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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ich seinen Namen irgendwem verraten sollte, behandelte er mich bei unseren geschäftlichen Zusammenkünften meist mit respektvoller Zurückhaltung. Ich bewahrte Stillschweigen über seinen Namen und er bewahrte mich vor den heikelsten Aufträgen, nämlich vor dem Frontdienst in Amerika. Dort starben die Dschinn in hellen Scharen und der Nachhall dieser Verluste war auch am Anderen Ort schmerzlich zu spüren, deshalb war ich heilfroh, mich nicht daran beteiligen zu müssen. 7
(Denjenigen von uns, die sich mit der Geschichte der Menschheit auskannten, war der Anlass für diesen jüngsten Krieg geradezu deprimierend vertraut. Schon seit Jahren hatten sich die Amerikaner geweigert, die von London geforderten Steuern zu zahlen. Daraufhin griffen die Briten zum ältesten Mittel überhaupt und schickten ihre Soldaten über den großen Teich, um den Kolonisten ordentlich eins aufs Dach zu geben. Nach den ersten leicht errungenen Siegen kam der Feldzug ins Stocken. Die Aufständischen zogen sich in die dichten Wälder zurück und schickten ihre Dschinn aus, den nachrückenden britischen Truppen aufzulauern. Mehrere prominente britische Zauberer wurden getötet, die Sechste und Siebte Flotte wurden als Verstärkung aus dem Gelben Meer zurückbeordert, trotzdem fanden die Kampfhandlungen kein Ende. Die britischen Truppen verausgabten sich nun schon monatelang in der amerikanischen Wildnis und das wiederum hatte Auswirkungen rund um den Erdball. )
    Jahre gingen ins Land. Mandrake stürzte sich mit gewohntem Eifer in die Arbeit. Man bot ihm eine Beförderung an und er griff zu. Inzwischen war er Informationsminister und zählte zu den einflussreichsten Politikern im britischen Weltreich. 8
(Das hatte er letztendlich dem Krieg zu verdanken. Die Partisanenbanden der Aufständischen machten der britischen Armee arg zu schaffen. Nach einem Jahr verlustreicher Kämpfe besuchte der Außenminister, ein gewisser Mr Fry, unangemeldet die Kolonien mit der Absicht, einen Waffenstillstand zu erwirken. Unterwegs bewachten ihn acht Zauberer, und ein Trupp Horla wich ihm nicht von der Seite – der Minister war unverwundbar. Tja, falsch gedacht. Gleich an seinem Ankunftstag wurde er beim Abendessen in Philadelphia von einem hinterhältigen Kobold erschlagen, der sich in einer Pastete versteckt hatte. In der allgemeinen Aufregung mischte der Premierminister sein Kabinett neu und Mandrake rückte in die höchsten Regierungskreise auf. )
    Offiziell bestand seine Aufgabe darin, die Propaganda zu organisieren, das heißt, sich auszudenken, wie man der britischen Bevölkerung den Krieg schmackhaft machen konnte. Inoffiziell betreute er auf Geheiß des Premierministers immer noch die polizeilichen Aktivitäten, für die er in der Abteilung für Inneres zuständig gewesen war. Er unterhielt ein widerliches Netzwerk von Spitzeln, Dschinn und Menschen, die ihm persönlich Bericht erstatteten. Seine zuvor schon erhebliche Arbeitsbelastung wurde nachgerade erdrückend.
    Damit veränderte sich die Persönlichkeit meines Herrn und Meisters sehr zu seinem Nachteil. Er hatte noch nie durch besondere Umgänglichkeit geglänzt, jetzt aber wurde er ausgesprochen schroff und ungesellig und war weniger denn je gewillt, mit einem gut gelaunten Dschinn ein Schwätzchen zu halten. Stattdessen beschwor er mich immer öfter aus immer geringfügigeren Anlässen.
    Weshalb er sich so verhielt? In erster Linie sicherlich deshalb, damit mich nicht womöglich ein anderer Zauberer beschwor. Seine ständige Angst, ich könnte einem seiner Feinde seinen Geburtsnamen verraten und ihn damit angreifbar machen, wurde von chronischer Übermüdung und Verfolgungswahn noch geschürt. Gut, diese Befürchtung war nicht aus der Luft gegriffen, ich hätte mich durchaus so verhalten können. Man weiß ja nie. Aber schließlich war er davor auch ohne mich ausgekommen und ihm war nichts zugestoßen. Deshalb vermutete ich, dass noch etwas anderes dahintersteckte.
    Mandrake verbarg seine Gefühle recht gut, aber sein Leben bestand im Grunde nur noch aus Arbeit – unerbittlich und uferlos. Schlimmer noch, er war jetzt von einer Bande gemeingefährlicher Irrer umgeben, den anderen Ministern, von denen ihm die meisten nur zu gern eins ausgewischt hätten. Eine Zeit lang war sein einziger Vertrauter ein bekannter Stückeschreiber namens Quentin Makepeace, doch auch der war wie alle anderen nur auf sein eigenes Fortkommen bedacht. Um in dieser unterkühlten Umgebung nicht unterzugehen, verbarg

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