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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Nathanael mit dem größten Vergnügen ans Messer geliefert. Ich hätte den beiden liebend gern alles verraten: Namen, Adresse, Schuhgröße, ich hätte sogar seine Kragenweite geschätzt, wenn man es von mir verlangt hätte. Ich hätte den beiden von Lovelace und Faquarl erzählt und ihnen haarklein beschrieben, wo das Amulett von Samarkand zu finden war. Ich hätte wie ein Kanarienvogel gesungen… es gab ja so viel zu erzählen. Aber damit hätte ich mir mein eigenes Grab geschaufelt. Und zwar warum? 1.) würden sie mich wahrscheinlich in jedem Fall in der Glocke zerdrücken, und 2.) selbst wenn sie mich laufen ließen, würden sie Nathanael töten oder sonst wie leiden lassen, und damit war mein Aufenthalt im Sanatorium Lungenstolz auf dem Themsegrund gebongt. Beim bloßen Gedanken an den Rosmarin lief mir schon die Nase. 64
(Aufmerksame Leser könnten an dieser Stelle fragen, weshalb ich den beiden nicht von Lovelace’Übeltaten erzählte, da schließlich er das Amulett gestohlen hatte und somit gegen die Regierung arbeitete. Vielleicht hätte man dann sowohl Nathanael als auch mich zum Dank für unsere Dienste freigelassen. Alles schön und gut, nur wusste ich leider nicht, wer noch alles mit Lovelace unter einer Decke steckte, und da sich Sholto Pinn selber am Vortag mit Lovelace zum Mittagessen getroffen hatte, war ihm ganz gewiss nicht zu trauen. Alles in allem war das mit einem Geständnis verbundene Risiko sehr viel größer als die möglichen Vorteile. )
    Lieber ein rascher Tod in der Glocke als ewiges Elend in der Tabaksdose. Daher strich ich mir stumm das zierliche Kinn und ergab mich in das Unvermeidliche.
    Sholto brummte etwas und sah die Frau an. Sie tippte auf ihre Armbanduhr.
    »Die Zeit ist um«, sagte sie. »Also?«
    Und dann, wie in einem schlechten Roman, geschah etwas Unglaubliches. Gerade als ich die beiden mit einem letzten Schwall leidenschaftlicher (und dabei geistreicher) Beschimpfungen überschütten wollte, spürte ich ein wohl bekanntes schmerzhaftes Ziehen in den Eingeweiden. Unzählige glühende Zangen rissen an mir, zerrten an meiner Substanz…
    Ich wurde gerufen!

22
    Zum allerersten Mal war ich dem Jungen dankbar. Was für ein perfektes Timing! Was für ein genialer Zufall! Nun konnte ich, von der Beschwörung entmaterialisiert, direkt vor ihrer Nase entschwinden, während die beiden noch mit offenem Maul glotzten wie verdutzte Goldfische. Wenn ich mich ranhielt, hatte ich sogar noch Zeit, sie ein bisschen zu ärgern, bevor ich die Kurve kratzte.
    Bedauernd schüttelte ich den Kopf. »Tut mir schrecklich Leid«, sagte ich grinsend. »Ich hätte Ihnen wahnsinnig gern geholfen. Aber ich muss leider los. Vielleicht können wir die Folter und den Knast später mal nachholen. Bloß mit einer kleinen Abwandlung. Dann stehe ich nämlich da draußen und ihr kuschelt euch hier drinnen aneinander. Wenn ich du wäre, würde ich sofort eine Blitzdiät anfangen, mein guter Sholto. Bis dahin könnt ihr euch von mir aus – Autsch! – ein Loch ins Knie bohren und… Autsch!…. Aua!« Zugegeben, es war nicht mein redegewandtester Abgang, doch die Schmerzen wurden immer stärker. Es fühlte sich noch schlimmer an als sonst, irgendwie… heftiger, ungesünder…
    Außerdem dauerte es länger.
    Ich gab meine gespielte Frechheit auf, wand mich auf meinem Postament und wünschte, der Junge würde sich ein bisschen beeilen. Wo lag das Problem? Wusste er nicht, was für eine Folter das war? Dabei konnte ich mich nicht einmal ordentlich vor Schmerzen krümmen, dazu saßen mir die Kraftadern der Glocke viel zu dicht auf der Pelle.
    Nach zwei ausgesprochen unerfreulichen Minuten ließ das Zerren nach, hörte schließlich ganz auf und ließ mich in einer würdelosen Haltung zurück: zusammengekrümmt, die Arme über dem Kopf und den Kopf zwischen den Knien. Ganz steif vor unterdrückter Qual, hob ich den Kopf und richtete mir mit zitternder Hand die Frisur.
    Ich befand mich immer noch unter meiner Glocke, davor standen die beiden Zauberer und grinsten mich durch das Gitter an.
    Das ließ sich nun wirklich nicht schönreden. Grimmig und immer noch von Nachwehen geplagt, erhob ich mich, richtete mich hoch auf und strafte die beiden mit einem unversöhnlichen Blick. Sholto kicherte leise vor sich hin. »Schon das war den Eintritt wert, liebe Jessica«, sagte er. »Wie es geguckt hat – einfach köstlich!«
    Die Frau nickte. »Hervorragendes Timing«, stimmte sie ihm zu. »Wir haben wirklich Glück

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