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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aber wenn ich ehrlich bin, war ich nicht so richtig mit dem Herzen dabei. Ich stand kurz davor, von einem Trottel mit dem IQ einer Stubenfliege zerquetscht zu werden, und je eher es vorbei war, desto besser.
    Deshalb wunderte ich mich doch ein wenig, als der schrille Schlachtruf des Utukku, gerade als die Lanze auf mich niederfahren wollte, jäh von einem lauten Befehl unterbrochen wurde.
    »Baztuk! Warte!«
    Adlerschnabel hatte gesprochen, und man hörte, dass es ihm ernst war. Hat sich ein Utukku jedoch erst einmal zu etwas durchgerungen, fällt es ihm schwer, einen Rückzieher zu machen. Stierkopf konnte die Lanze nur mit Mühe bremsen. Er hielt sie weiterhin auf meine Glocke gerichtet.
    »Was ist denn jetzt schon wieder, Xerxes?«, knurrte er. »Versuch ja nicht, mir meine Rache zu vermiesen! Ich hab zweitausendsiebenhundert Jahre drauf gewartet, Bartimäus zu fassen zu kriegen…«
    »Dann kannst du auch noch einen Augenblick länger warten. Er läuft dir schon nicht weg. Spitz mal die Ohren – hörst du was?«
    Baztuk legte den Kopf schief. Auch ich stellte mein Geflatter ein und lauschte angestrengt. Ein leises Klopfen… so schwach und zart, dass man unmöglich sagen konnte, wo es herkam.
    »Das sind bloß irgendwelche Arbeiter. Oder einer von diesen Protestmärschen, den die Menschen so gern veranstalten. Und jetzt halt endlich den Schnabel, Xerxes.« Baztuk war nicht gewillt, der Angelegenheit weiter nachzugehen. Die Sehnen an seinen Unterarmen traten hervor, als er die Lanze fester packte.
    »Das sind keine Arbeiter. Dafür klingt es zu nah.« Xerxes’ Federhaube sträubte sich. Er war nervös. »Lass Bartimäus in Ruhe und komm hier rüber. Ich will wissen, was das ist.«
    Fluchend stapfte Baztuk zu seinem Kollegen hinüber. Die beiden schritten mit den Ohren an der Wand den ganzen Raum ab und zischten einander zu, gefälligst leiser aufzutreten. Das Klopfen ging weiter, leise, in unregelmäßigen Abständen und irritierend unbestimmbar.
    »Keine Ahnung, von wo das kommt.« Baztuk schrammte mit der Lanzenspitze an der Wand entlang. »Kann von überall herkommen. Wart mal…! Vielleicht macht er ja…« Er warf mir einen Unheil verkündenden Blick zu.
    »Unschuldig, Euer Ehren«, sagte ich.
    »Mach dich nicht lächerlich, Baztuk«, meinte Adlerschnabel. »Die Glocke verhindert, dass er seine magischen Fähigkeiten außerhalb des Gitters benutzt. Es muss irgendwas anderes sein. Ich finde, wir sollten Alarm geben.«
    »Aber es ist doch nichts vorgefallen.« Stierkopf wirkte verängstigt. »Wir kriegen bloßÄrger. Lass mich wenigstens schnell noch Bartimäus abmurksen«, bettelte er. »Jetzt wo ich ihn endlich habe!«
    »Ich finde, ihr solltet unbedingt Hilfe holen«, mischte ich mich ein. »Was es auch ist, ihr seid bestimmt damit überfordert. Vielleicht ist es ja ein Klopfkäfer oder ein verirrter Specht.«
    Baztuk sprühte der Schaum meterweit aus den Nüstern. »Jetzt hab ich aber endgültig die Schnauze voll, Bartimäus! Jetzt bist du dran!« Er zögerte. »Andrerseits… na ja… vielleicht ist es ja wirklich ein Klopfkäfer…«
    »In einem Gebäude aus massivem Stein?«, fragte Xerxes spöttisch. »Wohl kaum.«
    »Aha… und seit wann kennst du dich mit so was aus?«
    Schon zankten sie sich wieder. Meine beiden Aufpasser bauten sich breitbeinig voreinander auf, warfen sich in die Brust, schubsten einander und steigerten sich angesichts der Dummheit des anderen, und von gelegentlichen Kommentaren meinerseits angestachelt, immer mehr in ihre Wut hinein.
    Unterdessen ging das Klopf-Klopf-Klopf unbeirrt weiter. Ich hatte schon längst herausgefunden, dass es von einer Steinplatte in der Nähe des Fensters kam. Ich feuerte die beiden Streithähne weiter an, behielt dabei die Stelle die ganze Zeit im Auge und wurde nach einer Weile belohnt, indem ich aus der Fuge zwischen zwei Quadern ein Wölkchen Steinstaub rieseln sah. Bald war ein kleines Loch zu erkennen. Es regnete noch mehr Staub und Splitter, das Loch wurde rasch größer und etwas Kleines, Spitzes, Schwarzes lugte heraus.
    Zu meinem Verdruss legten Xerxes und Baztuk, nachdem sie den Raum unter einem Austausch kindischer Knüffe und Schimpfworte einmal ganz umrundet hatten, direkt unter der geheimnisvollen Öffnung eine Verschnaufpause ein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den Staubregen bemerken würden, deshalb beschloss ich, alles auf eine Karte zu setzen.
    »He, ihr Sandfresser!«, rief ich. »Der Mond bescheint die Kadaver eurer

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