Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Fledermäuse und Hundepfeifen reserviert ist, ich dagegen flötete wie eine alte Jungfer, die sich zu ihrer Tasse Tee noch ein Sandwich bestellt. )
Er räusperte sich, blickte zu Boden, kratzte sich am Kopf, summte ein paar schräge Töne… er machte so ziemlich alles, außer mir männlich fest ins Auge zu blicken. Was nicht heißen soll, dass ich eine bessere Show abzog. Statt bedrohlich zu wabern, sah die Rauchsäule aus, als würde sie sich gleich in ein paar hübsche Kringel und Schlaufen auflösen. Wären wir beide miteinander allein gewesen, hätte ich wahrscheinlich irgendwann einen virtuellen Pullover gehäkelt, aber nachdem wir ein Weilchen so weitergemacht hatten, sagte jemand unwirsch:
»Kommt endlich zu Potte!«
Dreimal darfst du raten, wer das war. Zauberer und Rauchsäule drehten sich hüstelnd und grummelnd um und zogen einen beleidigten Flunsch.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Kitty, »ich beneide wirklich keinen von euch. Macht es einfach. Wir sind unter Zeitdruck.«
Sie war besser in Form, als ich erwartet hatte. Gut, sie machte einen angegriffenen Eindruck, klar, außerdem hatte sie graue Haare und Falten im Gesicht, aber sie war längst nicht so mitgenommen wie Ptolemäus seinerzeit. Ihre Augen waren wach und lebhaft und leuchteten immer noch vor Begeisterung über das, was sie erlebt hatte. Ich musterte sie teils bewundernd, teils mitfühlend.
»Immer mit der Ruhe«, konterte ich, »wir sind ja schon dabei.«
»Ganz recht«, pflichtete mir Nathanael bei. »Bloß nichts überstürzen.«
»Was verstehst du denn schon davon«, erwiderte sie verächtlich. »Wo hängt’s?«
»Also«, fing er an, »da wäre erstens…«
»Ich für mein Teil«, unterbrach ich ihn würdevoll, »habe diesem Vorschlag unter der Voraussetzung zugestimmt, dass sich mein Wirt in einigermaßen ansprechender körperlicher Verfassung befindet. Nachdem ich ihn jetzt gesehen habe, hege ich da gewisse Zweifel.«
»Was soll das heißen?« Der Zauberer war erbost.
»Wer kauft schon die Katze im Sack? Ich habe das Recht auf eine Inspektion. Zeig mal deine Zähne.«
»Hau bloß ab!«
»Tut mir Leid«, sagte ich, »aber der Typ taugt nichts. Der kann ja kaum stehen. Seine Haut ist von einer Pestilenz verbrutzelt und er blutet an der Schulter. Wahrscheinlich hat er auch Würmer und was weiß ich noch alles.«
»Was ist mit deiner Schulter los?«, wollte das Mädchen wissen.
Nathanael winkte ab und zuckte dabei zusammen. »Ach, nichts. Vergiss es.«
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Weil wir bekanntlich unter Zeitdruck sind, wie du uns dauernd unter die Nase reibst!«
»Eins zu null für dich«, bemerkte ich.
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ichüberhaupt noch mitmachen will«, fuhr der Zauberer mit einem scheelen Seitenblick auf mich fort. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das überhaupt funktionieren soll. Er ist sowieso zu schwach, um mir mit dem Stab zu helfen, abgesehen davon dass er viel zu gemein und hinterhältig ist. Weiß der Himmel, was er mit mir vorhat! Ich würde ja auch kein Wildschweinrudel bei mir im Schlafzimmer hausen lassen!«
»Ach so? Also ich reiße mich nun wirklich nicht drum, mich in diesem Schleimsack einzunisten«, rief ich. »Mir ist es da drin sowieso zu feucht und matschig. Lauter Rotz, igitt, Ohrenschmalz und…«
»Aufhören!«, brüllte Kitty. Ihrer Lunge hatte der kleine Ausflug eindeutig nicht geschadet. »Haltet die Klappe! Alle beide! Da draußen wird meine Stadt verwüstet und wir müssen endlich den Stab in Gang bringen. Das geht wohl nicht anders, als dass wir deine Kenntnisse, Nathanael, mit deinen Fähigkeiten, Bartimäus, kombinieren. Auch wenn ihr beide ein bisschen angeschlagen seid, müsste…«
Ich blickte Nathanael an. »Hast du das gehört? ›Ein bisschen‹, sagt sie.«
Er schüttelte angewidert den Kopf. »Also ehrlich!«
»…außerdem ist es ja nicht für immer und ewig. Höchstens für ein paar Stunden. Dann kannst du Bartimäus ein für alle Mal entlassen, Nathanael.«
»Halt mal«, erwiderte er. »Ich verlange eine Garantie dafür, dass mir der Kerl nicht den Verstand raubt. Das sähe ihm nämlich ähnlich.«
»Klar doch«, erwiderte ich bissig, »glaubst du, ich verbrenne meine Rückfahrkarte? Keine Bange, Kumpel, ich habe nicht vor, bis in alle Ewigkeit in deinem Kopf rumzuspuken! Ich sehne mich jetzt schon nach der Entlassung. Und mach dir nicht ins Hemd – ich fass auch nichts an.«
»Das will ich dir auch geraten haben.«
Wir funkelten
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