Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
in ein Postament. Der Rabe schüttelte bedauernd den Kopf und breitete die Flügel aus. Baztuk zog hastig eine kleine Bronzepfeife aus seinem Beutel und setzte sie an die Lippen…
    Wieder eine Bewegung, schnell wie ein Wirbelwind, unmöglich mit Blicken zu verfolgen. Man musste Baztuk lassen, dass er sofort reagierte. Ich sah noch, wie er den Kopf senkte und mit den Hörnern zustieß… Dann war der Wirbelwind über ihm. Als er sich wieder verzog, war auch Baztuk spurlos verschwunden. Der zweite Rabe landete unbeholfen auf dem Fußboden. Aus seinem Flügel sickerte grünes Blut.
    Der Skarabäus unter der Glocke hopste vor Aufregung auf und nieder. »Gut gemacht!«, rief ich und gab mir Mühe, meine Stimme etwas tiefer und weniger piepsig klingen zu lassen. »Keine Ahnung, wer ihr seid, aber wie wär’s, wenn ihr mich hier raus…«
    Ich stockte. Aufgrund der Glocke konnte ich die Neuankömmlinge nur auf der ersten Ebene sehen, auf der sie bis jetzt ihre Rabengestalt beibehalten hatten. Vielleicht war ihnen das auch eingefallen, denn für den Bruchteil einer Sekunde offenbarten sie mir auch auf der ersten Ebene ihr wahres Wesen. Ein flüchtiger Blick und ich wusste Bescheid.
    Der Skarabäus schluckte schwer.
    »Na so was«, sagte ich. »Hallo.«
    »Hallo, Bartimäus«, erwiderte Faquarl.

25
    Und der gute Jabor ist auch mitgekommen«, setzte ich hinzu. »Wie nett von euch.«
    »Wir dachten, du fühlst dich vielleicht einsam, Bartimäus.« Der Rabe, der mir am nächsten war, der mit dem blutenden Flügel, flatterte einmal und nahm die Gestalt eines Kochs an. Am Arm hatte er eine tiefe Schnittwunde.
    »Ach was, ich hab mich hier prächtig amüsiert.«
    »Scheint mir auch so.« Der Koch kam näher und betrachtete meine Glocke. »Meine Güte, du sitzt ja buchstäblich in der Klemme.«
    Mein Lachen klang ziemlich gezwungen. »Spaß beiseite, Kumpel, vielleicht könntest du dich dazu durchringen, mir hier rauszuhelfen. Die Gitterstäbe kitzeln schon.«
    Der Koch strich sich eines seiner Kinne. »Schwierig. Aber ich hätte tatsächlich eine Idee.«
    »Immer raus damit!«
    »Wie wär’s, wenn du dich in einen Floh oder einen anderen Parasiten verwandelst? Damit hättest du immerhin ein paar kostbare Minuten gewonnen, bevor deine Substanz verbrennt.«
    »Vielen Dank für diesen überaus nützlichen Vorschlag.« Ich kam langsam ins Schwitzen. Allmählich wurde es verflixt eng. »Vielleicht könntest du stattdessen dieses Ding irgendwie außer Betrieb setzen und mich herauslassen. Ich wäre dir wirklich sehr zu Dank verpflichtet…«
    Der Koch hob den Finger. »Ich hätte da noch eine Idee. Du könntest uns erzählen, wo du das Amulett von Samarkand versteckt hast. Wenn du schnell sprichst, schaffen wir es vielleicht noch, die Glocke vor deinem letzten Atemzug aufzubrechen.«
    »Umgekehrt wird ein Schuh draus.«
    Der Koch seufzte schwer. »Ich glaube nicht, dass du in deiner Lage Bedingungen…« Ein fernes Heulen ließ ihn verstummen. Gleichzeitig ging ein wohl bekanntes Beben durch den Raum.
    »Das Portal kann jeden Moment aufgehen«, sagte ich hastig. »In der Wand da drüben.«
    Faquarl blickte den anderen Raben an, der noch immer auf seinem Hochsitz hockte und seine Krallen betrachtete. »Jabor, wenn du so freundlich wärst…?« Der Rabe hüpfte ins Leere und verwandelte sich in einen hoch gewachsenen Mann mit hellroter Haut und einem Schakalkopf. Er durchquerte den Raum mit langen Schritten und stellte sich vor der gegenüberliegenden Wand in Positur: ein Bein nach vorn, das andere nach hinten, beide Arme ausgestreckt.
    Der Koch wandte sich wieder mir zu. »Also, Bartimäus…«
    Mein Panzer fing an zu brutzeln. »Machen wir’s kurz«, sagte ich. »Wir wissen beide, dass du mich hier drin verrecken lässt, wenn ich dir sage, wo das Amulett ist. Wir wissen auch, dass ich dich wahrscheinlich anlüge, um dir vor meinem Tod wenigstens noch eins auszuwischen. Daraus folgt, dass alles, was ich hier drin sage, für dich unbrauchbar ist. Und daraus wiederum folgt, dass du mich erst rauslassen musst.«
    Faquarl trommelte gereizt auf die Sockelkante. »Es passt mir zwar nicht, aber ich kann dir folgen.«
    »Und dieses Heulen ist garantiert ein Alarm«, fuhr ich fort. »Die Zauberer, die mich in diese missliche Lage gebracht haben, haben etwas von ganzen Legionen Horla und Utukku gesagt. Die kann nicht mal Jabor alle verschlingen, fürchte ich. Vielleicht sollten wir unseren Disput lieber zu einem späteren Zeitpunkt

Weitere Kostenlose Bücher