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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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neben dem Premierminister und wirkte außerordentlich selbstzufrieden, Miss Whitwell musste sich mit einem Stuhl irgendwo am Rand begnügen. Nathanael würdigte seine Meisterin keines Blickes, ihr Blick wiederum war starr und forschend auf den Premierminister gerichtet, doch Mr Devereaux blickte vor sich auf den Tisch.
    Nur die führenden Minister waren anwesend, nicht einmal Mr Makepeace war geladen.
    Die Polizeibeamten salutierten vor Mr Duvall, dann verließen sie auf sein Zeichen den Raum. Jane Farrar trat vor und hüstelte diskret.
    Mr Devereaux hob den Blick und seufzte wie jemand, den eine traurige Pflicht drückt. »Ja bitte, Miss Farrar? Haben Sie etwas zu melden?«
    »Jawohl, Sir. Hat Mr Duvall Sie bereits in Kenntnis gesetzt?«
    »In groben Zügen. Fassen Sie sich kurz.«
    »Sehr wohl, Sir. Wir haben John Mandrake seit ein paar Tagen beschatten lassen. Diverse Widersprüchlichkeiten in seinem Verhalten haben unseren Argwohn erregt, es war in letzter Zeit recht undurchsichtig und uneindeutig.«
    »Da muss ich widersprechen!«, unterbrach Nathanael sie so höflich er konnte. »Mein Dämon hat den entsprungenen Afriten zur Strecke gebracht, das ist ja wohl eindeutig genug!«
    Mr Devereaux hob die Hand. »Ja, ja, Mandrake, Sie haben gleich noch ausführlich Gelegenheit zum Reden. Bis dahin seien Sie bitte still.«
    Jane Farrar räusperte sich. »Wenn ich das noch ein wenig ausführen dürfte, Sir: In den letzten Tagen ist Mandrake mehrfach auf eigene Faust losgezogen, und das zu einem kritischen Zeitpunkt, als alle Zauberer Order hatten, sich in Westminster aufzuhalten und auf Anweisungen zu warten. Als er sich heute Nachmittag wieder einmal heimlich davonmachte, haben wir ihm ein paar Wachkugeln hinterhergeschickt. Sie sind ihm bis zu einem Gebäude in Ostlondon gefolgt, wo er sich mit seinem Dämon und diesem suspekten Jugendlichen hier getroffen hat. Die drei haben dort Stellung bezogen und allem Anschein nach auf jemanden gewartet. Daraufhin haben wir ringsum Beamte der Nachtpolizei postiert. Am späten Abend näherte sich ein Mädchen dem Haus. Sie wurde von unseren Beamten gestellt, doch es gelang ihr, sich der Verhaftung zunächst zu entziehen. Sie war schwer bewaffnet. Zwei Mann wurden bei dem Einsatz getötet, vier weitere verletzt. Kurz bevor unsere Beamten die Verdächtige schließlich festnehmen konnten, tauchte plötzlich Mr Mandrakes Dämon auf und verhalf ihr zur Flucht. Daraufhin hielt ich es für meine Pflicht, Mr Mandrake zu verhaften.«
    Der Premierminister nippte an seinem Mineralwasser. »Was ist das für ein Mädchen?«
    »Wir vermuten, dass sie der Widerstandsbewegung angehört, Sir, und an dem Einbruch in Westminster Abbey beteiligt war. Es scheint, dass sich Mandrake schon vor einiger Zeit mit ihr in Verbindung gesetzt hat. Ganz gewiss aber hat er ihr jetzt geholfen, sich dem Zugriff des Gesetzes zu entziehen. Ich hielt es für angebracht, Sie unverzüglich von der Sache in Kenntnis zu setzen.«
    »Gut so.« Mr Devereaux’ schwarze Augen musterten Nathanael aufmerksam. »Als Ihre Leute das Mädchen stellten… trug sie da Gladstones Stab bei sich?«
    Jane Farrar schürzte die Lippen. »Nein, Sir. Leider nicht.«
    »Bitte, Sir, dürfte ich…«
    »Nein, Mandrake, jetzt nicht! Henry, möchten Sie sich dazu äußern?«
    Der Polizeichef war schon eine Weile unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht, jetzt beugte er sich vor und legte die großen, fleischigen Hände auf den Tisch. Dann wandte er bedächtig den Kopf und blickte einen Minister nach dem anderen an. »Wissen Sie, Rupert«, sagte er, »als ich Mandrake kennen lernte, dachte ich mir: Der Bursche kann was, das schon, und er gibt sich viel Mühe, aber er hat auch etwas Verschlossenes. Wir wissen alle, wie ehrgeizig er ist und wie er sich die Zuneigung der armen Jessica erschlichen hat, sodass sie ihm schon in ungewöhnlich jungen Jahren einen verantwortungsvollen Posten übertragen hat. Und mit welcher Aufgabe war er betraut? Er sollte die Widerstandsbewegung enttarnen und wenn möglich zerschlagen, damit die Straßen von London wieder sicher sind. Was ist stattdessen in den letzten Monaten geschehen? Die Widerstandsbewegung ist im Gegenteil noch erstarkt und ihre terroristischen Aktionen gipfelten in der Plünderung der Gruft unseres Gründervaters! Ihre Freveltaten nehmen kein Ende: Sie haben das British Museum verwüstet, die Ladenzeile auf der Piccadilly, die National Gallery… das geht alles auf ihr Konto, und niemand

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