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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Duvall. »Aber keine Lügen, verstanden?«
    Nathanael richtete sich hoch auf und befeuchtete sich die Lippen. Die älteren Zauberer bedachten ihn mit feindseligen Blicken, lediglich
    – und das war der einzige Hoffnungsschimmer – Mr Devereaux schien etwas wohlwollender gestimmt, in seinem Blick glaubte er, gewisse Zweifel zu lesen, Zweifel und Verärgerung. Nathanael räusperte sich. Er war so stolz auf sein gutes Verhältnis zum Premierminister gewesen! Nun war der Zeitpunkt gekommen, es auf die Probe zu stellen.
    »Vielen Dank, dass Sie mir Gelegenheit geben, mich dazu zu äußern, Sir«, fing er an und versuchte, gelassen und selbstsicher zu klingen, doch vor lauter Angst hörte sich seine Stimme ganz piepsig an. Schon beim bloßen Gedanken an die Läuterungskammern, jenen Teil des Towers, der dem Verhör von Gefangenen vorbehalten war, schlotterten ihm die Knie. Bartimäus hatte Recht behalten: Durch sein eigenmächtiges Handeln hatte er sich gegenüber seinen Feinden angreifbar gemacht. Jetzt musste er durch Reden den Kopf wieder aus der Schlinge ziehen. »Mr Duvalls Anschuldigungen sind unbegründet und Miss Farrar ist, gelinde gesagt, übereifrig. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, den Schaden, den die beiden angerichtet haben, wieder gutzumachen.«
    Er hörte Jane Farrar leise schnauben, und Mr Duvall knurrte unwillig, wurde jedoch von einem tadelnden Blick des Premierministers zum Schweigen gebracht. Dergestalt ermutigt fuhr Nathanael fort: »Meine Reise nach Prag und die Sache mit dem Mädchen haben nichts miteinander zu tun, Sir. Ich halte tatsächlich viele der jüngsten Vorfälle hier in London für das Werk eines Golem, aber meine diesbezüglichen Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. In der Zwischenzeit habe ich mich dieses Jungen bedient«– er deutete mit dem Kinn auf Hyrnek –, »um die Verräterin Kitty Jones aus ihrem Versteck zu locken. Er ist ein alter Freund von ihr, weshalb ich hoffte, sie würde versuchen, ihn zu befreien. Hätte ich sie erst dingfest gemacht, hätte sie mir bestimmt auch bald gestanden, wo sie den Stab versteckt hat, den ich Ihnen daraufhin unverzüglich übergeben hätte. Das Eingreifen von Miss Farrars Wölfen hat mein Konzept komplett unterlaufen. Ich bin sicher, Sie erteilen ihr dafür eine strenge Verwarnung.«
    »Meine Leute hatten das Mädchen bereits umzingelt, aber dann hat Ihr Dämon sie entführt«, begehrte Jane Farrar wütend auf.
    »Das war durchaus angebracht.« Nathanael ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Andernfalls hätten Ihre Männer sie vor lauter Blutdurst in Stücke gerissen. Wie hätten wir dann an den Stab herankommen sollen?«
    »Es handelte sich immerhin um Beamte der Staatspolizei, die Mr Duvall direkt unterstellt ist…«
    »In der Tat, und eine primitivere und schlechter organisierte Truppe dürfte schwerlich zu finden sein«, ging Nathanael zum Angriff über. »Ich gebe ja zu, dass ich mit verdeckten Karten gespielt habe, Sir«, sagte er liebenswürdig und sah Mr Devereaux dabei offen an, »aber ich wusste vorher, dass es sich um einen sehr heiklen Einsatz handelte. Das betreffende Mädchen ist ausgesprochen störrisch und durchtrieben. Um an den Stab zu kommen, musste ich sehr umsichtig vorgehen und ihr im Gegenzug anbieten, ihren Freund glimpflich zu behandeln. Ich fürchtete, Mr Duvalls allgemein bekannter Mangel an Diplomatie würde den Erfolg der Aktion gefährden, und diese Befürchtung hat sich ja bedauerlicherweise auch bewahrheitet.«
    Die Reaktion des Polizeichefs war sehenswert. Sein vom Bartwuchs schwärzliches Gesicht lief puterrot an, die Adern am Hals und an den Händen wurden dick wie Schiffstaue, und seine Fingernägel, die unterdessen ein Stück gewachsen zu sein schienen, bohrten sich tief in die Tischplatte. Er konnte vor Wut kaum sprechen. »Wachen! Führt diesen verlogenen Schuft ab! Ich befasse mich sofort mit ihm!«
    »Sie vergessen sich, Henry«, sagte Mr Devereaux leise, aber mit unmissverständlich drohendem Unterton. »Ich bin in dieser Regierung derjenige, der anzuklagen und zu richten hat! Ich bin derjenige, der über Mandrakes Schicksal befindet. Und ich bin keineswegs davon überzeugt, dass er ein solcher Staatsverräter ist, wie Sie behaupten. Das heißt also, John«, wandte er sich wieder an Nathanael, »dass Ihr Dämon diese Kitty Jones in Gewahrsam genommen hat?«
    »Jawohl, Sir.« Nathanael rang um Selbstbeherrschung. Noch war er nicht frei, noch immer drohte ihm das Reuebad. Er musste

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