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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem
Autoren: Jonathan Stroud
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Jakob einen erstickten Schrei aus und bremste schlitternd ab.
    »Dummkopf! Da steht doch mein Name drauf!« Er hastete zurück. Kitty verlangsamte ihr Tempo und drehte sich im Laufen nach ihm um.
    Dabei sah sie in einiger Entfernung ein offen stehendes Tor zur Straße in der Parkmauer. Eine schwarz gekleidete Gestalt kam herangehumpelt, blieb unter dem Torbogen stehen und ließ suchend den Blick durch den Park schweifen.
    Jakob hatte seinen Schläger aufgehoben und kam zurückgerannt. »Beeilung!«, japste Kitty, als er sie wieder eingeholt hatte. »Da kommt…« Sie war zu sehr außer Puste, um den Satz zu beenden.
    »Wir haben’s gleich geschafft.« Jakob rannte voran, am Ufer entlang, wo sich die Entenfamilien erschrocken quakend in die Teichmitte retteten; dann ging es in wilder Jagd über den Weg unter den Buchen und den kleinen Hang zur Eisenbrücke hinauf. »Gleich kann uns keiner mehr was… drüben verstecken wir uns… in den alten Bombentrichtern… ist nicht mehr weit…«
    Kitty verspürte den starken Drang, sich umzudrehen; vor ihrem geistigen Auge sah sie die schwarz gekleidete Gestalt hinter ihnen herhumpeln und es rieselte ihr eiskalt über den Rücken. Doch sie liefen zu schnell, als dass jemand sie einholen konnte; gleich war es geschafft, die Sache ausgestanden…
    Jakob rannte als Erster über die Brücke, Kitty dicht hinter ihm. Ihre Schuhsohlen trommelten wie Presslufthämmer auf das Metall, ließen es vibrieren und dumpf rumpeln. Erst hoch, dann drüben wieder runter…
    Wie aus dem Erdboden gewachsen, stand etwas am Ende der Brücke.
    Jakob und Kitty schrien gleichzeitig auf und unterbrachen jäh ihre ungestüme Flucht. Beide blieben so abrupt stehen, weil sie instinktiv einen Zusammenstoß mit dem Geschöpf vermeiden wollten, dass sie beinahe übereinander gefallen wären.
    Es war so groß wie ein Mensch und benahm sich auch so, stand aufrecht auf zwei langen Beinen und streckte die gekrümmten Finger nach ihnen aus. Aber es war kein Mensch. Am ehesten sah es noch wie die scheußliche Karikatur eines in die Länge gezogenen Riesenaffen aus. Es war von oben bis unten mit hellgrünem Fell bedeckt, ausgenommen an Kopf und Schnauze, wo der Pelz dunkelgrün, fast schwarz war. Die Augen blinkten gelb und feindselig. Das Geschöpf legte den Kopf schief, grinste sie an und ließ die mageren Finger spielen. Sein dünner Schwanz wellte sich wie eine Peitsche und brachte die Luft zum Summen.
    Zuerst waren weder Jakob noch Kitty in der Lage, etwas zu tun oder zu sagen.
    Dann zischte Kitty: »Los, zurück!« Jakob war immer noch vor Entsetzen gelähmt und stand wie angewurzelt da. Sie packte ihn am Hemdkragen, machte kehrt und zerrte ihn hinter sich her.
    Die Hände in den Taschen, den Schlips ordentlich in die Weste gesteckt, stand ein Herr im schwarzen Anzug am anderen Ende der Brücke, dort wo sie hergekommen waren, und versperrte ihnen den Weg. Er war nicht im Mindesten außer Atem.
    Kittys Finger krampften sich um Jakobs Kragen. Sie brachte es nicht über sich, ihn loszulassen. Sie blickte in die eine Richtung, er in die andere. Sie spürte, wie er die Hand ausstreckte, hastig über ihr T-Shirt tastete und sich daran festhielt. Außer ihrem entsetzten Keuchen und dem durch die Luft zischenden Schwanz des Ungeheuers war es ganz still. Laut krächzend flog eine Krähe über sie hinweg. Kitty hörte das Blut in ihren Ohren rauschen.
    Der Herr im schwarzen Anzug schien es nicht eilig zu haben, etwas zu sagen. Er war ziemlich klein, aber stämmig und von kräftiger Statur. Mitten in seinem runden Gesicht saß eine ungewöhnlich lange, spitze Nase, die Kitty trotz aller Panik an eine Sonnenuhr denken ließ. Er verzog keine Miene.
    Kitty spürte, dass Jakob zitterte. Er würde kein Wort herausbringen.
    »W-was wollen Sie von uns, Sir?«, stammelte sie heiser.
    Es folgte eine lange Pause. Es hatte den Anschein, als habe der Herr keine Lust zu antworten. Als er schließlich doch das Wort ergriff, geschah es mit Furcht erregender Milde: »Es ist erst ein paar Jahre her«, sagte er sanft, »da erwarb ich meinen Rolls-Royce auf einer Auktion. Es war noch so einiges daran zu machen, aber auch so hat er mich eine hübsche Stange Geld gekostet. Seither habe ich noch viel mehr hineingesteckt, habe Teile der Karosserie austauschen und neue Reifen aufziehen, einen neuen Motor und vor allem eine originale Windschutzscheibe aus getöntem Glas einsetzen lassen, um meinen Rolls zum womöglich schönsten Exemplar in ganz
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