Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
wird Tag und Nacht von einer Kugel überwacht und auch Karel und Robert stehen unter ständiger Beobachtung. In den letzten beiden Jahren hat die Polizei viermal unser Haus gestürmt. Letztes Mal haben sie alles auf den Kopf gestellt. Oma saß gerade in der Badewanne. Sie haben sie samt der ollen Zinkwanne einfach auf die Straße gestellt.«
    »So eine Schweinerei!« Kitty warf den Kricketball hoch und fing ihn mit ausgestrecktem Arm wieder auf.
    »Tja, so viel zum Thema Zauberer. Wir können sie nicht ausstehen, aber was soll man machen? Ist was? Du ziehst eine Schnute, das heißt, du bist irgendwie nicht einverstanden.«
    Kitty setzte sofort eine neutrale Miene auf. »Ich hab nur überlegt… naja, du sagst, ihr könnt die Zauberer nicht ausstehen, aber eure ganze Familie arbeitet für sie… dein Papa, deine Brüder, alle arbeiten in der Buchdruckerei. Alles was ihr herstellt, ist auf die eine oder andere Weise für sie bestimmt, und trotzdem behandeln sie euch mies. Das passt doch nicht zusammen. Warum macht ihr nicht irgendwas anderes?«
    Jakob grinste kläglich. »Papa sagt immer: ›Im Kielwasser des Haifischs kann einem nichts passieren.‹ Wir stellen für die Zauberer schöne Dinge her und sie erfreuen sich daran. Damit halten wir sie uns vom Hals… jedenfalls einigermaßen. Stell dir mal vor, wir würden einfach damit aufhören! Dann würden sie sofort über uns herfallen… Du guckst ja schon wieder so finster.«
    Kitty war immer noch nicht überzeugt. »Trotzdem… wenn ihr die Zauberer nicht ausstehen könnt, solltet ihr auch nichts mit ihnen zu tun haben«, sagte sie energisch. »Das ist sonst verlogen.«
    »Wie bitte?« Jetzt war Jakob richtig sauer und trat nach ihrem Schienbein. »Komm du mir bloß nicht auf die Tour! Deine Eltern arbeiten doch genauso für sie und alle anderen auch. Was bleibt uns anderes übrig? Wenn du nicht spurst, stattet dir die Polizei – oder jemand noch Schlimmeres – nachts einen Besuch ab und lässt dich verschwinden. Da muss man wohl oder übel mitspielen, oder fällt dir was Besseres ein?«
    »Glaub nicht.«
    »Es gibt auch nichts. Es sei denn, man ist lebensmüde.«

5
    Das Unglück geschah, als Kitty dreizehn Jahre alt war. Es war Hochsommer. Schulferien. Die Sonne schien auf die Dächer der Reihenhäuser, Vögel zwitscherten, das ganze Haus war lichtdurchflutet. Kittys Vater stand summend vorm Spiegel und rückte seinen Schlips gerade. Die Mutter hatte ihr fürs Frühstück einen Krapfen mit Zuckerguss in den Kühlschrank gestellt.
    Kaum waren die Eltern gegangen, klingelte es. Kitty machte auf und da stand Jakob und schwenkte seinen Schläger.
    »Der ideale Tag für Kricket«, sagte er. »Wir können in den Schickimickipark gehen. Jetzt sind alle bei der Arbeit, da jagt uns keiner weg.«
    »Prima Idee«, erwiderte Kitty, »aber heute bin ich mit Schlagen dran. Warte, ich zieh mir nur eben Schuhe an.«
    Besagter Park lag im Westen von Balham, abseits der Fabriken und Läden. Erst kam man an eine mit zerbrochenen Ziegelsteinen, Disteln und verrostetem Stacheldraht übersäte Brachfläche, auf der Jakob, Kitty und viele andere Kinder oft spielten. Ging man jedoch weiter nach Westen und über die alte Eisenbrücke, die eine Bahnlinie überspannte, wurde der Park schlagartig gepflegter, mit ausladenden Buchen, schattigen Wegen und großen Rasenflächen mit weichem grünem Gras, dazwischen immer wieder kleine Teiche, auf denen Stockenten schwammen. Am anderen Ende wurde die Anlage von einer breiten Allee begrenzt, deren große, von hohen Mauern halb verdeckte Villen unmissverständlich darauf verwiesen, dass dort Zauberer wohnten.
    In diesem gepflegten Teil des Parks waren Gewöhnliche nicht gern gesehen. Auf den Spielplätzen erzählte man sich von Kindern, die sich einer Mutprobe wegen hineingewagt hätten und nicht mehr zurückgekommen seien. Kitty glaubte nicht so recht an diese Geschichten; sie und Jakob hatten schon ein paarmal die Brücke überquert und sich bis zu den Ententeichen vorgewagt. Einmal hatte ihnen ein gut gekleideter Herr mit langem schwarzem Bart vom anderen Ufer eines Teichs etwas zugerufen, worauf Jakob mit einer vielsagenden Handbewegung geantwortet hatte. Der vornehme Herr selbst schien darauf nichts zu erwidern, sein Begleiter jedoch, den sie erst jetzt bemerkten – eine kleine, unauffällige Gestalt –, war um den See herumgelaufen, und zwar verblüffend flink. Kitty und Jakob hatten gerade noch abhauen können.
    Normalerweise war der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher