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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Griff und blies nur resigniert die Backen auf. »Na gut«, sagte er, »ich geb’s zu. Ich habe dich nicht bloß beschworen, um dir einen Gefallen zu tun.«
    Der Büffel verdrehte die Augen. »Das überrascht mich jetzt aber.«
    »Man setzt mich unter Druck«, fuhr der Junge fort. »Ich muss möglichst bald Ergebnisse vorweisen. Wenn nicht…«, er biss die Zähne zusammen, »könnte es sein, dass man sich… meiner entledigt. Ich hätte auch lieber einen Dä…, äh, einen Dschinn beschworen, der bessere Manieren hat als du, das kannst du mir glauben, aber ich habe keine Zeit, lange herumzusuchen.«
    »Das scheint mir der Wahrheit schon näher zu kommen«, erwiderte ich. »Das mit Amerika ist totaler Stuss, oder? Das hast du dir bloß ausgedacht, damit ich dir dankbar sein soll. Tja, Pech gehabt. Darauf falle ich nicht rein. Ich kenne deinen Geburtsnamen und habe keine Hemmungen, davon Gebrauch zu machen. Wenn du einen Funken Verstand hast, entlässt du mich, aber dalli. Und damit ist dieses Gespräch beendet.« Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, rümpfte der Büffelkopf in der Blase überheblich die Schnauze und wandte sich ab.
    Der Junge hüpfte vor Aufregung von einem Bein aufs andere. »Nun komm schon, Bartimäus…«
    »Nein! Du kannst bitten und betteln, so viel du willst, der Büffel lässt sich nicht erweichen.«
    »Ich bettele nicht!« Jetzt kochte er vor Wut. Mann, was für ein Furcht erregendes Schauspiel. »Pass mal auf«, knurrte er. »Wenn du mir nicht hilfst, ist es aus mit mir. Das lässt dich vermutlich kalt…«
    Der Büffel wandte den Kopf und machte große Augen. »Donnerwetter! Du kannst ja Gedanken lesen!«
    »…aber das, was ich dir jetzt sage, vielleicht nicht. Ein Feldzug gegen Amerika ist tatsächlich geplant. Ja, das mit der Liste ist erfunden, aber wenn du mich im Stich lässt und ich zu Tode komme, empfehle ich dich vorher noch den Verantwortlichen da drüben. Danach kannst du meinetwegen meinen Geburtsnamen in die ganze Welt hinausposaunen, mir macht das dann nichts mehr aus. Du hast die Wahl«, schloss er und verschränkte wieder die Arme, »entweder ein bisschen Spionage oder die vorderste Front. Ganz wie es dir beliebt.«
    »Ach ja?«
    Sein Atem ging stoßweise, das Haar hing ihm ins Gesicht. »Ja. Wenn du mich verrätst, dann auf eigenes Risiko.«
    Der Büffel drehte sich richtig um und musterte ihn forschend. Ehrlich gesagt war ein bisschen Spionage einem Feldzug entschieden vorzuziehen. Feldzüge haben nämlich die ärgerliche Angewohnheit, früher oder später außer Kontrolle zu geraten. Und so sauer ich auf den Kleinen war, von meinen vielen Herren war er noch der annehmbarste gewesen. Ob dem immer noch so war, würde sich allerdings erst zeigen müssen. Da aber unsere erste Begegnung noch nicht allzu lange zurücklag, war er vielleicht noch nicht völlig verdorben. Ich ribbelte die Blase auf und lehnte mich hinaus, das Kinn auf den Huf gestützt. »Tja, sieht aus, als hättest du wieder mal gewonnen«, sagte ich ruhig. »Sieht aus, als ob mir nichts anderes übrig bliebe.«
    Er zuckte die Achseln. »Scheint so.«
    »In diesem Fall«, fuhr ich fort, »solltest du mir wenigstens ein bisschen auf die Sprünge helfen. Wie ich sehe, hast du es zu etwas gebracht. Was machst du beruflich?«
    »Ich arbeite in der Abteilung für Innere Angelegenheiten.«
    »Innere Angelegenheiten? Ist das nicht Underwoods ehemalige Abteilung?« Der Büffel zog die Braue hoch. »So, so… da tritt wohl ein gewisser Jemand in die Fußstapfen seines alten Meisters.«
    Der Junge biss sich auf die Unterlippe. »Nein, das hat damit nichts zu tun.«
    »Vielleicht fühlt sich ja ein gewisser Jemand immer noch ein bisschen schuldig an seinem Tod…« 15
(Aufgrund einer vertrackten Verkettung von Diebstählen und Betrügereien hatte Nathanael vor zwei Jahren (mehr oder minder unabsichtlich) das Ableben seines Meisters bewirkt. Damals hatte er sich das schwer zu Herzen genommen. Ich war neugierig, ob es ihm immer noch etwas ausmachte. )
    Der Junge wurde rot. »Quatsch! Das ist totaler Zufall. Meine neue Meisterin hat mir die Stelle angeboten.«
    »Ach ja, richtig. Die entzückende Miss Whitwell. Eine reizende Person.« 16
(So was nennt man Ironie. Denn eigentlich war diese Whitwell ein grässliches Weibsbild. Lang und dürr wie eine Bohnenstange. Ein Wunder, dass es nicht klapperte, wenn sie die Beine übereinander schlug. )
Ich musterte ihn noch einmal vom Scheitel bis zur Sohle. Allmählich freundete

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