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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Idee gekommen. »Du weißt nicht zufällig etwas über den Golem?« Das Wort sagte Kitty überhaupt nichts. Sie schüttelte den Kopf. »Dachte ich mir. Das ist ein riesenhaftes, bösartiges, magisches Geschöpf… hat letztens in London für einigen Aufruhr gesorgt. Irgendjemand steckt dahinter, und ich wüsste zu gerne, wer. Allein schon deshalb, weil mich das Biest beinah umgebracht hätte.«
    Dabei sah er so wütend aus, dass sich Kitty das Lachen verbeißen musste. »Ich dachte, du bist ein edler Dschinn von Furcht erregender Macht? Wie kommt es dann, dass dir so ein Golem überlegen ist?«
    »Er ist gegen Magie immun. Raubt mir alle Kraft, wenn ich ihm zu nahe komme. Sogar du hättest mehr Chancen, ihn aufzuhalten, als ich.« Es klang, als sei diese Vorstellung völlig absurd.
    »Schönen Dank auch«, sagte Kitty ärgerlich.
    »Ich meine es ernst. Ein Golem wird mittels eines Pergamentstreifens gelenkt, der unter seiner Zunge steckt. Wenn man es schafft, ihm den wegzunehmen, muss er zu seinem Herrn zurückkehren und wieder zu Lehm zerfallen. Hab ich schon selber gesehen, damals in Prag.«
    Kitty nickte gedankenverloren. »Hört sich nicht allzu schwierig an.«
    »Dazu muss man natürlich erst den dicken schwarzen Dunst durchdringen, der ihn umgibt…«
    »Aha… gut.«
    »Und sich unter seinen Fäusten wegducken, mit denen er Beton-wände zerdeppern kann…«
    »Ach so.«
    »Ansonsten ist es das reinste Kinderspiel.«
    »Ja, wenn es so einfach ist«, fragte Kitty unwirsch, »warum hat ihn dann nicht längst irgendein Zauberer unschädlich gemacht?«
    Der Dschinn lächelte überheblich. »Weil man dazu Mut braucht. Die Zauberer machen nie etwas selber, sie verlassen sich lieber auf uns. Mandrake befiehlt, ich gehorche. Er hockt zu Hause, ich muss raus und den Kopf hinhalten. So funktioniert das.«
    Der Junge hörte sich jetzt an wie ein müder, alter Mann. Kitty nickte. »Klingt anstrengend.«
    Ein Achselzucken war die Antwort. »So ist das eben, Schicksal. Deshalb finde ich es auch so spannend, was du alles riskierst, um deinen Freund Hyrnek zu befreien. Übrigens ein dummer Entschluss, zu dem dich niemand gezwungen hat, auch wenn ich deine Haltung bewundere. Ehrlich, das zu erleben, hat mir richtig gut getan, so lange hatte ich es jetzt schon ausschließlich mit Zauberern zu tun.«
    »Es war kein dummer Entschluss«, widersprach Kitty. »Wie lange denn schon?«
    »Über fünftausend Jahre. Nicht durchgehend, aber immer wieder mal. Im Lauf der Jahrhunderte hat man gelegentlich auch Glück, aber jedes Mal, wenn ein Reich untergeht, wächst gleich das nächste nach.
    Großbritannien ist nur das vorläufig letzte einer langen Reihe.«
    Kitty sah nachdenklich vor sich hin. »Aber auch Großbritannien wird eines Tages untergehen.«
    »Allerdings. Schon zeigen sich die ersten kleinen Risse. Du solltest mehr lesen, dann erkennst du die Anzeichen. Aha… da kommt jemand. Na endlich…«
    Beide standen auf. Im Treppenhaus schimpfte jemand gedämpft vor sich hin. Kittys Herz schlug schneller. Ein letztes Mal erwog sie zu fliehen und wie zuvor unterdrückte sie den Impuls.
    Der Dschinn grinste sie an. Seine Zähne waren blendend weiß. »Weißt du was? Ich hab unsere kleine Unterhaltung richtig genossen. Ich hoffe bloß, man befiehlt mir nicht, dich umzubringen.«
    Mädchen und Dämon standen nebeneinander im Dunkeln. Auf der Treppe erklangen Schritte.

Nathanael
43
    Nathanael wurde in einer gepanzerten Limousine nach Whitehall gebracht, eskortiert von Jane Farrar und drei schweigsamen Beamten der Nachtpolizei. Links von ihm saß Jakob Hyrnek, rechts von ihm ein Polizist. Nathanael fiel auf, dass in der Uniformhose des Beamten breite Risse klafften und dass die Fingernägel seiner großen, schwieligen Hände eingerissen waren. Im Wagen roch es streng nach Moschus. Er betrachtete Jane Farrars reglose Rückenansicht auf dem Vordersitz und überlegte, ob sie wohl auch ein Werwolf war. Eher unwahrscheinlich, dafür war sie zu beherrscht und schlank; andererseits konnte man nie wissen…
    Als sie in Westminster Hall eintrafen, wurden Nathanael und Jakob sogleich in den großen Empfangssaal geführt, wo der Premierminister und seine Getreuen unter schimmernden Wachkugeln um den großen, blanken Tisch saßen. Ausnahmsweise waren keine Delikatessen aufgetischt, was den Ernst der Lage noch unterstrich. Lediglich eine bescheidene Flasche Mineralwasser und ein Glas standen vor jedem Teilnehmer. Der Polizeichef saß auf dem Ehrenplatz

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