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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Staunen spiegelte sich in seinem Gesicht. Er atmete tief aus und ließ sich mit dem Rücken zum Schreibtisch auf den Boden fallen. »Verstehe«, sagte er, »verstehe.«
    Kitty räusperte sich. »Ich erzähle es dir gleich, aber erst bringst du mir den Spiegel da drüben.«
    »Wenn ich du wäre…«
    »Ich will es lieber sehen, als mir sonst was vorzustellen«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Mach schon. Wir können hier nicht ewig rumtrödeln.«
    Sie ließ sich partout nicht davon abbringen.
    »Eigentlich ist es auch nicht viel anders als das, was Jakob mit der Schwarzen Schleuder passiert ist. Ihm ging es hinterher ja auch wieder gut.«
    »Stimmt.« Dem Zauberer wurden die Hände lahm, er musste den Spiegel wieder aufrichten.
    »Die Haare kann man färben.«
    »Ja.«
    »Und das Übrige – daran gewöhne ich mich schon.«
    »Ja.«
    »So in fünfzig Jahren.«
    »Es sind bloß Falten, Kitty, ganz normale Falten, wie sie viele Leute haben. Vielleicht gehen sie ja auch wieder weg.«
    »Glaubst du?«
    »Ja. Verglichen mit vorhin, als ich dich gefunden habe, siehst du schon viel besser aus.«
    »Ehrlich?«
    »Klar. Außerdem – schau mich doch an. Siehst du die Blasen?«
    »Ich wollte schon fragen.«
    »Die kommen von einer Pestilenz. Als ich den Stab geholt habe.«
    »Aha. Aber dass ich so schwach bin, ist mir unheimlich, Nathanael. Wenn ich nun nie mehr…?«
    »Das wird schon wieder. Guck mal, wie du mit den Händen fuchtelst. Das hättest du vor fünf Minuten noch nicht geschafft.«
    »Echt nicht? Na hoffentlich. Jetzt, wo du’s sagst, fühle ich mich tatsächlich schon ein bisschen kräftiger.«
    »Na, siehst du.«
    »Aber es ist schwer auszuhalten, wenn man im Spiegel ein… ein fremdes Gesicht sieht. Wenn nichts mehr wie vorher ist!«
    »Nicht ›nichts‹«, widersprach er.
    »Sondern?«
    »Deine Augen zum Beispiel, die sind noch genau dieselben.«
    »Hm.« Sie spähte zweifelnd in den Spiegel. »Findest du?«
    »Wenn du nicht so komisch blinzelst… Jetzt glaub mir endlich.« Er ließ den Spiegel sinken und legte ihn auf den Tisch. »Ich muss dir was sagen, Kitty. Die Dämonen sind schon losgezogen und treiben in der Stadt ihr Unwesen. Als ich dich gefunden hatte, wollte ich den Stab aktivieren, aber«, er seufzte, »ich hab’s nicht geschafft. An den Formeln kann es nicht liegen, damit kenne ich mich heutzutage besser aus als damals, sondern… allein bringe ich die nötige Willenskraft nicht auf. Und ohne den Stab können wir gegen Nouda nichts ausrichten.«
    »Nathanael…«
    »Vielleicht sind ja noch ein paar andere Zauberer am Leben und nicht von den Dämonen umgepolt, das habe ich noch nicht überprüft. Aber selbst wenn es uns gelingt, ein paar Verbündete aufzutreiben und ihre Dschinn auf unsere Seite zu bringen, ist Nouda uns immer noch haushoch überlegen. Ohne den Stab ist es sinnlos.«
    »Das stimmt nicht.« Kitty beugte sich vor. (Tatsächlich fiel es ihr schon leichter, sich zu bewegen. Anfangs hatte sie sich so steif und ungelenk gefühlt, als verweigerten ihr alle Muskeln und Gelenke den Dienst.) »Ich habe den Anderen Ort schließlich nicht zu meinem Privatvergnügen aufgesucht«, sagte sie barsch. »Du hast den Stab beschafft, ich habe Bartimäus geholt. Jetzt müssen wir nur noch beides zusammenbringen.« Sie grinste. Der Zauberer schüttelte verdrossen den Kopf. »Nämlich wie?« »Tja, ich fürchte, was jetzt kommt, wird dir gar nicht gefallen.«

Bartimäus
32
    Die Schwefelwolke über dem Pentagramm verdichtete sich zu einer kümmerlichen Rauchsäule. Sie brodelte zur Decke empor wie ein verstopfter Trinkbrunnen. Dann tauchten mittendrin zwei ängstlich blinzelnde Augen auf.
    Mir war gar nicht wohl bei der Sache.
    Der dunkelhaarige Junge stand, auf den Stab gestützt, im benachbarten Pentagramm. Ich erkannte das Ding sofort wieder. Was kein Kunststück war, denn die Aura des Talismans drang mit der Wucht einer Sonnenprotuberanz auf meinen Bannkreis ein. Meine Substanz bibberte.
    Mist. Ich war immer noch nicht kräftig genug. Ich hätte mich nicht beschwatzen lassen sollen.
    Allerdings schien es dem Zauberer nicht viel anders zu gehen. Sein Teint hatte den Farbton vergorener Milch.
    Er riss sich einigermaßen zusammen und versuchte, Eindruck zu schinden. »Bartimäus.«
    »Nathanael.« 1 (
Wir taten beide unser Möglichstes, um die Begrüßung knapp, selbstbewusst und feindselig zu halten. Es gelang keinem von uns beiden so recht. Seine Stimme bewegte sich in einer Tonlage, die eher für

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