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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hämmern.
    Dicht vor den ausgestreckten Fingern des Dämons bildete sich ein Strudel aus wirbelnden grauen Rauchschwaden und schoss auf sie zu. Kitty hörte Jakob schreien. Sie sah noch rotgelbe Flammen im Rauch flackern, dann traf sie ein Hitzeschwall ins Gesicht, und alles wurde schwarz.

6
    Kitty… Kitty!« »Mmm?«
    »Wach auf. Es is Pause.«
    Sie hob den Kopf, blinzelte und war mit einem Schlag wach. Das Publikum erhob sich von den Plätzen. Das Saallicht war angeschaltet, der üppige rote Bühnenvorhang heruntergelassen. Die Zuschauer-menge hatte sich in hunderte rotwangiger Einzelpersonen aufgelöst, die sich langsam aus den Sitzreihen schoben. Eine Woge von Lärm überflutete Kitty, schwappte wie eine Flutwelle an ihre Schläfen. Sie schüttelte sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und sah, wie sich Stanley mit hämischem Gesicht über die Sitzlehnen zwischen ihnen beugte.
    »Ach so«, sagte sie verlegen. »In Ordnung. Ich bin so weit.«
    »Lass die Tasche nich stehn.«
    »Natürlich nicht!«
    »So natürlich is das nich. Wenn einer schon mittendrin einpennt…«
    Kitty atmete tief durch, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, griff sich die Tasche und stand auf, um einen Mann vorbeizulassen. Dann ging sie hinter ihm her. Dabei erspähte sie aus dem Augenwinkel Fred: Sein stumpfer Blick war wie immer schwer zu deuten, aber Kitty glaubte, ein spöttisches Funkeln darin aufblitzen zu sehen. Sie kniff die Lippen zusammen und schob sich weiter in Richtung Mittelgang.
    Die Leute schubsten und drängelten, strebten zum Büfett, zu den Toiletten und zur Eisverkäuferin, die unter einer Lampe an der Wand lehnte. Man kam nur zentimeterweise voran, und Kitty fühlte sich wie auf einem Viehmarkt, wo die störrischen Tiere durch verschlungene Gänge aus Betonwänden und Eisengattern getrieben werden. Sie holte tief Luft und stürzte sich unter genuschelten Entschuldigungen und gezieltem Einsatz der Ellbogen ins Getümmel. Schritt für Schritt drängte sie sich zwischen Bäuchen und Hinterteilen zu einer der Flügeltüren durch.
    Auf halber Strecke tippte ihr jemand auf die Schulter. Stanley grinste sie an. »Das Stück hat dir wohl nich besonders gefallen, was?«
    »Natürlich nicht, du Pfeife.«
    »Ein paar Stellen fand ich echt cool.«
    »Typisch.«
    »Ts, ts, ts«, machte er ironisch. »Immerhin bin ich nich im Dienst eingepennt!«
    »Der Dienst fängt jetzt an!«, erwiderte Kitty unwirsch.
    Mit entschlossener Miene und zerzaustem Haar schlüpfte sie auf den Gang hinaus, der sich rund um den Zuschauerraum zog. Inzwischen ärgerte sie sich über sich selbst: erstens weil sie eingedöst war, und zweitens weil sie Stanley damit Gelegenheit gegeben hatte, sich über sie lustig zu machen. Er beobachtete sie die ganze Zeit und suchte nach irgendwelchen Schwachstellen, auf denen er dann zusammen mit den anderen Jungs herumhackte. Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. Egal – jetzt ging es um Wichtigeres.
    Sie schlängelte sich durch bis ins Foyer, von wo aus ein Großteil des Publikums hinaus auf die Straße strömte, um sich in der lauen Sommernacht an eisgekühlten Getränken zu laben. Kitty mischte sich darunter. Der Himmel war tiefblau, eben schwand das letzte Tageslicht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren die Häuser in Erwartung des morgigen Feiertags mit bunten Fahnen und Wimpeln geschmückt. Gläser klirrten, Leute lachten; stumm und konzentriert bewegten sich die drei Jugendlichen durch die fröhliche Menge.
    An der Ecke des Gebäudes sah Kitty prüfend auf die Uhr. »Noch eine Viertelstunde.«
    »Heute Abend sind sogar ’n paar Zauberer da«, raunte Stanley. »Seht ihr da drüben die alte Frau im grünen Kleid? Die grade ihren Gin runterkippt? Die hat was in der Tasche. Ganz schön mächtige Aura. Solln wir’s uns schnappen?«
    »Nein. Wir halten uns an den Plan. Los jetzt, Fred.«
    Fred nickte und holte Zigarette und Feuerzeug aus der Tasche seiner Lederjacke. Dann schlenderte er bis zur nächsten kleinen Nebenstraße und spähte unauffällig hinein, während er die Zigarette umständlich anzündete. Offenbar war er zufrieden mit dem, was er sah, denn er bog ab, ohne sich noch einmal umzudrehen. Kitty und Stanley gingen hinterher. Hier gab es Läden, Bars und Restaurants, und die Bürgersteige waren voller Passanten, die an dem schönen Abend noch ein bisschen frische Luft schnappen wollten. Als Fred an die nächste Ecke kam, schien seine Zigarette ausgegangen zu sein. Er blieb

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