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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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mal irgendwo gesehen hatte, und zwar noch vor gar nicht langer Zeit.
    Das Oval war ziemlich klein und bestand aus dem gleichen dunklen blaugrauen Material wie die übrige Gestalt, war aber im Gegensatz dazu mit größter Sorgfalt modelliert. Es stellte ein geöffnetes Auge dar, zwar ohne Lider und Wimpern, aber mit schraffierter Iris und runder Pupille. Und bevor sich die Dunkelheit wieder darüber senkte, blitzte die Pupille wach und boshaft auf und starrte mich an.
    Der schwarze Schatten griff nach mir, die Katze machte einen Satz. Hinter mir hörte ich Sobek zerbersten. Ich landete auf dem Boden und sauste zur nächsten Tür. Es war höchste Zeit, den Ort des Geschehens zu verlassen. Ich hatte genug gesehen. Ich machte mir nicht vor, dass ich noch mehr ausrichten könnte.
    Ein Wurfgeschoss sauste über meinen Kopf hinweg, prallte gegen die Tür und zerbrach sie. Die Katze sprang durch den Spalt, schwere Schritte schlurften hinterher.
    Jetzt befand ich mich in einem kleinen dunklen Raum, in dem lauter empfindliche fremdländische Textilien ausgestellt waren. An der hinteren Wand verhieß ein hohes Fenster einen Fluchtweg. Mit angelegten Ohren und Barthaaren und über den Steinboden klackernden Krallen sauste die Katze drauflos, sprang… und warf sich in letzter Sekunde mit einem nicht sehr katzenhaften Fluch zur Seite. Sie hatte draußen vor dem Fenster die weiß glühenden Fäden eines hochmagischen Abwehrnetzes erspäht. Die Zauberer waren eingetroffen. Wir waren von der Außenwelt abgeriegelt.
    Die Katze drehte sich um sich selbst, suchte einen anderen Ausgang, fand aber keinen.
    Diese verdammten Zauberer!
    Eine wabernde schwarze Wolke füllte den ganzen Türrahmen aus.
    Die Katze duckte sich abwehrend und drückte sich auf den Boden. Hinter ihr trommelte der Regen an die Scheiben.
    Einen Augenblick regten sich weder Katze noch Wolke, dann schoss etwas Kleines, Weißes aus der Wolke und flog quer durch den Raum: Sobeks abgerissener Krokodilkopf. Die Katze sprang zur Seite. Der Kopf flog krachend durchs Fenster und britzelte, als er auf das Netz traf. Heißer Wasserdampf vom Regen wehte durch die zerbrochene Scheibe herein und mit einem Mal zog es kräftig. Die Wandteppiche und anderen Stoffe flatterten.
    Schritte. Das Dunkel kam näher und breitete sich unaufhaltsam aus. Die Katze verzog sich in die hinterste Ecke und machte sich so klein, wie es nur ging. Gleich würde mich das Auge erspähen… Wieder trieb
    ein Regenschauer herein, eine Bö blähte die Stoffe. Mir kam eine Idee.
    Keine besonders gute, aber in meiner Lage war ich nicht wählerisch.
    Die Katze schnellte hoch und krallte sich in den nächstbesten Stoffstück, ein brüchiges Gewebe, vielleicht aus Amerika, das stilisierte Menschen auf einem stilisierten Maisfeld zeigte. Sie kletterte bis ganz nach oben, wo das Ausstellungsstück mit dünnen Kordeln an der Wand befestigt war. Ein Klauenhieb und das Tuch löste sich. Sofort wurde es vom Wind erfasst und gegen die schwarze Wolke geweht, wo er gegen etwas Festes schlug.
    Die Katze hing schon am nächsten Wandteppich und säbelte die Aufhängung durch, dann am übernächsten. Im Nu flatterten ein halbes Dutzend Stoffe durch den Raum und tanzten wie bleiche Gespenster in Wind und Regen.
    Das Wesen in der Wolke hatte sich aus dem ersten Tuch befreit, doch schon wehte das nächste heran. Von überall schwebten und wirbelten Stoffbahnen herab, verwirrten meinen Gegner und nahmen ihm die Sicht. Ich spürte, wie er mit seinen Riesenarmen um sich schlug, auf seinen Riesenbeinen hin und her stapfte.
    Nichts wie weg.
    Das war leichter gesagt als getan, denn die schwarze Wolke schien jetzt den ganzen Raum zu füllen.Ich hatte nicht vor, mit dem darin verborgenen, todbringenden Geschöpf nähere Bekanntschaft zu schließen. Deshalb schob ich mich immer schön an der Wand lang in Richtung Tür.
    Als ich auf halber Strecke war, schien das fremde Wesen endgültig Nerven und Durchblick zu verlieren. Man hörte es laut aufstampfen und ein gewaltiger Hieb traf die linke Wand. Putz rieselte von der Decke, Staub und Schutt gesellten sich zu Wind und Regen und den umherwehenden antiken Textilien.
    Beim zweiten Schlag gab die Wand nach und damit auch die ganze Decke.
    Im ersten Schreck saß die Katze mit aufgerissenen Augen wie gelähmt da, dann rollte sie sich rasch zur Kugel zusammen.
    Im nächsten Augenblick stürzten tonnenweise Steine, Ziegel, Zement, Stahl und diverse andere Baustoffe auf mich herab und begruben

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