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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aufzuschließen. Nicht zu vergessen gewisse Akten, die ich vorhin im Staatsarchiv eingesehen habe. Sie beziehen sich auf einen Gerichtsprozess, Kathleen Jones gegen Julius Tallow, ein hochinteressanter Fall. Sie sind vorbestraft, Miss Jones. Sie wurden zu einer nicht unerheblichen Geldbuße verurteilt, weil Sie einen Zauberer überfallen haben. Und dann wäre da noch der Zeuge, der miterlebt hat, wie Sie zusammen mit dem leider verstorbenen Fred und dem leider ebenfalls verstorbenen Stanley mit Diebesgut gehandelt haben, ein Zeuge, den Sie niedergeschlagen und liegen lassen haben, weil Sie ihn für tot hielten.«
    »Und wer ist dieser angeblich so hervorragend informierte Zeuge, wenn ich fragen darf?«, fauchte Kitty. »Er lügt nämlich, ganz egal, wer es ist.«
    »O nein, ich halte ihn im Gegenteil für ausgesprochen vertrauenswürdig.« Der Zauberer kicherte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Erinnern Sie sich jetzt?«
    Kitty sah ihn verständnislos an. »Woran denn?«
    Der Zauberer zog die Brauen hoch. »Na, an mich, natürlich!«
    »An Sie? Sind wir uns schon mal begegnet?«
    »Wissen Sie das nicht mehr? Es ist schon ein paar Jahre her, und ich gebe zu, dass ich damals noch etwas anders aussah.«
    »Hatten Sie vielleicht nicht so affige Klamotten an?« Kitty hörte ihre Mutter einen leisen, kummervollen Seufzer ausstoßen, aber es kümmerte sie so wenig wie das Seufzen eines völlig Fremden.
    »Nicht frech werden, Mädchen!« Der Zauberer nahm das übergeschlagene Bein herunter, was ihm aufgrund der engen Hose nicht ganz leicht fiel, und lächelte verkniffen: »Obwohl – wieso eigentlich nicht? Tun Sie sich meinetwegen keinen Zwang an, es ändert doch nichts an Ihrem Los.«
    Jetzt, da alles aus war, verspürte Kitty keine Angst mehr, nur einen überwältigenden Widerwillen gegen den hochnäsigen jungen Mann, der ihr gegenübersaß. Sie verschränkte die Arme und sah ihn offen an. »Fahren Sie bitte fort«, verlangte sie, »klären Sie mich auf.«
    Der Junge räusperte sich. »Vielleicht hilft Folgendes Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge: Vor drei Jahren in Nordlondon… eine kalte Dezembernacht… nein?« Er seufzte. »In einer dunklen Gasse?«
    Kitty zuckte desinteressiert die Achseln. »Es gibt viele dunkle Gassen in London. Sie haben wahrscheinlich ein Allerweltsgesicht.«
    »Nun, Ihr Gesicht habe ich jedenfalls nicht vergessen!« Jetzt machte er keinen Hehl mehr aus seinem Zorn. Er beugte sich vor, stieß die Tasse mit dem Ellbogen um und der Tee ergoss sich über den Sessel.
    Schuldbewusst spähte er zu Kittys Eltern hinüber. »Hoppla… tut mir Leid.«
    Kittys Mutter war sofort zur Stelle und betupfte den Fleck mit einer Serviette. »Macht nichts, Mr Mandrake! Das macht wirklich überhaupt nichts!«
    »Sie sehen also, Miss Jones…«, fuhr der Zauberer fort und hob seine Tasse hoch, damit Kittys Mutter besser drum herum tupfen konnte, »…Sie habe ich nicht vergessen, auch wenn ich Sie nur ganz kurz gesehen habe. Und Ihre Freunde Fred und Stanley auch nicht, denn die beiden haben mich beklaut und wollten mich umbringen.«
    »Beklaut?« Kitty sah ihn zweifelnd an. »Was haben sie Ihnen denn entwendet?«
    »Einen wertvollen Zauberspiegel.«
    »Ach…« Kitty kam eine schwache Erinnerung, »Sie waren das damals? Der kleine Spitzel! Jetzt erinnere ich mich an Sie… und an Ihren Spiegel. Der war vielleicht ein Pfusch!«
    »Ich habe ihn selbst gemacht!«
    »Wir konnten ihn nicht mal benutzen.«
    Mr Mandrake nahm sich mit sichtlicher Mühe zusammen und sagte mit gefährlich ruhiger Stimme: »Jedenfalls streiten Sie die Anschuldigungen nicht mehr ab.«
    »Nein«, erwiderte Kitty und fühlte sich dabei lebendiger als seit Monaten. »Es stimmt alles. Was Sie eben gesagt haben und noch viel mehr. Bloß schade, dass jetzt alles vorbei ist. Nein, warten Sie… eins streite ich doch ab. Sie haben gesagt, ich hätte Sie damals auf der Straße liegen lassen, weil ich Sie für tot gehalten hätte. Das stimmt nicht. Fred wollte Ihnen die Kehle durchschneiden, aber ich war dagegen. Ich weiß wirklich nicht, wieso, Sie elender kleiner Kriecher, Sie. Damit hätte ich der Menschheit einen großen Dienst erwiesen.«
    »Das meint sie nicht so!« Ihr Vater sprang auf und stellte sich vor den Zauberer, als könnte er ihn auf diese Weise vor den Worten seiner Tochter schützen.
    »O doch, o doch.« Der Junge lächelte, aber seine Augen blitzten zornig. »Lassen Sie Ihre Tochter ruhig ausreden.«
    Kitty nahm sich kaum

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