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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wurde je dafür zur Rechenschaft gezogen.«
    Jetzt platzte Nathanael der Kragen und er trat vor. »Wie ich schon mehrfach sagte, ich habe nichts mit alledem zu…« Vor seiner Nase materialisierte sich ein olivgrünes Band aus einer glibberigen Masse, schlang sich schmerzhaft fest um seinen Kopf und knebelte ihn. Mr Mortensen ließ die Hand sinken und sagte: »Fahren Sie fort, Duvall.«
    »Vielen Dank.« Mit einer weit ausholenden Handbewegung sprach der Polizeichef weiter: »Nun denn. Zunächst führten Miss Farrar und ich Mr Mandrakes chronische Erfolglosigkeit schlicht auf seine Inkompetenz zurück. Doch irgendwann fragten wir uns, ob vielleicht noch etwas anderes dahinter steckt? War es denkbar, dass dieser begabte, ehrgeizige junge Mann in zwielichtige Machenschaften verwickelt ist? Wir beschlossen, ihn im Auge zu behalten. Nach der Verwüstung des Museums reiste er heimlich nach Prag, wo er sich offenbar – obwohl nicht ganz feststeht, was er dort noch alles getrieben hat – mit ausländischen Zauberern getroffen hat. Sie schnappen zu Recht nach Luft, Miss Malbindi! Wer weiß, was für einen Schaden der Junge womöglich angerichtet, welche Staatsgeheimnisse er ausgeplaudert hat! Jedenfalls wurde während seines Aufenthalts in Prag einer unserer fähigsten Geheimagenten ermordet, ein Mann, der schon seit Jahren mit uns zusammenarbeitete.«
    Die Minister begannen, miteinander zu tuscheln. Mr Duvall trommelte mit seinen dicken Wurstfingern auf den Tisch. »Was die Anschläge in London betrifft, hat Mandrake eine hanebüchene Erklärung in die Welt gesetzt und behauptet, ein Golem – ja, Sie haben richtig gehört, Miss Malbindi, ein Golem! – sei dafür verantwortlich. So lächerlich das ist, die arme Jessica scheint tatsächlich darauf hereingefallen zu sein, und diese wüste Geschichte diente Mandrake als Vorwand für seine Reise nach Prag. Natürlich kehrte er ohne jegliche Beweise für die Richtigkeit seiner Behauptung zurück und hat seither, wie wir gerade eben gehört haben, wiederholt Kontakt mit dem Widerstand aufgenommen und gegen unsere Polizei gearbeitet. Es ist sonnenklar, dass er hinter Gladstones Stab her ist, womöglich war er es sogar, der die Verräter in die Gruft eingelassen hat. Ich schlage vor, wir lassen Mr Mandrake zum Verhör in den Tower verbringen, und stelle mich zur Verfügung, die Angelegenheit persönlich in die Hand zu nehmen.«
    Zustimmendes Gemurmel der Minister, Mr Devereaux zuckte die Achseln. Einzig Miss Whitwell saß mit steinernem Gesicht stumm da. Fry, der beleibte Außenminister, ergriff das Wort: »Einverstanden. Der Junge war mir schon immer zuwider. Seine Haare sind viel zu lang und er hat eine unverschämte Art. An welche Methoden hatten Sie gedacht, Duvall?«
    »Vielleicht ein Reuebad? Ich wäre dafür, ihn über Nacht bis zum Hals hineinzustecken. Das bringt die meisten Verräter zum Reden, falls ihnen die Aale nicht vorher die Zunge abfressen.«
    Fry nickte. »Apropos Aale… Wie steht’s mit einem kleinen Imbiss?«
    Mr Mortensen beugte sich vor. »Und was ist mit der Spule, Duvall? Die hat sich schon oft als wirkungsvoll erwiesen.«
    »Die probateste Methode ist immer noch die Büßerglocke.«
    »Vielleicht abwechselnd ein paar Stunden dies, ein paar Stunden das?«
    »Auch nicht schlecht. Soll ich den Bengel abführen lassen, Rupert?«
    Der Premierminister blies die Wangen auf, lehnte sich zurück und meinte schließlich: »Das wird wohl das Beste sein, Henry, denke ich mal.«
    Vier Nachtpolizisten traten vor, einer muskulöser als der andere. Im Gleichschritt marschierten sie quer durch den Raum auf den Gefangenen zu, der vorderste hakte schmale, silberne Handschellen vom Gürtel. Daraufhin protestierte Nathanael, der schon die ganze Zeit vehement gezappelt und gestikuliert hatte, so ungestüm, dass seinem geknebelten Mund ein gedämpfter Schrei entwich. Das schien den Premierminister an etwas zu erinnern, denn er hob die Hand.
    »Einen Moment noch, Henry. Wir müssen dem Jungen Gelegenheit geben, sich zu verteidigen.«
    Der Polizeichef runzelte ungeduldig die Stirn. »Muss das wirklich sein, Rupert? Ich warne Sie, der Lümmel kann verdammt gut reden.«
    »Ich glaube, das kann ich selbst einschätzen.« Mr Devereaux sah zu Mortensen hinüber, der widerwillig die Hand bewegte. Der glibberige Knebel löste sich auf und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Nathanael zog sein Einstecktuch heraus und trocknete sich die Stirn.
    »Meinetwegen reden Sie«, brummte

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