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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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weiterhin, was er will, und Mr Mandrake hat seinen Dämon eingebüßt. Kein sehr erhebendes Resümee, das ich nichtsdestotrotz dem Premierminister mitteilen muss.«
    »Bitte bleiben Sie sitzen, Henry.« Miss Whitwells Ton war so giftig, dass Nathanael eine Gänsehaut bekam. Dem Polizeichef schien es ähnlich zu gehen, denn er hielt inne und ließ sich wieder in die Polster sinken. »Die Untersuchungen sind noch nicht beendet«, fuhr sie fort. »Lassen Sie uns noch einen Augenblick abwarten.«
    Mr Duvall schnippte mit den Fingern. Ein Lakai trat mit einem Silbertablett voller gefüllter Weingläser herzu. Mr Duvall nahm sich ein Glas und ließ den Wein gedankenverloren darin kreisen. Abermals herrschte Stille.
    Schließlich meldete sich Julius Tallow zu Wort und sagte unter seinem breitkrempigen Hut hervor: »Bloß schade, dass nicht mein Dämon vor Ort war! Mein Nemaides ist ein tüchtiger Kerl und hätte es bestimmt geschafft, vor seinem Ableben irgendwie mit mir Verbindung aufzunehmen. Dieser Bartimäus war offensichtlich ein ziemlicher Schwächling.«
    Nathanael warf ihm einen wütenden Blick zu, sagte aber nichts.
    »Ihr Dämon«, sagte Duvall und sah Nathanael plötzlich direkt an, »welche Kategorie war er?«
    »Ein Dschinn der vierten Kategorie, Sir.«
    »Die Kerle sind nicht zu unterschätzen.« Er trank seinen Wein in einem Zug aus und rote Reflexe tanzten über die Zimmerdecke. »Hinterlistig und schwer zu befehligen. Nur wenigen Zauberern Ihres Alters gelingt das.«
    Die Anspielung war eindeutig. Nathanael ging nicht darauf ein. »Ich tue mein Bestes, Sir.«
    »Sie erfordern komplizierte Beschwörungen. Fehlerhafte Formeln können den Zauberer sogar umbringen oder der Dämon läuft plötzlich Amok. So was kann schlimme Folgen haben… ganze Gebäude können dabei zerstört werden…« Seine schwarzen Augen glitzerten gehässig.
    »In meinem Fall ist so etwas nicht vorgekommen«, erwiderte Nathanael fest. Er faltete die Hände, damit sie nicht mehr zitterten.
    Mr Tallow rümpfte die Nase. »Diesen jungen Mann hat man eindeutig zu früh befördert.«
    »Ganz recht«, sagte Duvall. »Das erste vernünftige Wort, das ich heute von Ihnen höre, Tallow. Vielleicht kann ja Miss Whitwell, die ihn befördert hat, etwas dazu sagen?« Er grinste.
    Aus Jessica Whitwells Blick sprach pure Boshaftigkeit. »Ich dachte immer, was fehlerhafte Formeln betrifft, seien Sie so was wie ein Experte, Julius«, konterte sie. »War nicht ein ähnlicher Vorfall daran schuld, dass Ihr Teint diesen kleidsamen Ton angenommen hat?«
    Mr Tallow zog sich den Hut tiefer ins gelbe Gesicht. »Ich konnte nichts dafür«, sagte er verdrossen. »In meinem Buch war ein Druckfehler.«
    Duvall lächelte und setzte das Glas an die Lippen. »Leiter der Inneren Angelegenheiten und verliest sich in seinem eigenen Buch. Herrje, wo soll das noch hinführen! Nun, wir werden ja sehen, ob nicht meine Abteilung etwas Licht in das düstere Kapitel der Widerstandsbewegung bringen kann, sobald sie nur ein paar Befugnisse mehr bekommt.« Er leerte sein Glas auf einen Zug. »Als Erstes werde ich anregen…«
    Ohne jegliches Geräusch, ohne Geruchsentwicklung oder andere Bühneneffekte war das Pentagramm plötzlich wieder besetzt. Der kleine, schüchterne Mann war zurückgekehrt, diesmal mit zwei Bärenpfoten statt einer, und er trug ein verdrecktes Etwas – eine schlaffe, leblos aussehende Katze.
    Der Dämon öffnete den Mund, ließ aber dann, als ihm wieder einfiel, wie unterwürfig er sich zuvor gebärdet hatte, die Katze unsanft fallen, sodass er sie nur noch mit einer Hand am Schwanz festhielt. Die andere Hand brauchte er, um dienstfertig die Mütze zu lüften. »Madam«, begann er, »das Vieh hier haben wir zwischen zwei zersplitterten Balken gefunden. Es war so eingeklemmt, dass wir es beim ersten Mal übersehen haben.«
    Miss Whitwell runzelte angewidert die Stirn. »Ich weiß ja nicht… lohnt es sich, dass wir uns damit befassen?«
    Nathanael ging es nicht anders als seiner Meisterin, seine Linsen halfen ihm in diesem Fall nicht weiter. In seinen Augen war das Tier auf allen drei Ebenen eine Katze. Trotzdem erriet er, wen er da vor sich hatte, und der Betreffende schien tot zu sein. Er kniff die Lippen zusammen.
    Der kleine Mann verzog das Gesicht und ließ die Katze am Schwanz hin und her schaukeln. »Hängt davon ab, was Sie mit ›lohnt‹ meinen, Madam. Es ist ein ziemlich übler Typ Dschinn, das steht mal fest. Er ist hässlich, ungepflegt und

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