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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ich mich mit meiner Lage an. »Hat sie dich etwa auch in Stilfragen beraten? Was soll überhaupt diese alberne, hautenge Hose? Da kann man ja das Etikett an deiner Unterhose durch lesen! Und deine Manschetten…«
    »Das Hemd hat eine Menge Geld gekostet«, brauste er auf. »Mailänder Seide. Weite Manschetten sind der letzte Schrei.«
    »Mich erinnern sie an Klopömpel. Ein Wunder, dass es dich bei Gegenwind nicht zurückpustet. Warum schneidest du die Dinger nicht ab und nähst dir noch einen Anzug draus? Schlimmer als der, den du jetzt trägst, kann er gar nicht aussehen. Oder du bastelst dir daraus eine hübsche, große Haarschleife.«
    Es war nicht zu übersehen, dass ihn meine Sticheleien über seine Klamotten empfindlicher trafen als meine Bemerkung über Underwood. Offensichtlich hatten sich seine Prioritäten im Lauf der Jahre verschoben. Er rang mühsam um Beherrschung, zupfte nervös an seinen Manschetten und strich sich andauernd das Haar aus dem Gesicht.
    »Sieh mal einer an«, fuhr ich fort. »Du hast dir ja eine Menge neuer Marotten zugelegt. Die hast du dir doch bestimmt von einem deiner Vorbilder abgeguckt.«
    Sofort nahm er die Hand aus den Haaren. »Nein! Hab ich nicht!«
    »Wahrscheinlich betest du deine Miss Whitwell so an, dass du auch noch genauso in der Nase popelst wie sie.«
    So ätzend es war, wieder hier zu sein, es war amüsant zu beobachten, wie er schon wieder vor Wut schäumte. Ich ließ ihn ein Weilchen in seinem Pentagramm herumhopsen. »Darüber bist du dir doch im Klaren«, warf ich gut gelaunt ein, »wenn du mich beschwörst, kriegst du jedes Mal dein Fett weg. Ohne das geht’s nicht.«
    Er brummelte vor sich hin: »Vielleicht ist Sterben ja doch nicht so schlimm?«
    Ich fühlte mich schon etwas besser. Jetzt waren immerhin die Ausgangspositionen wieder klar abgesteckt. »Dann erzähl mir mal mehr über diesen Spionageauftrag. Du hast gesagt, er sei einfach?«
    Er fing sich wieder. »Ja.«
    »Trotzdem hängt deine Stellung, sogar dein Leben davon ab?«
    »Richtig.«
    »Und die Sache ist auf keinen Fall irgendwie gefährlich oder verzwickt?«
    »Nein. Na ja…«, er hielt inne, »…nicht besonders.«
    Der Büffel stampfte nachdrücklich mit dem Huf auf. »Nämlich?«
    Der Junge seufzte. »Irgendwas treibt sich hier in London herum, etwas höchst Zerstörerisches. Es ist kein Marid, kein Afrit und kein Dschinn. Es hinterlässt keinerlei magische Spuren. Es hat gestern Nacht die halbe Piccadilly dem Erdboden gleichgemacht und furchtbare Verwüstungen hinterlassen. Pinns Ausstattungen ist nur noch ein Trümmerfeld.«
    »Echt? Was ist mit Simpkin?«
    »Der Foliot? Der ist dabei draufgegangen.«
    »Ts, ts. Welch ein Jammer.« 17 (
Das meinte ich ganz aufrichtig. Jetzt konnte ich mich nicht mehr an ihm rächen. )
    Der Junge zuckte die Achseln. »Da ich zumindest teilweise für die Sicherheit der Hauptstadt verantwortlich bin, will man mich zum Sündenbock machen. Der Premierminister ist außer sich und meine Meisterin will sich nicht vor mich stellen.«
    »Wundert dich das? Ich hab dich doch gleich vor Whitwell gewarnt.«
    Er machte ein mürrisches Gesicht. »Sie wird ihre Treulosigkeit noch bereuen, Bartimäus. Aber wir verplempern unsere Zeit. Ich will, dass du die Augen offen hältst und den Täter ausfindig machst. Ich meinerseits überrede die anderen Zauberer, ihre Dschinn ebenfalls auf ihn anzusetzen. Was hältst du davon?«
    »Bringen wir’s hinter uns«, sagte ich. »Wie lautet der Auftrag und wie lauten deine Bedingungen?«
    Er blickte mich durch seine Lockenpracht finster an. »Ich schlage eine ähnliche Abmachung wie beim letzten Mal vor. Du erklärst dich bereit, mir zu dienen, ohne meinen Geburtsnamen preiszugeben. Wenn du dich ranhältst und deine abfälligen Bemerkungen auf ein Minimum beschränkst, dürfte die Sache rasch erledigt sein.«
    »Ich will präzise Zeitangaben. Kein Wischiwaschi.«
    »Na schön. Sechs Wochen. Das ist für einen wie dich doch bloß ein Klacks.«
    »Und meine Pflichten – im Klartext?«
    »Umfassender und uneingeschränkter Schutz deines Herrn und Meisters (das bin ich). Überwachung bestimmter Örtlichkeiten in London. Aufspüren und Identifizieren eines unbekannten Feindes von beträchtlicher Macht. Einverstanden?«
    »Überwachung… einverstanden. Die Klausel mit dem Schutz finde ich ein bisschen lästig. Wie wär’s, wenn wir sie einfach weglassen?«
    »Dann kann ich mich nicht darauf verlassen, dass du dafür sorgst, dass mir nichts

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