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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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beschmutzen, von dem Schutthaufen herunter und betrat das zerstörte, im Halbdunkel liegende Gebäude. Mitten im ehemaligen Verkaufsraum stand eine untersetzte, stämmige Gestalt mit dunklem Anzug und breitkrempigem Hut, auf die Nathanael jetzt zuging.
    »Sie wollten mich sprechen, Mr Tallow?«
    Sein Vorgesetzter zeigte mit einer schroffen Geste auf das Desaster ringsum. »Ich wüsste gern, was Sie davon halten. Was ist Ihrer Meinung nach hier vorgefallen?«
    »Keine Ahnung, Sir«, sagte Nathanael munter, »aber es ist sehr interessant.«
    »Es ist mir herzlich egal, ob Sie es interessant finden«, blaffte Tallow. »Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie sich gut unterhalten. Ich will Lösungen sehen! Was, glauben Sie, hat das hier zu bedeuten?«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Sir.«
    »Und was soll ich damit anfangen? Davon kann ich mir nichts kaufen! Die Leute wollen Antworten, Mandrake, und wir müssen diese Antworten liefern.«
    »Jawohl, Sir. Wenn ich mich vielleicht noch eine Weile umschauen dürfte, Sir, finde ich womöglich…«
    »Verraten Sie mir eins«, fiel ihm Tallow ins Wort. »Wer steckt Ihrer Meinung nach dahinter?«
    Nathanael seufzte. Der verzweifelte Unterton in der Stimme des anderen war ihm nicht entgangen. Tallow stand selber ziemlich unter Druck. Ein derartig unverfrorener Überfall am Gladstone-Tag würde ihren Vorgesetzten gar nicht gefallen. »Ein Dämon, Sir«, antwortete er. »Ein Afrit könnte solchen Schaden anrichten oder ein Marid.«
    Mr Tallow fuhr sich müde mit der gelblichen Hand übers Gesicht. »Kein derartiges Wesen war daran beteiligt. Unsere Männer haben Suchkugeln in die Gebäude geschickt, als der Täter noch drin war. Solange sie funktionierten, übermittelten sie keinerlei Anzeichen dämonischer Aktivität.«
    »Verzeihung, Mr Tallow, aber das kann nicht sein. Menschen können so etwas nicht bewerkstelligen.«
    Der Beamte stieß einen Fluch aus. »Was Sie nicht sagen, Mandrake. Aber mal ehrlich, was haben Sie denn bisher über die Vorgehensweise des Widerstands herausgefunden? Reichlich wenig, möchte ich behaupten.« Sein Ton war schneidend.
    »Und was veranlasst Sie zu der Überzeugung, dass hierfür der Widerstand verantwortlich ist, Sir?« Nathanael blieb betont ruhig. Er ahnte bereits, worauf die Sache hinauslief: Tallow würde sich nach Kräften bemühen, die Schuld für den Vorfall seinem Assistenten in die Schuhe zu schieben. »Was hier passiert ist, unterscheidet sich von allen bisherigen Anschlägen«, fuhr er fort. »Es hat eine ganz andere Größenordnung.«
    »Solange wir keine andere Spur haben, liegt der Verdacht auf der Hand, Mandrake. Bis jetzt waren es immer die Widerständler, die eine derart sinnlose Zerstörung betreiben.«
    »Schon, aber nur mit Maulergläsern und anderem Kleinkram. Sie sind nicht in der Lage, einen ganzen Häuserblock in Trümmer zu legen, schon gar nicht ohne dämonische Unterstützung.«
    »Vielleicht standen ihnen diesmal andere Mittel zur Verfügung, Mandrake. Und jetzt berichten Sie mir noch einmal haarklein, was letzte Nacht vorgefallen ist.«
    »Aber gern, Sir, ist mir ein Vergnügen.« Und totale Zeitverschwendung. Innerlich kochend warf Nathanael einen Blick in sein Notizbuch aus teurem Büttenpapier. »Also, Sir, gegen Mitternacht riefen Zeugen, die auf der anderen Seite der Piccadilly wohnen, die Nachtpolizei und berichteten von verdächtigen Geräuschen in Grebes Delikatessengeschäft am Ende der Häuserzeile. Als die Polizei eintraf, entdeckte sie ein großes Loch in der Außenwand und Mr Grebes teuersten Kaviar und Champagner auf dem Bürgersteig. Eine schreckliche Vergeudung, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Inzwischen hörte man es in Dashells Seidenhaus zwei Häuser weiter krachen. Die Beamten spähten durchs Fenster, aber die Beleuchtung war komplett ausgefallen, und sie konnten die Ursache des Lärms nicht feststellen. Dazu möchte ich noch anmerken, Sir«, der Junge blickte von seinem Notizbuch auf, »dass die Beleuchtung heute Morgen wieder einwandfrei funktioniert.«
    Tallow winkte gereizt ab und trat gegen die Überbleibsel einer kleinen, aus Knochen und Muscheln gefertigten Puppe, die zwischen den zerbrochenen Bodenfliesen lagen. »Und was schließen Sie daraus?«
    »Das was dort eingedrungen ist, muss das Stromnetz lahm gelegt haben. Eine von vielen Ungereimtheiten, Sir. Wie dem auch sei… der Chef der Nachtpolizei hat sechs von seinen Leuten in das Gebäude geschickt. Sechs Leute, Sir! Alle

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