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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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kopfsteingepflasterte Gasse ein, die unter einem niedrigen Torbogen in einen menschenleeren Hinterhof mündete.
    »Halt.« Das Mädchen klopfte an die Trennscheibe. Der Holzklotz bremste und blieb in Erwartung weiterer Anweisungen sitzen. Wir anderen stiegen mit steifen Gliedern aus und fröstelten in der kühlen Morgenluft. Das Meerschweinchen blähte seine Substanz auf und verwandelte sich in Ptolemäus zurück. Als ich mich umsah, erblickte ich in einiger Entfernung die vier Wachkugeln.
    Der Hof war von schmalen, weiß getünchten, zu Wohnhäusern umgebauten und ein wenig verwahrlosten ehemaligen Stallungen umstanden. Das Mädchen ging wortlos die Treppe zu einer Kellertür hinunter. Nathanael stieß Hyrnek vor sich her und folgte ihr und ich bildete die Nachhut.
    Mein Herr drehte sich nach mir um. »Wenn sie irgendwelche dummen Tricks versucht, tötest du sie!«
    »Bitte drück dich etwas klarer aus«, erwiderte ich. »Was für Tricks? Kartentricks, Münzentricks, indische Seiltricks oder was?«
    Er sah mich streng an. »Alles, was gegen unsere Abmachung verstößt, was mir schadet oder ihre Flucht begünstigt. Ist das klar genug?«
    »Klipp und klar.«
    Auf dem dämmrigen Treppenabsatz fummelte die Kleine kurz herum und förderte aus einem Spalt einen Schlüssel zutage. Die Tür sprang knarrend auf, sie trat ein und wir drei anderen folgten ihr im Gänsemarsch.
    Kitty, Hyrnek, Nathanael und ich wanderten, einer dicht hinter dem anderen wie bei einer langsamen und schnarchlangweiligen Polonaise durch ein wahres Labyrinth aus Gängen. Die Kleine schien den Weg genau zu kennen, bediente Lichtschalter, duckte sich unter niedrigen Durchgängen, an denen wir anderen uns die Köpfe stießen, und sah sich kein einziges Mal um. Der Weg kam mir ziemlich labyrinthisch vor, und ich fragte mich schon, ob meine Minotaurusgestalt nicht passender gewesen wäre.
    Jedes Mal, wenn ich mich umsah, sah ich mindestens eine Kugel hinter uns herschweben. Demnach wurden wir weiterhin observiert.
    Endlich betrat das Mädchen einen kleinen Nebenraum und knipste eine funzelige Glühbirne an. Bis auf einen Stapel Holzscheite war der Keller leer. Wasser tropfte von der Decke und rieselte in kleinen Rinnsalen über den Boden. Nathanael rümpfte die Nase. »Ja und?«, fuhr er sie an. »Ich sehe nichts!«
    Das Mädchen ging zu dem Holzstapel und zwängte den Fuß darunter. Es quietschte leise, dann schwang ein Stück Wand auf. Dahinter war es pechschwarz.
    »Halt! Sie bleiben hier!« Mein Herr ließ Hyrnek zum ersten Mal los und stellte sich hastig zwischen Kitty und die Geheimtür. »Bartimäus! Du gehst rein und berichtest mir, was du dort siehst. Wenn du den Stab findest, bringst du ihn mit!«
    Zurückhaltender, als es sonst meine Art ist, näherte ich mich der Öffnung und wirkte für den Fall, dass irgendwo Sprengfallen eingebaut waren, vorsichtshalber einen Schild um mich. Je näher ich der Öffnung kam, desto deutlicher spürte ich alle sieben Ebenen vibrieren – eine Vorwarnung, dass ich es mit mächtiger Magie zu tun bekommen würde. Vorsichtig steckte ich den Kopf hindurch.
    Es war kaum mehr als ein besserer Schrank, eine mit geklautem Schnickschnack voll gestopfte Rumpelkammer, die üblichen Glaskugeln und Metallbehälter, alles billiger, wertloser Plunder. 91
(Ähnlich wie Dosengemüse einfach nicht so gut schmeckt und längst nicht so nahrhaft ist wie frisches Gemüse, sind Elementenkugeln, Infernostäbe und andere Waffen, die man herstellt, indem man einen Kobold oder anderen Geist in eine Kugel oder einen Behälter sperrt, nie so wirkungsvoll und nachhaltig wie ein Bann, den ein Geist von sich aus wirkt. Trotzdem bevorzugen Zauberer solche Waffen, weil ihr Gebrauch nämlich längst nicht so viel Mühe macht wie eine knifflige Beschwörung. )
    Die einzige Ausnahme bildete der Gegenstand, der in der gegenüberliegenden Ecke nachlässig an die Wand gelehnt war und sich diesen Platz auch noch mit ein paar Sprengspeeren teilen musste.
    Als ich den Stab damals über die brennenden Dächer Prags hinweg von weitem gesehen hatte, waren aus dem aufgewühlten Himmel knisternde Blitze in seine Spitze gefahren, und seine Aura hatte bis zu den Wolken gereicht. Eine ganze Stadt hatte sich ihm unterworfen. Jetzt aber stand er still und verstaubt da und zwischen seinem geschnitzten Knauf und einer Mauernische webte eine Spinne nichts ahnend ihr Netz. Trotzdem spürte ich, welche Kraft ihm innewohnte. Seine Aura pulsierte lebhaft und erfüllte

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