhört, aber wie gesagt, dieser Zwischenfall… Wir sind erst vor einer halben Stunde dazu gekommen, dich aus dem Silbernetz zu wickeln. Du hast dich erstaunlich schnell wieder erholt.«
    »Nicht der Rede wert. Ist nicht das erste Mal. 62
(Allerdings. Ich bin schon diverse Male von diversen Leuten an so weit voneinander entfernten Orten wie Persepolis, der Wüste Kalahari und der Chesapeake Bay ausgeschaltet worden)
Aber noch mal zu diesem Zwischenfall… Was ist passiert?«
    »Eine Terroristengruppe, die sich ›Widerstand‹ nennt, hat ein Attentat verübt. Angeblich verabscheuen sie jede Art von Magie, nichtsdestotrotz halten wir es für möglich, dass sie gewisse Verbindungen zur magischen Welt haben, zum Beispiel zu Dschinn wie dir, die von regierungsfeindlichen Zauberern beschworen werden.«
    Schon wieder der ›Widerstand‹. Auch Simpkin hatte davon gesprochen und vermutet, diese Leute hätten das Amulett gestohlen. Dabei war Lovelace der Dieb gewesen – vielleicht steckte er ja auch hinter dieser neuesten Geschichte.
    »Und was war das für ein Attentat?«
    »Eine Elementenkugel. Aufs Geratewohl geschleudert. Hat nicht viel Schaden angerichtet.«
    Das hörte sich eher nicht nach Lovelace an. Nach meiner Einschätzung war er jemand, der sich lieber im Hintergrund hielt und seine Mordaufträge auf Gartenfesten zwischen zwei Bissen Gurkensandwich erteilte. Außerdem verwies seine Botschaft an Schyler auf etwas, das weiter in der Zukunft lag.
    Meine Überlegungen wurden von einem kehligen Knurren meines alten Kumpels Sholto jäh unterbrochen.
    »Jetzt reicht’s! Das da macht offenbar nicht freiwillig den Mund auf, also lass die Glocke schrumpfen, meine liebe Jessica, damit es endlich zur Vernunft kommt! Wir haben Besseres zu tun, als den ganzen Tag in dieser Zelle zu vertrödeln.«
    Zum ersten Mal verzog sich der schmallippige, strichförmige Mund der Frau zu so etwas wie einem Lächeln. »Mr Pinn wird ungeduldig, Dämon«, sagte sie. »Ihm ist es egal, ob du redest oder nicht. Er möchte, dass die Glocke endlich ihre Wirkung tut. Aber ich halte mich lieber an die Vorschriften. Ich habe dir gesagt, was wir wissen möchten – jetzt bist du dran. Sprich!«
    Eine Pause entstand. Ich würde gern berichten, dass es eine Spannungspause war. Ich würde gern berichten, dass ich heftig mit mir rang, ob ich alles über Nathanael und meinen Auftrag auspacken sollte, dass nagende Zweifel meine zarten Züge verzerrten, während meine Peiniger wie auf glühenden Kohlen auf meine Entscheidung warteten. Dergleichen würde ich wirklich gern berichten, aber es wäre gelogen. 63
(Und wie du weißt, sage ich stets nur die lautere Wahrheit. )
Stattdessen war es eher eine bleierne, trübsinnige und trostlose Pause, in der ich versuchte, mich innerlich auf die Qualen einzustellen, die mich erwarteten.
    Ich hätte

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