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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zustößt. Auf so was würde sich kein Zauberer der Welt einlassen. 18
(In diesem Punkt irrte er sich. Es hatte sehr wohl einen Zauberer gegeben, der auf alles Kleingedruckte verzichtet und mir voll und ganz vertraut hatte. Ich rede natürlich von Ptolemäus. Aber der war ein Sonderfall. So jemandem würde ich wohl nie mehr begegnen. )
Du würdest mir bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen. Noch mal – bist du einverstanden?«
    »Ja.«
    »So höre, wie dein Auftrag lautet!« Er hob die Arme und streckte das Kinn vor, eine Pose, die nicht ganz so eindrucksvoll wie beabsichtigt wirkte, weil ihm dabei mal wieder die Haare ins Gesicht hingen. Er sah keinen Tag älter als vierzehn aus.
    »Stopp! Ich helfe dir. Es ist schon spät, du gehörst ins Bettchen.« Dem Büffel saß jetzt die Nickelbrille der vestalischen Jungfrau auf der Schnauze. »Wie wär’s damit…?« Mit gelangweilter, amtlicher Stimme leierte ich: »›Ich werde dir noch einmal sechs volle Wochen dienen. Gezwungenermaßen gelobe ich, während dieses Zeitraums deinen Namen…‹«
    »Meinen Geburtsnamen!«
    »Ach ja, richtig: …›während dieses Zeitraums deinen Geburtsnamen keinem Menschen, der mir über den Weg läuft, preiszugeben.‹ Ist es so recht?«
    »Das genügt mir nicht, Bartimäus. Dabei geht es mir weniger um Vertrauen als um Vollständigkeit. Ich schlage vor: ›…während dieses Zeitraums keinem Menschen, Kobold, Dschinn oder irgendeinem anderen vernunftbegabten Geist preiszugeben, weder in dieser noch in einer anderen Welt und auf keiner Ebene; noch werde ich den Namen für mich allein auf solche Weise aussprechen, dass jemand seinen Widerhall vernimmt; noch werde ich ihn in eine Flasche, ein anderes Gefäß oder einen nicht näher bezeichneten Hohlraum flüstern, wo seine Schwingungen mit magischen Methoden aufgespürt werden könnten; noch werde ich ihn in irgendeiner existierenden Sprache niederschreiben oder anderweitig festhalten, sodass man seiner Bedeutung gewahr werden könnte.‹«
    Nicht übel. Etwas verstimmt wiederholte ich den Spruch. Sechs lange Wochen. Wenigstens war ihm eine natürliche Konsequenz der von mir vorgeschlagenen Formulierung entgangen: Sobald die sechs Wochen nämlich um waren, konnte ich alles ausplaudern. Und das würde ich bei der erstbesten Gelegenheit auch tun.
    »Schön«, sagte ich, »das hätten wir. Und jetzt erzähl mir mehr über deinen unbekannten Widersacher.«
     
     

Teil ZWEI
Kitty
11
    Am Morgen nach dem Gründertag wendete sich das Wet ter merklich zum Schlechten. Schmutzig graue Wolken ballten sich über London und es begann zu nieseln. Bis auf den allernötigsten Verkehr leerten sich die Straßen rasch, und die Mitglieder des Widerstands, die sonst unterwegs gewesen wären und nach neuen Zielen Ausschau gehalten hätten, versammelten sich in ihrer Zentrale.
    Ihr Treffpunkt war ein kleiner, aber gut sortierter Laden im Londoner Stadtteil Southwark. Das Geschäft, in dem man Farben, Pinsel und Ähnliches kaufen konnte, war bei Gewöhnlichen mit künstlerischen Neigungen recht beliebt. Ein paar hundert Meter weiter nördlich, hinter einer Zeile baufälliger Lagerhäuser, floss majestätisch die Themse, und dahinter wiederum lag die Londoner Innenstadt, wo es von Zauberern nur so wimmelte. Southwark dagegen war ein eher ärmlicher Stadtteil mit kleinen Gewerbe-und Handelsbetrieben, in den sich Zauberer nur selten verirrten.
    Was den im Künstlerbedarfsladen verkehrenden Leuten nur recht war.
    Kitty stand hinter der Ladentheke mit der Glasplatte und sortierte Papierbögen nach Größe und Gewicht. Zu ihrer Linken stapelten sich mit Schnur zusammengebundene Pergamentpapierrollen, daneben standen ein Kasten mit Federmessern und sechs große Glasbehälter mit Rosshaarpinseln. Rechts, so dicht neben Kitty, dass es sie bei ihrer Tätigkeit behinderte, thronte Stanleys Hinterteil. Er hockte im Schneidersitz auf dem Tresen und steckte die Nase in die Morgenzeitung.
    »Die geben uns die Schuld«, sagte er.
    »Wofür?«, fragte Kitty, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Für diese üble Geschichte in der Innenstadt.« Stanley klappte die Zeitung um und strich sie sorgfältig auf einem Knie glatt. »Ich zitiere: ›Nach den Ausschreitungen in der Piccadilly rät der Sprecher der Abteilung für Inneres, Mr John Mandrake, allen staatstreuen Bürgern zur Wachsamkeit. Die für das Blutbad verantwortlichen Verräter sind immer noch auf freiem Fuß. Der Verdacht konzentriert sich auf jene

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