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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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mitkommst und uns hilfst, London zu retten, führst du damit Ptolemäus’ Werk fort. Menschen und Dschinn tun sich zusammen, so hat er es doch gewollt, nicht wahr?
    Der Junge schaute ins Leere. Ptolemäus hat mich nie zu etwas gezwungen.
    Ich zwinge dich auch zu nichts. Du kannst tun und lassen, was du willst. Ich bitte dich bloß um Hilfe. Wenn du nicht darauf eingehst, auch gut.
    Na ja, der Junge reckte die mageren braunen Arme, es wäre zwar wider alles bessere Wissen, aber Faquarl einen Strich durch die Rechnung zu machen, reizt mich schon. Aber dafür brauchen wir unbedingt den Stab, sonst können wir es gleich vergessen. Und lange bleibe ich auch nicht, schon gar nicht, wenn es auf eine Zusammenarbeit mit diesem…
    Vielen Dank, Bartimäus! Im Überschwang schlang Kittys Abbild dem Jungen die Ärmchen um den Hals. Der klobige Kopf lehnte kurz an seiner schmalen dunklen Stirn.
    Schon gut, schon gut. Werd bloß nicht rührselig. Du hast dein Opfer gebracht, jetzt bin wohl ich an der Reihe.
    Sanft, aber entschlossen befreite sich der Junge aus der Umarmung und stand auf.
    Geh lieber wieder zurück, sagte er, ehe es zu spät ist.
    Die Puppe sprang wutentbrannt auf.
    Warum sagst du das dauernd? Was soll das? Was für ein Opfer überhaupt?
    Entschuldigung, ich dachte, du weißt Bescheid.
    Worüber denn? Ich knall dir gleich eine.
    Wie denn? Du hast ja nicht mal Hände.
    Oder… oder… ich schubs dich von der Treppe. Jetzt sag schon!
    Der Andere Ort ist euch Menschen nicht zuträglich, Kitty. So wie meine Substanz auf der Erde Schaden nimmt, leidet deine Substanz hier.
    Und das heißt?
    Das heißt, dass du dich vorsätzlich von deinem Körper entfernt hast. Allerdings zum Glück noch nicht lange. Ptolemäus ist länger hier geblieben, weil er so viele Fragen hatte. Er war doppelt so lange hier wie du bis jetzt. Aber…
    Aber? Red schon!
    Die Puppe kam mit ausgestreckten Armen und drohend vorgeschobenem Kopf auf den Jungen zu. Der wich noch weiter zurück, bis er auf der untersten Stufe balancierte.
    Merkst du nicht, wie gut du das Ding inzwischen lenken kannst? Erst wollte es dir gar nicht gelingen, aber inzwischen löst du dich von deinen irdischen Beschränkungen. Als Ptolemäus zurückkehrte, hatte er fast alles vergessen. Er konnte nicht mehr gehen, konnte Arme und Beine nicht mehr richtig bewegen. Er hatte kaum noch die Kraft, mich zu beschwören. Das ist aber noch nicht alles. Solange du hier bist, liegt dein irdischer Leib im Sterben. Das kann man ihm ja wohl nicht verdenken, oder? Schließlich hast du ihn verlassen. Geh lieber zurück, Kitty, je eher, desto besser.
    Aber wie?, flüsterte sie. Ich weiß nicht, wie.
    Sie bekam Angst. Ihr knubbelköpfiges Abbild stand untröstlich auf der Treppe. Der Junge kam herbei und küsste es lächelnd auf die Stirn.
    Das ist ganz einfach, erwiderte Bartimäus. Die Pforte ist immer noch offen. Ich kann dich entlassen. Beruhige dich. Du hast dein Teil getan.
    Er trat zurück. Puppe, Junge und Gebäude zerbarsten in lauter Flocken und Schlieren. Kitty flog durch den Mahlstrom des Anderen Ortes, durch Lichter und strudelnde Farben, trieb weiter und immer weiter durch die Schwerelosigkeit des Todes.
     

Teil Fünf
Bartimäus
Alexandria, 124 v. Chr.
    Ein weiter Satz, eine strauchelnde Landung – wir stolperten die von Säulen flankierten Stufen vor der grün verwitterten Bronzetür hinauf. Ich stieß sie auf und humpelte ins Heiligtum der Gottheit. Kühle, abgestandene Luft, keine Fenster. Ich drückte die Tür hinter uns zu und legte den altertümlichen Riegel vor. Schon prallte von außen etwas dagegen.
    Ich wirkte der Ordnung halber ein Siegel über die Tür und schickte ein Irrlicht zur Decke hoch, wo es summend und flimmernd rosiges Licht verströmte. An der hinteren Wand stand die Bronzestatue eines bärtigen Zausels und glotzte uns würdevoll und missbilligend an. Von draußen ertönte das derbe Flappen lederner Schwingen.
    Ich bettete meinen Herrn unter dem Irrlicht auf den Boden und beugte mich über ihn. Sein Atem ging stoßweise, sein Gewand war blutgetränkt. Aus seinem verwüsteten Gesicht, das eingeschrumpelt und runzlig wie Dörrobst war, schien alle Farbe gewichen.
    Er öffnete die Augen und stützte sich auf den Ellbogen. »Ruhig«, mahnte ich. »Schont Eure Kräfte.«
    »Das ist nicht nötig, Bartimäus«, erwiderte er und benutzte meinen richtigen Namen. »Jetzt nicht mehr.«
    »Das will ich nicht gehört haben«, knurrte der Löwe. »Das hier ist eine

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