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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Kitty abermals über den Stolperzauber, kniete sich vor den Safe und stopfte dessen Inhalt hastig in ihre Tasche.
    Stanley trat vor Ungeduld von einem Bein aufs andere. »Was is drin?«
    »Maulergläser, ein paar Elementenkugeln… Akten… und haufenweise Geld.«
    »Gut. Mach schnell. Wir haben nur noch fünf Minuten.«
    »Weiß ich.«
    Kitty schloss ohne große Eile die Tasche und verließ das Büro. Fred und Stanley waren schon wieder durchs Fenster geklettert und warteten ungeduldig auf dem Hof. Kitty sprang ins Freie und eilte zum Tor. Plötzlich hatte sie ein komisches Gefühl, drehte sich um – und sah gerade noch, wie Fred etwas durch das Loch in der Scheibe warf.
    Sie blieb stehen. »Was war das denn, zum Teufel?«
    »Reden können wir nachher.« Fred und Stanley liefen an ihr vorbei. »Gleich fängt der zweite Teil an.«
    »Was hast du da eben gemacht?«
    Sie trabten die Straße entlang und Stanley zwinkerte Kitty zu. »Das war bloß’n Infernostab. Als kleines Andenken.« Fred, der neben ihm lief, kicherte in sich hinein.
    »Das war nicht abgesprochen! Es ging nur um einen Einbruch!« Kitty konnte den Rauch schon riechen. Sie bogen um die Ecke und kamen an der Vorderseite des Ladens vorbei.
    »Mitnehmen konnten wir die Teppiche ja wohl schlecht. Die werden sonst an die Zauberer verkauft. Mit Kollaborateuren braucht man kein Mitleid haben. Die sind selber schuld.«
    »Wenn wir erwischt werden…«
    »Werden wir aber nich, reg dich ab. Und außerdem macht so ’n harmloser kleiner Einbruch bestimmt keine Schlagzeilen, aber einer mit Brandstiftung schon!«
    Bleich vor Zorn umklammerte Kitty die Henkel ihrer Tasche und schlenderte neben den beiden her durch die Straßen. Hier ging es nicht darum, möglichst viel Aufsehen zu erregen, sondern einzig und allein darum, dass Stanley wieder einmal ihre Autorität untergraben wollte. So etwas hatte er sich allerdings noch nie herausgenommen. Es war ihr Plan und ihre Taktik und er hatte beides bewusst unterlaufen! Sie musste endlich etwas dagegen unternehmen, sonst würde er sie früher oder später noch alle umbringen.
    Im Theater läutete die Pausenglocke, die letzten Zuschauer drängten wieder nach drinnen. Kitty, Stanley und Fred eilten hinterher und saßen kurz darauf wieder auf ihren Plätzen. Die Musiker stimmten noch einmal ihre Instrumente, dann hob sich der Vorhang.
    Kitty, die immer noch vor Wut außer sich war, stellte die Tasche zwischen ihre Füße. Stanley drehte sich grinsend nach ihr um. »Glaub’s mir«, flüsterte er, »das gibt richtig fette Schlagzeilen. Morgen früh sind wir der Aufmacher!«

Simpkin
7
    Nicht ganz einen Kilometer nördlich der dunklen Themsefluten kamen tagtäglich Händler und Kaufleute aus aller Welt zum Tauschen, Kaufen und Verkaufen zusammen. So weit das Auge reichte, duckten sich Marktbuden unter die Dachtraufen altertümlicher Häuser wie Küken unter die Flügel der Glucke. Das Angebot war schier überwältigend: Gold aus Südafrika, Silbererz aus dem Uralgebirge, Perlen aus der Südsee, Bernstein vom Ostseestrand, Edelsteine in allen nur denkbaren Farben, schillernde Seidenstoffe aus Asien und tausend andere Wunderdinge mehr. Am kostbarsten jedoch waren die magischen Artefakte, die aus uralten Kulturen stammten und mithilfe von Schmugglern zum Verkauf nach London geschafft worden waren.
    Mittendrin, an der Kreuzung Cornhill und Poultry Street, gellten einem die Rufe der Händler besonders schrill in den Ohren. Zu diesem abgeschirmten Bereich hatten nur Zauberer Zutritt, grau uniformierte Polizisten bewachten die Zugänge.
    Hier häuften sich auf den Ständen Waren, die angeblich ganz und gar einzigartig waren. Der Blick des Betrachters streifte Zauberflöten und Wunderlyren aus Griechenland, Urnen aus den Königsgräbern von Ur und Nimrud, ziselierte Goldschmiedearbeiten aus Taschkent, Samarkand und anderen Städten an der Seidenstraße, indianische Totems aus der nordamerikanischen Wildnis, polynesische Masken und Götzenbilder, eigentümliche Totenschädel mit Bergkristallen in den Mundhöhlen, mit getrocknetem Opferblut gesprenkelte Steindolche aus den Tempelruinen von Tenochtitlán.
    Dorthin zog es einmal wöchentlich, nämlich am späten Montagabend, den namhaften Zauberer Sholto Pinn, der zwischen den Buden würdevoll seine Runde drehte, zur Kenntnis nahm, was die Konkurrenz zu bieten hatte, und ab und zu sogar eine Kleinigkeit erwarb, an der er Gefallen fand.
    Es war Mitte Juni, hinter den Giebeln ging soeben

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