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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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her.«
    Der Bär duckte sich zum Sprung und war fort.
    Julius Tallow schenkte Nathanael ein falsches Lächeln. »So einen Diener brauchen Sie, Mandrake! Keine Widerworte, kein Gewäsch. Gehorcht aufs Wort. An Ihrer Stelle würde ich zusehen, dass ich diesen Dummschwätzer loswerde.«
    Der Panter peitschte mit dem Schwanz. »He, wir haben schließlich alle unsere kleinen Schwächen, Kumpel. Ich rede halt gern ein bisschen viel. Dafür siehst du aus wie eine Butterblumenwiese im Anzug.«
    »Der Verräter Lovelace besaß eine interessante Sammlung«, sinnierte Miss Whitwell, ohne sich von Tallows Wutgebrüll stören zu lassen. »Das Golemauge war nur einer von mehreren beachtenswerten Gegenständen, die wir beschlagnahmt haben. Ich bin schon gespannt.«
    Da erschien der Bär wieder und landete leichtfüßig in seinem Runen-kreis. Seine Pfoten waren leer, bis auf die Mütze, die er betreten hin und her drehte.
    »Stimmt, genau so einen Diener brauchst du«, sagte der Panter. »Kein Gewäsch. Gehorcht aufs Wort. Und ist zu nichts zu gebrauchen. Bestimmt hat er seinen Auftrag vergessen, wart’s nur ab.«
    Miss Whitwell gestikulierte ungeduldig. »Hast du die Sammlung Lovelace gesichtet, Shubit?«
    »Jawohl, Madam.«
    »War ein Lehmauge dabei?«
    »Nein, Madam.«
    »War es auf der Inventarliste aufgeführt?«
    »Jawohl. Nummer vierunddreißig, Madam: ›Auge aus Lehm, neun Zentimeter Durchmesser, verziert mit kabbalistischen Symbolen. Verwendungszweck: Golemauge. Herkunft: Prag.‹«
    »Du kannst gehen.« Miss Whitwell ließ ihren Sessel wieder herumwirbeln und blickte die anderen an. »Sie haben es gehört«, sagte sie, »ursprünglich war so ein Auge vorhanden. Aber es ist nicht mehr da.«
    Nathanael lief vor Aufregung rot an. »Das kann kein Zufall sein, Madam! Jemand hat es gestohlen und benutzt.«
    »Hatte Lovelace in seiner Sammlung denn auch das entsprechende Pergament?«, fragte Tallow gereizt. »Natürlich nicht! Und wo soll das auf einmal hergekommen sein?«
    »Das müssen wir eben herausfinden«, antwortete Jessica Whitwell. Sie rieb sich die dünnen, blassen Hände. »Meine Herren, es hat sich eine völlig neue Situation ergeben. Nach dem Debakel von heute Abend wird Duvall den Premierminister drängen, seine Befugnisse auf meine Kosten zu erweitern. Ich muss sofort nach Richmond und mich darauf vorbereiten, Widerspruch einzulegen. Ich möchte, dass Sie in meiner Abwesenheit die Sicherheitsmaßnahmen koordinieren, Tallow. Der Golem – falls es sich tatsächlich um einen solchen handelt – wird erneut zuschlagen. Ich übertrage Ihnen die alleinige Verantwortung.«
    Mr Tallow nickte selbstgefällig. Nathanael räusperte sich. »Sie…äh… Sie wünschen nicht mehr, dass ich mich mit der Sache befasse, Madam?«
    »Nein. Deine Karriere hängt am seidenen Faden, John. Ich habe dich mit einer großen Verantwortung betraut und was ist dabei herausgekommen? Die National Gallery und das British Museum wurden verwüstet. Immerhin hat uns dein Dämon einen Hinweis geliefert, mit welchem Gegner wir es zu tun haben. Jetzt müssen wir herausbekommen, wer ihn befehligt. Eine feindlich gesonnene Nation? Ein einheimischer Aufrührer? Der Diebstahl des Golemauges legt den Verdacht nahe, dass irgendjemand den verloren geglaubten Bannspruch wiedergefunden hat. An diesem Punkt musst du ansetzen. Finde heraus, wer diese Kunst noch beherrscht, und zwar umgehend.«
    »Sehr wohl, Madam, wie Sie wünschen, Madam.« Zweifel trübten Nathanaels Blick. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er das anstellen sollte.
    »Wir gehen auf dem Weg über seinen Herrn gegen den Golem vor«, sagte Miss Whitwell. »Wenn wir an das Geheimwissen herankommen, wissen wir auch, wer hinter dem Ganzen steckt, und dann wird nicht mehr lange gefackelt.« Ihr Ton war schroff.
    »Jawohl, Madam.«
    »Dein Dschinn scheint ja ganz nützlich zu sein…« Sie betrachtete den Panter, der ihnen den Rücken zugedreht hatte, sich putzte und die Unterhaltung beflissen ignorierte.
    Nathanael machte ein säuerliches Gesicht. »Geht so.«
    »Er hat den Kampf mit dem Golem überlebt, das ist noch keinem gelungen. Nimm ihn mit.«
    Nathanael stutzte. »Verzeihung, Madam, aber ich fürchte, ich habe Sie nicht richtig verstanden. Wo soll ich denn hin?«
    Jessica Whitwell stand auf und wandte sich zum Gehen. »Na, wohin wohl? In die historische Heimat aller Golems. An den einzigen Ort, an dem, wenn überhaupt, das Geheimwissen überdauert hat. Ich möchte, dass du nach Prag

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