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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Mandrake seine besseren Eigenschaften hinter einer Fassade aus Kriechertum und Prahlerei. Seine Vergangenheit – die Jahre bei den Underwoods, als er noch ein unsicheres, verletzliches Kind gewesen war, die Ideale, für die er einst eingetreten war –, das alles hatte er verdrängt und wollte nichts mehr davon wissen. Er schottete sich von allem ab, was ihn daran erinnerte, nur von mir nicht. Offenbar brachte er es einfach nicht übers Herz, diese letzte Verbindung zu kappen.
    Feinfühlig wie immer, unterbreitete ich ihm diese meine Theorie, aber Mandrake wollte meinen Sticheleien nicht mal zuhören. Er war ein schwer geprüfter Mann. 9
(Mir ist schon klar, dass ich den Begriff »Mann« hier ein bisschen überstrapaziere. Als inzwischen halbwegs ausgewachsener Teenager wäre er mit knapper Not als Mann durchgegangen. Von hinten. Von ganz weit weg. Bei Mondfinsternis. )
Der Krieg in Amerika war unglaublich kostspielig, die britischen Versorgungslinien hoffnungslos überdehnt. Da sich die Zauberer mit nichts anderem mehr beschäftigten, regte sich auch an anderen Ecken und Enden des Reiches Widerstand. London wimmelte von ausländischen Geheimagenten wie ein fauler Apfel von Maden. Die Gewöhnlichen waren unberechenbar geworden. Um dem entgegenzutreten, schuftete Mandrake wie ein Sklave.
    Na ja, nicht direkt wie ein Sklave. Das war meine Rolle, und zwar eine ziemlich undankbare. Damals, als mein Herr noch in der Abteilung für Inneres gearbeitet hatte, waren wenigstens manche seiner Aufträge meinen Fähigkeiten einigermaßen angemessen gewesen. Ich hatte feindliche Nachrichten abgefangen und entschlüsselt, falsche Gerüchte in Umlauf gebracht, mich an die Fersen feindlicher Wesenheiten geheftet und ein paar davon vermöbelt, usw. Saubere, befriedigende Arbeit war das gewesen, ordentliches, ehrbares Handwerk sozusagen. Zusätzlich unterstützte ich Mandrake und die Polizei bei der Suche nach zwei Flüchtigen aus der Golem-Affäre. Der eine war ein gewisser geheimnisvoller Söldner (besondere Merkmale: dichter Bart, finstere Miene, angeberische schwarze Klamotten, grundsätzliche Immunität gegenüber Infernos/Detonationen/so ziemlich allem anderen). Zuletzt war er im fernen Prag gesehen worden, und wie zu erwarten war, hatte sich seine Spur seither verloren. Der andere war ein noch nebulöserer Kunde, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte. Er nannte sich Hopkins und gab sich als Gelehrter aus. Man verdächtigte ihn, maßgeblich an der Golem-Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, und munkelte, dass er mit dem Widerstand unter einer Decke steckte. Allerdings konnte es sich bei ihm ebenso gut um ein Phantom handeln, denn es ließ sich kaum etwas Handfestes über ihn herausfinden. Im Ausleihverzeichnis einer alten Bibliothek entdeckten wir eine krakelige Unterschrift, die eventuell seine war, das war alles. Die Spur, falls man es überhaupt so nennen konnte, verlief im Sande.
    Dann wurde Mandrake Informationsminister und ich alsbald zu stupiden Arbeiten verdonnert, wie z.B. 1000 Reklamewände in ganz London mit Plakaten zu bestücken und, ebenfalls in ganz London, Werbebroschüren in 25000 Briefkästen zu verteilen, seltenes Viehzeug für die Volksbelustigung an öffentlichen Feiertagen 6
(Nach dem Vorbild des antiken Rom versuchten die Zauberer, das Volk mittels zahlreicher Feiertage bei Laune zu halten, bei welchen Gelegenheiten in allen großen Parkanlagen kostenlose Veranstaltungen stattfanden. Exotische Viecher aus dem ganzen Weltreich wurden in Käfigen zur Schau gestellt, ebenso niedere Kobolde und Elfen, die man angeblich im Kriegsgebiet »gefangen genommen« hatte. Auch gefangene Menschen wurden durch die Straßen geführt und in den Pavillons im St Jamess Park in besonderen Glasglocken dem allgemeinen Spott preisgegeben.)
aufzutreiben und mich um dessen Verköstigung und »Pflege« zu kümmern, stundenlang kreuz und quer über die Hauptstadt zu fliegen und Spruchbänder mit Kriegspropaganda hinter mir herzuziehen. Schimpft mich meinetwegen wählerisch, aber wenn man sich einen 5000 Jahre alten Dschinn vorstellt, der einst die Geißel der Völker und der Vertraute von Königen war, fallen einem wahrlich andere Aufgabenbereiche ein, oder? Brand-gefährliche Spionageaufträge und schon verloren geglaubte Schlachten, atemberaubende Verfolgungsjagden und überhaupt vielschichtige Unterhaltung auf höchstem Niveau. Niemand käme auf die Idee, einen solchen Dschinn zu zwingen, vor Feiertagen riesige

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