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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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fortsetzen.«
    »Einverstanden.« Faquarl kam mit dem Gesicht dicht an die Glocke, die mittlerweile kaum noch größer als eine Mandarine war. »Ohne unsere Hilfe kannst du nicht aus dem Tower entkommen, Bartimäus, also versuch wenigstens dieses eine Mal keine faulen Tricks. Ich warne dich – mein Auftrag umfasst zwei Befehle. Der erste lautet, den Verbleib des Amuletts festzustellen. Ist das nicht möglich, lautet der zweite, dich zu vernichten. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, welchen der beiden Aufträge ich mit größerer Genugtuung ausführen würde.«
    Er zog den Kopf zurück. Im gleichen Augenblick zeichnete sich auf der hinteren Wand der ovale Umriss ab und erweiterte sich zum Bogen. In der pechschwarzen Dunkelheit erschienen mehrere Gestalten: bleiche Horla 67
(Horla: eine Untergruppe mächtiger Dschinn. Den Menschen erscheinen sie als nebelhafte Schatten, die Krankheit und Wahnsinn bringen, anderen Dschinn gegenüber verströmen sie eine heimtückische Aura, die unsere Substanz schwächt.)
mit Dreizacken und Silbernetzen in den spindeldünnen Armen. Außerhalb des Portals machten ihre Schutzschilde sie unverwundbar, doch solange sie durch das Portal gingen, waren die Schilde durchlässig und ihre Substanz kurzzeitig ungeschützt. Das machte sich Jabor sofort zunutze und gab unmittelbar hintereinander drei Schnellfeuerdetonationen ab. Grellgrüne Flammen loderten empor, und die Horla, halb noch im Portal, halb schon draußen, brachen mit kläglichem Piepsen zusammen. Doch hinter ihnen tauchte ein zweiter Trupp auf und stieg vorsichtig über seine getöteten Kameraden hinweg. Jabor ballerte erneut.
    Faquarl war in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Er zog einen an einem Holzstab befestigten Eisenring von der Größe eines Armreifs aus der Manteltasche. Ich beäugte die Vorrichtung misstrauisch. 68
(Eisen ist für Dschinn fast so schädlich wie Silber. Die Menschen benutzen es seit Jahrtausenden, um uns von sich fern zu halten. Sogar Hufeisen gelten als »Glücksbringer«, weil sie aus Eisen bestehen.)
    »Und was soll ich damit?«, fragte ich.
    »Durchspringen natürlich. Stell dir einfach vor, du bist ein dressierter Zirkushund. Das fällt dir bestimmt nicht schwer, Bartimäus, du hast doch im Lauf der Jahrhunderte so ziemlich jede Verkleidung ausprobiert.« Faquarl hielt den Stab vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen und schob ihn so nahe heran, dass der Eisenring die Glocke berührte. Mit bösartigem Zischen teilte sich das Kraftgitter rund um den Ring und ließ die Öffnung in der Mitte frei.
    »Lovelace hat den Ring extra verstärkt, um die magische Widerstandsfähigkeit zu erhöhen«, fuhr Faquarl fort. »Aber das hält nicht ewig vor. Ich würde dir raten, schnell zu springen.«
    Er hatte Recht. Der Ring warf bereits Blasen und begann zu schmelzen. Als Käfer hatte ich nicht genug Platz, um Schwung zu holen, deshalb nahm ich meine letzte Kraft zusammen und wurde mal wieder zur Fliege. Kurz entschlossen schwirrte ich einmal im Kreis, um Geschwindigkeit aufzunehmen, und schoss dann wie ein geölter Blitz durch den schmelzenden Ring ins Freie!
    »Toll«, lobte Faquarl. »Fehlt bloß der Trommelwirbel.«
    Die Fliege landete auf dem Fußboden, wo sie auf der Stelle zu einem zornigen Falken wurde.
    »Für mich war es auch ohne Trommelwirbel aufregend genug, das kann ich dir flüstern«, sagte ich. »Was jetzt?«
    Faquarl ließ die Reste des Rings auf den Boden fallen. »Jetzt sollten wir uns verziehen.« Ein Dreizack mit silbernen Spitzen sauste pfeifend zwischen uns durch die Luft und landete scheppernd auf den Steinfliesen. Das Portal war inzwischen bis auf halbe Höhe mit Horla-Leichen verstopft und Jabor zog sich allmählich zurück. Ein neuer Trupp Wächter, diesmal überwiegend Utukku, rückte hinter einem gemeinsamen Schutzschild vor, an dem Jabors immer schwächere Explosionen abprallten und kreuz und quer durch den Raum heulten. Schließlich löste sich ein Horla aus dem Portal und schlüpfte mit nunmehr funktionstüchtiger Rüstung an dem Schutzschild vorbei. Jabor feuerte. Die Explosion traf den Horla vor die schmächtige Brust und wurde vollständig absorbiert. Der Horla lächelte matt, stürmte los und ließ sein Netz wie ein Lasso über dem Kopf kreisen.
    Faquarl verwandelte sich in einen Raben, ruderte unbeholfen mit dem verletzten Flügel und hob mit einiger Mühe ab. Ich folgte ihm als Falke zu der Öffnung hoch oben in der Wand. Unter mir sauste ein Netz durch die Luft

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