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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Gruppierung, die bereits eine Reihe von Anschlägen in Westminster, Chelsea und in der Shaftesbury Avenue verübt hat.‹ Shaftesbury Avenue… das sind wir, Fred!«
    Fred brummte bloß etwas Unverständliches. Er saß zwischen zwei Staffeleien und lehnte sich in einem Korbsessel so an die Wand, dass der Sessel auf den Hinterbeinen kippelte. In dieser Stellung verharrte er schon eine geschlagene Stunde und starrte ins Leere.
    »›Die so genannte Widerstandsbewegung setzt sich vermutlich aus unzufriedenen Jugendlichen zusammen‹«, las Stanley weiter vor, »›Sie sind äußerst gefährlich, fanatisch und gewaltbereit.‹ Ich glaub, ich spinn, hat das deine Mutter geschrieben, Fred? Die scheinen dich ja gut zu kennen –›…weshalb man ihnen nicht zu nahe kommen sollte. Bitte informieren Sie gegebenenfalls die Nachtpolizei‹…Blablabla…›Mr Mandrake wird die nächtlichen Streifen verstärken… Ausgangssperre nach 21 Uhr im Interesse der öffentlichen Sicherheit‹…das Übliche.« Er warf die Zeitung auf den Tresen. »Is ja zum Kotzen. Unser letzter Einsatz wird kaum erwähnt. Dieses Piccadilly-Ding stiehlt uns total die Schau. Das dürfen wir uns nich bieten lassen. Wir müssen was unternehmen.« Er schielte zu Kitty hinüber, die immer noch Papierbögen zählte. »Findst du nich, Boss? Wir sollten uns was von dem Zeug im Keller einstecken und dem Covent Garden oder so ’n Besuch abstatten. Mal richtig auf die Pauke haun.«
    Kitty hielt inne und blickte ihn finster an. »Wozu? Das hat doch schon jemand anders erledigt.«
    »Jemand anders, ja… Aber wer bloß?« Stanley lupfte seine Mütze und kratzte sich mit großer Gründlichkeit den Hinterkopf. »Also ich glaub ja, das war’n die Tschechen.« Er beobachtete Kitty verstohlen.
    Er musste schon wieder sticheln, forderte ihre Autorität heraus, versuchte, ihre wunden Punkte zu treffen. Kitty gähnte. Da musste er sich schon ein bisschen mehr anstrengen. »Kann sein«, sagte sie gedehnt. »Oder die Ungarn oder die Amis… oder x andere Gruppen. An Konkurrenz herrscht kein Mangel. Aber egal wer dahinter steckt, er hat sich einen öffentlichen Ort ausgesucht, und das ist nicht unsere Art, wie du sehr wohl weißt.«
    Stanley stöhnte. »Bist du etwa immer noch sauer, weil ich neulich im Teppichlager ’n bisschen gekokelt hab? Mannomann! Ohne das würden wir überhaupt nich in der Zeitung stehn!«
    »Dabei sind Menschen zu Schaden gekommen, Stanley, Gewöhnliche.«
    »›Kollaborateure‹, würd ich sagen. Die nix Bessres zu tun hatten, als irgendwelche Teppiche zu retten.«
    »Warum kannst du nicht ein Mal…« Sie verstummte, denn die Ladentür schwang auf. Eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters mit herben Gesichtszügen betrat den Laden und schüttelte die Regentropfen von ihrem Schirm. »Hallo, Anne«, sagte Kitty.
    »Hallo, ihr.« Die Frau sah sich um und spürte die angespannte Stimmung sofort. »Liegt das am Wetter? Hier ist ja ganz schön dicke Luft. Was ist denn los?«
    »Nichts. Alles bestens.« Kitty lächelte gezwungen. Es brachte nichts, noch weiter auf dem Thema herumzureiten. »Und wie ist es gestern bei dir gelaufen?«
    »Ach, ich hab gut abgeräumt«, antwortete Anne, hängte ihren Schirm an eine Staffelei und schlenderte zum Tresen, wobei sie Fred im Vorbeigehen durchs Haar strubbelte. Sie war ein bisschen mollig und hatte einen wiegenden Gang, aber ihr flinker, lebhafter Blick erinnerte an einen Vogel. »Sämtliche Zauberer, die unsere Stadt verpesten, waren gestern Abend unten am Fluss und haben sich die Schiffsparade angeschaut. Schon erstaunlich, wie schlecht manche auf ihre Taschen aufpassen.« Sie spreizte die Finger und ließ sie zuschnappen. »Ich hab ein paar Edelsteine mit starken Auren mitgehen lassen. Die werden den Chef bestimmt interessieren. Er kann sie ja Mr Hopkins zeigen.«
    Jetzt wurde Stanley wach. »Hast du das Zeug dabei?«
    Anne verdrehte die Augen. »Nein, ich bin gleich beim Keller vorbei und hab’s dort gelassen. Du glaubst doch nicht, dass ich so was hierher bringe? Geh lieber Teewasser aufsetzen, Dummkopf. Könnte sein, dass es die letzte Ware ist, die wir in nächster Zeit kriegen«, fuhr Anne fort, als Stanley vom Tresen sprang und im Hinterzimmer verschwand. »Der Anschlag auf der Piccadilly war klasse, egal wer’s war. Als hätt einer in ein Wespennest gestochen. Habt ihr letzte Nacht den Himmel gesehen? Da hat’s von Dämonen bloß so gewimmelt.«
    »Gewimmelt«, wiederholte Fred in seinem Korbsessel

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