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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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übersehen… die Frage war bloß, ob es sich um eine angeborene Fähigkeit oder um die Auswirkungen irgendeines Schutzzaubers handelte. Seine Sensoren hatten ihm jedenfalls nichts dergleichen gemeldet.
    Wäre Bartimäus dabei gewesen, hätte ihm der Dämon womöglich Näheres über die Natur dieser Fähigkeit sagen und vielleicht auch die Flucht des Mädchens verhindern können. Zu ärgerlich, dass der Dschinn einen anderen Auftrag zu erfüllen hatte.
    Nathanael besah sich seinen Anzugärmel, der mit den Überresten des Maulers gesprenkelt und damit hinüber war, und schimpfte leise vor sich hin. Arroganter Affe… Er musste sich zurückhalten, um die Charakterstärke des Mädchens nicht zu bewundern. Trotzdem würde Kitty Jones diese Beleidigung noch büßen.
    Aber er war nicht nur wütend, sondern auch verunsichert. Er hätte ohne weiteres polizeiliche Verstärkung anfordern oder Whitwell bitten können, Kittys Elternhaus von Kugeln überwachen zu lassen, doch er hatte davon abgesehen. Er hatte den Erfolg für sich allein verbuchen und mit niemandem teilen wollen. Hätte er Gladstones Zauberstab zurückgebracht, wäre sein Ansehen immens gestiegen – der Premierminister hätte ihn bestimmt überschwänglich gelobt. Vielleicht hätte man ihn sogar befördert und damit beauftragt, die magischen Kräfte des Stabes zu erforschen… Da hätten Duvall und Whitwell ganz schön dumm dagestanden!
    Aber das Mädchen war entkommen, und falls irgendjemand von diesem Reinfall erfuhr, würde man ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Nach Tallows Tod waren seine Kollegen erschüttert, reizbar und noch paranoider als zuvor. Kein guter Zeitpunkt, sich bei einem Misserfolg ertappen zu lassen. Er musste das Mädchen ausfindig machen, und zwar schnell.
    Ein leises Klingeln im Ohr kündigte fremde Magie an. Er sprang auf und schon sah er Bartimäus in einer blauen Wolke heranschweben und sich materialisieren. Nathanael rieb sich die Augen und nahm sich zusammen.
    »Und? Hast du mir etwas zu berichten?«
    »Ich freu mich auch, dich zu sehen.« Der Wasserspeier langte nach unten, knuffte die Wolke zu einem Kissen zurecht und ließ sich ächzend darauf nieder. »Jawoll. Veni, vidi, vici und so weiter. Der Afrit hat das Zeitliche gesegnet. Ich bin total erledigt. Wenn auch nicht so erledigt wie du offenbar. Du siehst ja aus wie ausgespuckt.«
    »Du hast den Dämon zur Strecke gebracht?« Nathanael wurde wieder munter. Das war eine gute Nachricht. Damit konnte er bei Devereaux punkten.
    »Klaro. Hab ihn in der Themse ersäuft. Es spricht sich schon in der Stadt rum. Ach übrigens, du hattest Recht, es war tatsächlich diese Kitty, die den Stab gemopst hat. Hast du sie schon gekriegt? Nein? Na, dann würde ich an deiner Stelle nicht hier rumstehen und Maulaffen feilhalten, sondern mich schleunigst an die Arbeit machen. Nanu…« Der Wasserspeier beugte sich vor. »Du hast ja ein Veilchen! Hast du dich geprügelt?«
    »Nein. Ist nicht wichtig.«
    »Prügelt sich wie ein Gassenjunge! War ein Mädel im Spiel? Oder hat dich jemand beleidigt? Mir kannst du’s doch erzählen!«
    »Vergiss es einfach. Hör zu, ich bin sehr zufrieden mit dir. Aber jetzt müssen wir das Mädchen finden.« Nathanael betastete den Bluterguss unter seinem Auge. Es tat weh.
    Der Wasserspeier seufzte wieder. »Das sagst du so einfach. Wo auf dieser weiten Welt soll ich sie denn suchen?«
    »Keine Ahnung, darüber muss ich erst noch nachdenken. Du bist vorläufig entlassen. Ich rufe dich morgen früh wieder.«
    »Prima.« Wasserspeier und Wolke legten den Rückwärtsgang ein und verschwanden in der Wand.
    Als er wieder allein war, blieb Nathanael grübelnd neben dem Schreibtisch stehen. Die Dunkelheit drängte gegen das Bürofenster, von der Straße kam kein Laut. Er war schrecklich müde, sehnte sich inständig nach seinem Bett, doch der Stab war zu wichtig, um sich mit seinem Verlust abzufinden. Wo konnte er bloß sein? Vielleicht entdeckte er ja in irgendeinem Nachschlagewerk…
    Er fuhr zusammen, als er es an die Tür zum Hof klopfen hörte.
    Er lauschte mit pochendem Herzen. Es klopfte noch drei Mal, leise, aber nachdrücklich.
    Wer verlangte zu dieser Stunde noch Einlass? Sofort sah er wieder den grässlichen Söldner vor sich, aber er tat die Schreckensvision mit einem Achselzucken ab, gab sich einen Ruck, trat auf den Flur hinaus und ging zur Tür.
    Dort fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, dann drückte er die Klinke hinunter und riss die Tür auf…
    Auf

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