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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gelesen.«
    »Bei diesen heimtückischen Anschlägen wurden nicht nur etliche unbescholtene Bürger verletzt, auch das Eigentum unserer geschätzten Elite wurde beschädigt«, sagte der Mann. »Es ist dringend erforderlich, die Täter zu überführen, bevor sie erneut zuschlagen.«
    Kitty nickte. »Ganz meine Meinung.«
    »Deshalb bitten wir alle rechtschaffenen Bürger, die Augen offen zu halten, ob ihnen irgendetwas Verdächtiges auffällt: unbekannte Gesichter, fragwürdige Veranstaltungen, solche Sachen. Haben Sie irgendwas in der Richtung bemerkt, Miss?«
    Kitty überlegte. »Schwer zu sagen. Hier in der Gegend sieht man oft unbekannte Gesichter. Schließlich sind wir nicht weit weg vom Hafen. Ausländische Seeleute, Händler… man kommt ganz durcheinander.«
    »Und Sie können sich nicht erinnern, dass Ihnen etwas komisch vorgekommen ist?«
    Kitty runzelte angestrengt die Stirn. »Nein, leider nicht.«
    Das Lächeln bekam etwas Bedauerndes. »Falls Ihnen doch noch etwas auffällt, wenden Sie sich an uns. Auf sachdienliche Informationen sind hohe Belohnungen ausgesetzt.«
    »Mach ich bestimmt.«
    Er musterte sie prüfend, dann wandte er sich ab. Schon war er aus der Tür und ging über die Straße zum nächsten Laden. Kitty fiel auf, dass er die Kapuze nicht wieder aufgesetzt hatte, obwohl es immer noch regnete.
    Nach und nach kamen die anderen zwischen den Regalen hervor. Kitty sah Anne und Fred fragend an. Beide waren bleich und schwitzten. »Das war kein Mensch, oder?«, sagte sie nüchtern. Fred schüttelte den Kopf.
    Anne erwiderte: »Ein Viech mit einem Kopf wie ein Käfer, pechschwarz mit roten Mundwerkzeugen. Es hat die Fühler ausgestreckt und dich fast damit berührt. Brr – wieso hast du nichts gemerkt?«
    »Ist mir nicht gegeben«, erwiderte Kitty kurz angebunden.
    »Die haben uns auf dem Kieker«, sagte Nick mit aufgerissenen Augen wie im Selbstgespräch leise vor sich hin. »Wenn wir nich bald was unternehmen, kriegen sie uns. Ein Patzer reicht…«
    »Ich glaub ja, Hopkins hat einen Plan.« Anne gab sich Mühe, gelassen zu klingen. »Das wird der Durchbruch, ganz bestimmt.«
    »Hoffen wir’s«, brummte Stanley. Dann stieß er einen saftigen Fluch aus. »Wenn ich doch nur so sehen könnte wie du, Anne!«
    Sie zog eine verdrießliche Schnute. »So spaßig ist das auch wieder nicht. Aber Dämon hin oder her, ich will endlich meine Beute sichten. Wer kommt mit in den Keller? Ich weiß, es regnet, aber es sind ja nur ein paar Straßen…« Sie blickte in die Runde.
    »Rote Fühler…« Fred schüttelte sich. »Ihr hättet die Dinger mal sehn sollen. Mit lauter braunen Härchen dran…«
    »Das war verdammt knapp«, sagte Stanley. »Wenn der mitgekriegt hätte, worüber wir grade geredet haben…«
    »Ein Patzer reicht. Bloß einer, und wir sind…«
    »Jetzt halt den Rand, Nick!« Kitty schlug mit einem Knall die Klappe in der Ladentheke zu und stapfte zur Tür. Sie wusste, dass es den anderen genauso ging wie ihr: Sie kamen sich vor wie in die Enge getriebene Tiere. An so einem Tag, an dem der Regen unaufhörlich niederprasselte, waren sie gezwungen, drinnen zu bleiben und untätig herumzuhocken, was ihre Angst und das Gefühl der Isolation, das ihnen allen unterschwellig zu schaffen machte, noch verschlimmerte. Sie waren vom Rest der geschäftigen Stadt abgeschnitten und wurden von listigen, bösartigen Mächten bedrängt.
    Für Kitty kein neues Gefühl. So fühlte sie sich nun schon drei lange Jahre und war nicht einen Tag frei davon gewesen. Seit dem Vorfall im Park, nach dem nichts mehr wie vorher gewesen war.

12
    Es hatte vielleicht eine Stunde gedauert, bis ein Herr, der seinen Hund ausführte, die beiden Bewusstlosen auf der Brücke fand und sich mit den Behörden in Verbindung setzte. Bald darauf traf der Krankenwagen ein und entzog Kitty und Jakob den Blicken der Umstehenden.
    Im Krankenwagen war sie wieder zu sich gekommen. In weiter Ferne schimmerte im Dunkeln ein kleines Lichtfenster, kam ganz langsam in weitem Bogen auf sie zu. Im Licht bewegten sich kleine Gestalten, aber sie konnte sie nicht richtig erkennen. Ihre Ohren fühlten sich wie zugestöpselt an. Das Licht wurde immer heller, dann blitzte es plötzlich grell auf und ihre Augen waren offen. Mit einem schmerzhaften Knall kam auch ihr Gehör zurück. Ein Frauengesicht schaute auf sie herab. »Lieg still. Alles wird gut.«
    »Was… was…?«
    »Nicht sprechen.«
    Mit einem Schlag war die grausige Erinnerung wieder da. »Das

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