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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aber sie bemerkte nichts davon.
    »Und die Wölfe?«, fragte sie barsch.
    »Die sind weit weg. Allerdings suchen sie wohl immer noch nach Ihnen.« Er lächelte. »Das dürfte Beweis genug für meine friedlichen Absichten sein. Ohne mein Eingreifen wären Sie jetzt ein Haufen blankgenagter Knochen.«
    »Bei unserer letzten Begegnung waren Sie längst nicht so fürsorglich.«
    »Stimmt.« Nathanael vollführte eine Art Verbeugung, sah aber dank seiner wehenden Zottelhaare und fliegenden Manschetten eher aus, als wäre er gestolpert. »Hiermit entschuldige ich mich für meine Voreiligkeit.«
    »Wollen Sie mich immer noch verhaften? Bestimmt haben Sie Jakob nur deswegen entführt.«
    »Ich wollte Sie auf diese Weise aus Ihrem Schlupfloch locken, das ist richtig. Aber verhaften? Nun, ehrlich gesagt liegt das ganz bei Ihnen. Vielleicht können wir beide uns ja auf eine Absprache einigen.«
    »Und die sähe wie aus?«
    »Aber vorher… benötigen Sie vielleicht eine kleine Erfrischung oder Erste Hilfe? Wie ich sehe, sind Sie verletzt, und erschöpft müssen Sie auch sein. Ich kann gern meinen Sklaven hier losschicken«– er schnippte vor meiner Nase mit den Fingern –, »der bringt Ihnen alles, was Sie wollen: etwas zu Essen, Glühwein, Stärkungsmittel… ein Wort genügt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will Ihre Dreckszauberei nicht.«
    »Aber Sie brauchen doch bestimmt irgendetwas? Verbandszeug? Kräuter? Einen Schnaps? Bartimäus holt es Ihnen im Handumdrehen!« 89
(Auch das war wieder mal leicht übertrieben – es sei denn, man leidet an schwerem Rheuma und kann die Hand nur im Zeitlupentempo drehen. Wenn ich einen eindeutigen Befehl bekomme und von meinem gegenwärtigen Auftrag freigestellt werde, kann ich mich natürlich dematerialisieren, woanders wieder materialisieren, das Gewünschte ausfindig machen und damit wieder zurückkehren, aber das dauert eben ein paar Sekunden – oder auch ein paar Sekunden länger, falls das Befohlene schwer aufzutreiben ist. Einmal in die Hände klatschen reicht nicht, das wäre unrealistisch. )
    »Nein.« Ihre Miene war verschlossen, seine Schmeicheleien ließen sie kalt. »Wie lautet Ihr Vorschlag? Sie sind hinter dem Zauberstab her, nehme ich an.«
    Nathanael wechselte unmerklich die Farbe. Vielleicht brachte es ihn aus der Fassung, dass sie so direkt war, denn Zauberer sind nur höchst selten offen und ehrlich. Er nickte bedächtig. »Wissen Sie
    denn, wo er ist?« Er hielt gespannt den Atem an.
    »Ja.«
    »Könnten Sie ihn mir rasch beschaffen?«
    »Ja.«
    Er atmete wieder aus. »Gut. Gut. Dann schlage ich Folgendes vor: Unten steht mein Wagen. Sie lotsen mich dorthin, wo Sie den Stab versteckt haben, und händigen ihn mir aus. Sobald er in meiner Obhut ist, lasse ich Sie und Hyrnek frei. 24 Stunden lang können Sie sich ungehindert bewegen. Ich nehme an, Sie wollen das Land verlassen, dafür reicht die Zeit allemal. Lassen Sie sich meinen Vorschlag gut durch den Kopf gehen! Für eine unverbesserliche Verräterin wie Sie ist das ein großzügiges Angebot. Wie Sie am eigenen Leib erfahren haben, sind längst nicht alle Staatsbeamten so entgegenkommend.«
    Das Mädchen war noch nicht überzeugt. »Welche Sicherheiten habe ich, dass Sie Wort halten?«
    Der Junge lächelte sie an und pflückte sich einen Fussel vom Ärmel. »Überhaupt keine. Sie müssen mir wohl oder übel vertrauen.«
    »Da wäre ich ja schön blöd.«
    »Was bleibt Ihnen denn anderes übrig, Miss Jones? Im Grunde sitzen Sie hier in der Falle. Ein grimmiger Dämon hindert Sie an der Flucht…«
    Sie blickte verdutzt um sich. Ich hüstelte. »Er meint mich.«
    »…außerdem haben Sie es mit mir zu tun«, fuhr mein Herr fort, »und ich werde bestimmt nicht noch einmal den Fehler machen, Sie zu unterschätzen. Ehrlich gesagt«, ergänzte er, als wäre es ihm eben erst eingefallen, »wüsste ich gern, mit was für Hilfsmitteln Sie magische Angriffe eigentlich abwehren. Sogar ausgesprochen gern. Hat Ihnen jemand irgendetwas zu Ihrer Verteidigung gegeben? Und wenn ja – wer?« Das Mädchen schwieg. »Wenn Sie mir das verraten, wenn Sie mit mir freimütig über Ihre Mitgliedschaft in der Widerstandsbewegung sprechen, kann ich nämlich noch mehr für Sie tun, als Sie einfach nur laufen zu lassen.« Er trat auf sie zu und legte ihr die Hand auf den Arm. Sie zuckte zusammen, wich aber nicht zurück. »Ich könnte Ihnen zu Wohlstand verhelfen«, fuhr er fort, »zu einer gesellschaftlichen Stellung, die Sie sich in

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