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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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jedes Wort auf die Goldwaage legen. »Ich habe sie an einen abgeschiedenen Ort verbringen lassen, um sie dort zu befragen. Ich hoffe nur, die lange Verzögerung hat nicht alles zunichte gemacht.«
    »Und anschließend wollten Sie den Stab mir aushändigen?« Devereaux beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.
    »Aber selbstverständlich, Sir! Ich habe gehofft, ihn eines Tages neben dem Amulett von Samarkand im Artefaktenschatz der Regierung ausgestellt zu sehen, Sir.« Er biss sich auf die Lippe und wartete. Das war natürlich seine Trumpfkarte, denn seinerzeit hatte er Devereaux mit der Rückeroberung des Amuletts das Leben gerettet. Das wollte er dem Premierminister damit noch einmal ins Bewusstsein rufen. »Aber noch ist nichts verloren, Sir«, setzte er hinzu. »Wenn ich diesen Hyrnek zu dem Mädchen bringe und beiden freien Abzug garantiere, gehe ich davon aus, dass sie mir den Stab innerhalb der nächsten Stunde ausliefert.«
    »Wollen Sie das Mädchen wirklich laufen lassen?«
    Nathanael schmunzelte. »Natürlich nicht, Sir. Sobald ich den Stab habe, können Sie Hyrnek und seine Freundin in aller Ruhe verhören.« Sein Lächeln erstarb, als ihm Jakob Hyrnek kräftig ans Schienbein trat.
    »Ich habe Ihnen ja gleich gesagt, dass der Bengel ein gerissener Lügner ist.« Mr Duvall hatte sich wieder einigermaßen gefangen. »Ich bitte Sie, Rupert, Sie wollen sich doch wohl nicht von so einem…«
    »Ich bin bereits zu einem Entschluss gekommen.« Der Premierminister beugte sich vor und legte die Fingerspitzen aneinander. »Bis dato hat sich Mandrake als nützlich und loyal erwiesen, sodass wir im Zweifelsfall zu seinen Gunsten entscheiden sollten. Wir wollen ihn beim Wort nehmen. Soll er uns den Stab beschaffen! Gelingt es ihm, sei ihm sein eigenmächtiges Vorgehen verziehen. Gelingt es ihm nicht, erkenne ich Henrys Version der Vorfälle an und lasse Mandrake in den Tower sperren. Sind alle mit diesem Kompromiss zufrieden?« Er schaute lächelnd von Mr Duvalls finsterer und enttäuschter Miene zu Nathanaels vor Anspannung aschfahlem Gesicht und wieder zurück. »Gut. Mandrake mag gehen. Hatte nicht vorhin jemand nach einem Imbiss gefragt? Wie wär’s als Aperitif mit einem Gläschen byzantinischem Wein?«
    Ein warmer Lufthauch durchströmte den Raum. Unsichtbare Sklaven eilten mit Kristallgläsern und Karaffen voll aprikosenfarbenem Wein herbei. Jane Farrar duckte sich, als eine Servierplatte mit Cocktailwürstchen an ihrem Kopf vorbeisauste. »Aber Sie wollen Mandrake doch nicht etwa allein losschicken, Sir!«
    »Richtig – eine Kompanie Soldaten sollte ihn unbedingt begleiten!« Duvall fegte unwirsch ein ihm dargebotenes Glas weg. »Ihm zu vertrauen, wäre Leichtsinn.«
    Nathanael war schon fast an der Tür, doch jetzt machte er kehrt. »Sir, es handelt sich hier um eine ausgesprochen diffizile Angelegenheit. Ein Rudel Wolfsköpfe würde alles verderben.«
    Mr Devereaux kostete den Wein. »Himmlisch! Da wähnt man sich gleich in Marmara… Nun, dann müssen wir wohl noch einen Kompromiss eingehen. Mandrake bekommt mehrere Wachkugeln mit auf den Weg, damit wir jederzeit über sein Vorgehen informiert sind. Würde mir bitte jemand diesen köstlichen Kuskus rüberreichen?«
    Nathanael legte Jakob Hyrnek in unsichtbare Fesseln und führte ihn am Ellbogen aus dem Saal. Er war keineswegs gehobener Stimmung. Zwar hatte er Duvall fürs Erste matt gesetzt, aber wenn er den Stab nicht alsbald sicherstellte, waren seine Aussichten alles andere als rosig. Er wusste, dass er die Geduld des Premierministers schon über Gebühr strapaziert hatte, und die Missgunst der anderen Minister war mit Händen zu greifen. Seine Karriere, ja, sein ganzes Leben stand auf Messers Schneide.
    Als sie durchs Vestibül gingen, vertrat ihnen Miss Whitwell den Weg. Nathanael funkelte sie feindselig an, sagte jedoch nichts. Ihr Raubvogelblick durchbohrte ihn.
    »Mag sein, dass du unseren guten Premierminister überzeugt hast«, zischte sie heiser, »mag sein, dass es dir gelingt, den Stab zurückzubringen, aber ich weiß genau, dass du hinter meinem Rücken gehandelt hast, um dir auf meine Kosten einen Vorteil zu verschaffen, und das ist unverzeihlich. Hiermit ist unsere Zusammenarbeit beendet und ich wünsche dir keinen Erfolg! Meinetwegen kannst du in Duvalls Tower verschimmeln!«
    Damit eilte sie davon, wobei ihre Kleider wie dürres Laub raschelten. Nathanael blickte ihr bestürzt nach, doch als er merkte, dass ihn Hyrnek mit grimmiger

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