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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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weg?
    Das Gerumpel wurde lauter. Simpkin legte beunruhigt den Federkiel weg und lauschte mit schief gelegtem Kopf. Ein seltsam abgerissenes Krachen… und zwischendurch ein lautes Rumsen. Wo kam es her? Von irgendwo außerhalb des Ladens, so viel war klar, aber aus welcher Richtung?
    Er sprang auf, schlich zum nächsten Fenster und zog den Rollladen ein Stückchen hoch. Hinter dem blauen Abwehrnetz lag die Piccadilly dunkel und verlassen da. In den Häusern gegenüber brannte nur noch in wenigen Fenstern Licht und es waren fast keine Autos mehr unterwegs. Simpkin konnte nichts erkennen, wovon die Geräusche herrühren konnten.
    Er lauschte wieder… sie waren jetzt noch lauter, ja, sie schienen von irgendwo hinter ihm zu kommen, aus dem rückwärtigen Teil des Gebäudes… Simpkin ließ den Rollladen wieder herab. Sein Schwanz zuckte nervös. Er trat ein Stück zurück, langte hinter die Ladentheke und holte eine dicke, knorrige Keule hervor. Dergestalt bewaffnet tappte er zur Tür des Lagerraums, öffnete sie und lugte hindurch.
    Im Lager sah es aus wie immer: bis unter die Decke gestapelte Kartons und Kisten, Regale voller Kunstgegenstände, die beschriftet und ausgestellt oder ausgepreist werden sollten. Die Deckenlampe summte leise. Simpkin kehrte verwirrt und stirnrunzelnd in den Verkaufsraum zurück. Der Lärm war inzwischen ziemlich laut… irgendwo ging irgendwas zu Bruch. Ob er besser seinen Herrn benachrichtigte? Nein, das war keine gute Idee. Mr Pinn schätzte es überhaupt nicht, gestört zu werden, wenn es nicht absolut unumgänglich war. Ihn behelligte er besser nicht.
    Wieder krachte es donnernd, dann hörte man Glas klirren. Diesmal schien Simpkin der Krach von der rechten Wand des Ladenraumes herzukommen, welche an einen Delikatessen-und Weinhändler grenzte. Merkwürdig! Er setzte sich in Bewegung, um nachzuschauen. Daraufhin geschah dreierlei:
    Die halbe Wand stürzte nach innen ein.
    Etwas Großes betrat den Raum.
    Alle Lampen gingen aus.
    Simpkin blieb wie angewurzelt mitten im Laden stehen und sah überhaupt nichts mehr, weder auf der ersten Ebene noch auf einer der anderen vier Ebenen, zu denen er Zugang hatte. Ein eiskalter schwarzer Hauch erfüllte den Raum und mittendrin bewegte sich etwas. Simpkin hörte einen Schritt, dann kam von dort, wo das Regal mit Mr Pinns antikem Porzellan stand, ein scheußliches Scheppern. Noch ein Schritt, dann hörte man ein Reißen und Schlitzen, das nur von den Ständern mit den Anzügen herrühren konnte, die Simpkin erst am Morgen liebevoll bestückt hatte.
    Die Berufsehre siegte über seine Angst. Er fauchte wütend und holte mit der Keule aus. Dabei schrammte die Waffe versehentlich über die Ladentheke.
    Die Schritte verstummten. Simpkin spürte, dass etwas in seine Richtung spähte. Er erstarrte. Die Dunkelheit schlug über ihm zusammen.
    Hastig sah er sich um. Vom Gefühl her war er nur wenige Meter vom nächsten Fenster entfernt. Wenn er rückwärts ging, konnte er es vielleicht noch erreichen, bevor…
    Etwas kam mit schweren Schritten quer durch den Laden auf ihn zu.
    Simpkin schlich auf Zehenspitzen rückwärts.
    Dann hörte er Holz splittern. Simpkin zuckte zusammen und blieb stehen. Das war die Mahagonivitrine, Mr Pinns ganzer Stolz! Ein Re-gency-Möbel mit Elfenbeingriffen und Lapislazuli-Intarsien! Entsetzlich!
    Er nahm sich zusammen und konzentrierte sich. Nur noch zwei Meter bis zum Fenster. Nicht stehen bleiben… gleich war es geschafft. Die schweren Schritte kamen hinter ihm her, jeder einzelne ließ den Fußboden erbeben.
    Wieder ein Scheppern und das kreischende Reißen von Metall. Das ging eindeutig zu weit! Er hatte eine Ewigkeit gebraucht, die Auslage mit dem feindliche Magie abwehrenden Silberhalsschmuck zu dekorieren!
    Vor lauter Empörung war er wieder stehen geblieben. Die Schritte waren näher gekommen. Simpkin wankte weiter rückwärts, bis er einen Rollladen ertastete. Er spürte das Abwehrnetz dahinter vibrieren. Er brauchte sich nur noch einen Weg ins Freie zu bahnen.
    Andererseits hatte ihm Mr Pinn befohlen, den Laden unter keinen Umständen zu verlassen und ihn nötigenfalls unter Einsatz seines Lebens zu verteidigen. Gut, es war kein offizieller, mithilfe eines Pentagramms erteilter Befehl, solche Aufträge hatte er schon seit Jahren nicht mehr erhalten. Demnach durfte er ihn missachten, wenn er es drauf ankommen lassen wollte… Aber was würde Mr Pinn dazu sagen, wenn er jetzt seinen Posten verließ? Er wagte nicht, sich

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